Der Wasser-Kampf im Ampertal: Aufräumen in Hohenkammer, Überflutungen in Kirchdorf und Haag

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Das Ampertal wurde zum Ampersee: Auch im Gemeindegebiet Kirchdorf herrschte Land unter. Am Montag gingen die Pegel langsam zurück. © privat

Tag drei des verheerenden Hochwassers im Ampertal – und von Entwarnung kaum eine Spur. Trotzdem schimmert ein Funken Hoffnung durch die Fluten.

Hohenkammer/Kirchdorf/Haag – Wasser so weit das Auge reicht: Das Ampertal ist vom Hochwasser besonders betroffen. Teile von Hohenkammer versanken in den Fluten der Glonn. Auch Kirchdorf und Haag hatten zu kämpfen, denn auch die Amper trat massiv über die Ufer.

Landrat lobt Zusammenhalt

Am Montagnachmittag machte sich Bürgermeister Helmut Petz ein Bild von der Lage in Hohenkammer. Ihm hätten sich „erschütternde Bilder“ gezeigt, Menschen stünden vor den Trümmern ihrer Existenz, die sie sich über Jahrzehnte aufgebaut hätten. Was Petz vor Ort besonders beeindruckte, waren die Hilfsbereitschaft und der Zusammenhalt der Bevölkerung. „Die Leute nehmen sich in den Arm, aber vor allem packen sie an.“

Denn in Hohenkammer ging am Montag das große Aufräumen los, als das Wasser langsam abfloss. „Die Feuerwehren aus Hohenkammer, Schlipps und anderen umliegenden Gemeinden sind dabei, die Keller nach und nach auszupumpen“, berichtet Bürgermeister Mario Berti im FT-Gespräch. „Betroffen sind natürlich vor allem die Grundstücke, die schön an der Glonn liegen.“ Damit diese Haushalte – Berti schätzt mindestens 50 – beschädigte Gegenstände schnell entsorgen können, stellt die Gemeinde am Feuerwehrhaus, an der Pfarrer-Merk-Straße sowie an der Jahnstraße Container auf. Die Menschen, bei denen das Wasser auch das Erdgeschoß geflutet hat, können noch nicht in ihre Häuser zurück. Sie sind in Pensionen und Gasthäusern untergebracht.

Vor Ort: Landrat Helmut Petz (rechts, mit Bürgermeister Mario Berti und einem Anwohner) machte sich am Montag ein Bild von der Lage in Hohenkammer.
Vor Ort: Landrat Helmut Petz (rechts, mit Bürgermeister Mario Berti und einem Anwohner) machte sich am Montag ein Bild von der Lage in Hohenkammer. © Unruh

Neben Privathäusern und anderen Gebäuden sei auch die Infrastruktur der Gemeinde stark beschädigt worden, diverse Straßen seien aus- beziehungsweise unterspült. „Da kommen natürlich jetzt nach und nach Schäden hervor“, so der Bürgermeister, der am Sonntag für mehrere Stunden selbst in seinem von Wassermassen umzingelten Haus eingeschlossen war.

Kirchdorf: Sorge, ob der Deich hält

Im Vergleich zu Hohenkammer oder auch Allershausen, wo ein Seniorenheim evakuiert werden musste, hätten die meisten Kirchdorfer Glück gehabt, sagt Bürgermeister Uwe Gerlsbeck. „Bei uns sind die Ortschaften ja einige hundert Meter von der Amper weg.“ Am Sonntag habe man versucht, die Ortsteile Schnotting und Helfenbrunn mit Sandsäcken vor dem Wasser zu schützen. „Das hat viel geholfen.“ Am Montagmittag habe sich das Wasser gut einen halben Meter über dem Bauwerk befunden.

Trotzdem sei ungewiss, ob das Schlimmste schon überstanden ist, denn es sei unklar, ob der Sommerdeich der Gemeinde der dauerhaften Belastung durch die Amper standhalten könne. „Daher können wir noch nicht von Entwarnung sprechen und müssen weiterhin sehr, sehr vorsichtig sein“, betont Gerlsbeck. Gott sei Dank seien bislang keine Menschenleben gefährdet worden. „Aber bei einem Dammbruch schaut das dann anders aus.“

Darauf hoffen, dass der Regen aufhört

Für die kommenden Tage hofft Gerlsbeck vor allem, dass „von oben nix mehr nachkommt“. Dennoch werde es beispielsweise in Schnotting noch Tage dauern, bis das Wasser so weit zurückgegangen ist, dass keine Schutzmaßnahmen mehr nötig sind. „Und die Pegelstände sind ja leider auch nicht stark fallend, sondern nur leicht rückläufig.“

Während im westlichen Landkreis allmählich das Aufräumen begann, floss das Wasser weiter und erreichte am Montagmorgen die Gemeinde Haag. „Wir hatten einen Wasserstand von fast vier Metern, aber der Pegel ist zum Glück schon wieder um fünf Zentimeter gesunken“, berichtet Bürgermeister Anton Geier am frühen Montagnachmittag.

Vom Wasser umschlossen: Die Sportplätze in Haag waren am Montag geflutet. Das Sportheim selbst blieb trocken.
Vom Wasser umschlossen: Die Sportplätze in Haag waren am Montag geflutet. Das Sportheim selbst blieb trocken. © Höcherl

Die örtliche Kläranlage fiel aus, im Wasserkraftwerk musste der Maschinenraum abgepumpt werden. In Haag und Inkofen liefen einige Keller voll, außerdem standen die Sportplätze auf dem Gelände des VfR Haag am Montag komplett unter Wasser. Das Sportheim blieb jedoch trocken – aus gutem Grund: Das alte Sportheim war dem Hochwasser 2013 zum Opfer gefallen, der Neubau war daher hochwassersicher auf einer kleinen Insel gebaut worden.

Appell an Bürger: Zu Hause bleiben!

Um sich nicht in Lebensgefahr zu bringen, appelliert Geier an die Vernunft der Bürgerinnen und Bürger und warnt davor, die Wassermassen zu unterschätzen. Schaulustige sollten sich nicht an den Gewässern herumtreiben. „Die Lage ist höchst brenzlig, die Wassermassen sind gefährlich“, betont der Haager Ortschef. „Man sollte jetzt nicht einfach so aus Neugier draußen rumlaufen, sondern einfach zu Hause bleiben.“

Der Live-Ticker des Freisinger Tagblatt bietet laufend aktuelle Informationen zu den weiteren Entwicklungen des Hochwassers.

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