Dammbruch in Moosburg: Hilfskräfte führen Evakuierungsmaßnahmen durch
Nach einem Dammbruch spitzt sich in Moosburg die Hochwasser-Lage zu. Die Vize-Landrätin appelliert eindringlich, sich nicht gegen eine Evakuierung zu sträuben.
Landkreis - Die Hiobsbotschaft kam am Montagvormittag. Um diese Zeit ist es im Zuge des Hochwassers im Landkreis Freising zum ersten Dammbruch gekommen. Am Pillhofener Wehr an der Gemeindegrenze von Moosburg und Wang war der Schutzwall so durchweicht, dass er die mit großer Geschwindigkeit fließenden Wassermengen der Amper nicht mehr halten konnten. Glück im Unglück: Es war die von den großen Moosburger Wohngebieten abgewandte Seite, in der sich die Fluten Bahn brachen. Dennoch: Die Anwesen Wittibsmühle und Thalbach wurden überflutet, acht Bewohner mussten kurz darauf evakuiert werden.
Einige Stunden später drangen die Wassermassen dann zum Langen Weg vor und setzten die Erdgeschoße der Häuser dort unter Wasser. Hier liefen Sicherheitsvorkehrungen am späten Nachmittag an. Eine Möglichkeit, die Menschen unterzubringen, besteht in der Moosburger Stadthalle, wo das BRK nach Angaben von Einsatzleiter Hubert Böck 35 Feldbetten aufgestellt und weitere 35 in Reserve hat. Bereits abends zuvor waren vorsorglich die Bewohner der Asylbewerberunterkunft in Thalbach in Sicherheit gebracht worden. Auch die in den Koppeln bei Wittibsmühle angesiedelten Pferde wurden rechtzeitig umgesiedelt.
„Wichtig, dem Vorschlag der Einsatzkräfte zu folgen“
Dass es bei Evakuierungsmaßnahmen immer wieder zu Konflikten kommt, weil Betroffene ihre Häuser nicht verlassen wollen, hatte Böck bereits am Sonntag berichtet. Am Montag zeigte ein Fall, den Freisings Vize-Polizeichef Hans-Jürgen Hintermeier im Rahmen einer Pressekonferenz am Nachmittag schilderte, dass es in der aktuellen Extremsituation auch innerhalb von Familien zu Auseinandersetzungen kommt.
So hätten in einem Ortsteil von Langenbach Frauen und Kinder ihr Zuhause verlassen wollen, um sich in Sicherheit zu bringen, die Männern hätten sie aber nicht gehen lassen. Erst nachdem die Polizei gerufen wurde und kurz vor Eintreffen der Streife, hätten die Mütter mit ihren Kindern das Haus doch verlassen können, berichtete Hintermeier. „Allerdings sind sie kurze Zeit später zurückgekehrt.“

Die Vize-Landrätin und frühere Moosburger Bürgermeisterin Anita Meinelt nahm dies zum Anlass für einen eindringlichen Appell: „Die Einsatzkräfte, die zum Evakuieren kommen, machen das zum Schutz der Menschen. Ich kann nachvollziehen, dass es den Leuten nicht leicht fällt, sich von ihrem Haus, ihrem Hab und Gut, zu trennen. Aber es ist wichtig, dem Vorschlag der Einsatzkräfte zu folgen, weil es einfach eine so gefährliche Situation ist. Da geht es um die eigene Sicherheit und Gesundheit, aber letztendlich auch um die der Rettungskräfte, die teilweise am Limit arbeiten.“
Bereits in der Nacht zum Montag hatte sich der Hochwasserschwerpunkt vom Westen des Landkreises entlang der Amper Richtung Moosburg verschoben. Kreisbrandrat Manfred Danner sprach von einer „ziemlich dynamischen Lage“. So sei um Mitternacht ein Anruf aus Haag gekommen, dass der Scheitel erreicht und die Kläranlage überspült worden sei. Messungen in Inkofen ergaben einen Höchstpegel von 3,97 Meter. „Die Tendenz dort ist zwar fallend“, teilte Danner mit. „Aber der Pegel wird sich aufgrund des Zulaufs von den überfluteten Flächen auf einem sehr hohem Niveau halten.“

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Ein weiteres Hauptaugenmerk der Einsatzkräfte lag auf dem Amperüberleitungskanal in Moosburg. Dort waren in der Nacht zum Montag drei Pumpen im Einsatz, die insgesamt 51 000 Liter pro Minute weggepumpt haben, wie Michael Wüst vom THW erläuterte. Seit Montagmorgen ist sogar eine zusätzliche vierte Pumpe im Einsatz. „Hand in Hand schaffen wir es so, den Pegel ein Stück weit abzusenken, um das Einsatzziel zu erreichen: den Grundwasserdruck auf die Bonau deutlich zu reduzieren.“
Im westlichen Landkreis beruhigt sich die Lage hingegen. Wie Kreisbrandinspektor Roman Bittrich berichtete, sind die Wasserstände im Bereich Palzing und Zolling „akut gefallen“. In Palzing hätten die vorbereitenden Maßnahmen, den Damm um 40 Zentimeter zu erhöhen, tatsächlich Wirkung gezeigt. „Diese Arbeit war zum Glück nicht umsonst.“ Auch in Zolling fällt das Wasser laut Bittrich. „Hier drückt zwar das Grundwasser von unten. Aber das haben die örtlichen Freiwilligen Feuerwehren im Griff.“
Entspannt hat sich auch die Hochwasserlage in Hohenkammer und Allershausen, wie Landrat Helmut Petz in der Pressekonferenz mitteilte. In Hohenkammer, das in der Nacht zum Sonntag binnen weniger Minuten von einer regelrechten Welle überrollt worden war, hätten die Aufräumarbeiten begonnen. Die ersten Evakuierten könnten dort laut Landrat Petz in ihre Häuser zurückkehren.
Ausgelaufenes Öl in Kellern bereitet Sorge
In Allershausen finden derzeit massive Pumpmaßnahmen statt. Ein großes Problem bilden hier laut Kreisbrandrat Danner 18 Keller, in denen Öl ausgelaufen sei. „Wir haben Hilfeleistungskontingente aus den Landkreisen Erding und Traunstein angefordert. Die werden das Öl separieren, abpumpen und an Raffinerien abgeben.“ Wichtig sei, dass das mit Öl verseuchte Wasser nicht einfach mit herkömmlichen Tauchpumpen entfernt werden könnte. Danner rechnet damit, dass die Maßnahmen etwa sieben bis acht Tage dauern werden.“
Auch die Folgen des Dammbruchs werden so schnell nicht beseitigt sein, betonte Danner. „Der Bereich, der überspült ist, wird das solange bleiben, wie der Damm auf ist und dort Wasser kommt. Das werden wir nicht mehr retten können.“ Beeinträchtigt ist dadurch auch der Verkehr. Die überflutete Staatsstraße 2085 musste in Folge des Dammbruchs am Montag voll gesperrt werden.

Inzwischen hinterlässt der unermüdliche Einsatz der Rettungskräfte seine Spuren. Wie Hubert Böck vom Roten Kreuz sagte, wolle man aus dem Erdinger Bereich Unterstützung anfordern. „Unsere Leute brauchen etwas Pause.“ Zudem sind nach einem Hilfeleistungsantrag des Landratsamts 14 Soldaten herbeigeeilt. Sie helfen beim Evakuieren und auch im Bereich der Logistik.
Der Live-Ticker des Freisinger Tagblatt informiert laufend über die weitere Entwicklung des Hochwassers im Landkreis Freising.