„Das löst nicht das Personalproblem“: Ex-PI-Leiter sieht Optimierungspläne der Polizei kritisch

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Die Überlegungen zur Umstrukturierung des Polizeidienstes könnte für die Inspektion Bad Wiessee spürbare Einschnitte bedeuten. © dpa

Das Personal ist knapp. Deshalb laufen beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd Überlegungen, Inspektionen wie die in Bad Wiessee zu optimieren: weniger Innendienst zugunsten der Streife.

Bad Wiessee – Der Preis dafür: Nachts könnte die Inspektion teils nicht mehr besetzt sein (wir berichteten), Bürger müssten sich an die Einsatzzentrale Rosenheim wenden. Johann Brandhuber, Ex-Leiter der PI Holzkirchen, verfolgt die Entwicklung mit großem Interesse. Wir baten den Polizisten, der 2023 in den Ruhestand ging, um seine Einschätzung – ohne Bindung an Dienstanweisungen und Pressestellen.

Herr Brandhuber, weniger Innendienst, um die Streifenpräsenz zu stabilisieren: Funktioniert das?

Genau das sehe ich kritisch. Die Aufgaben im Innendienst sind ja da und müssen erledigt werden. Die Inspektion in Bad Wiessee ist vergleichbar mit meiner ehemaligen in Holzkirchen. Da gibt es aus meiner Erfahrung nicht viele Möglichkeiten zum Optimieren.

Aber braucht es nachts eine besetzte Inspektion?

Johann Brandhuber ehemaliger Inspektionsleiter von Holzkirchen
Johann Brandhuber ehemaliger Inspektionsleiter von Holzkirchen © MM

Natürlich kann man eine Nachtschließung andenken und auf das Telefon ausweichen. Das wäre machbar, aber dann können die Bürger nicht rund um die Uhr kommen, um eine Anzeige oder Aussasge zu machen. Das bietet auch die Einsatzzentrale in Rosenheim nicht. Fakt ist: Die Serviceleistung wird minimiert. Außerdem: Wann kann ein Polizist ermitteln? Sehr oft ist das abends, wenn die betreffenden Personen daheim sind und nicht mehr in der Arbeit.

Personal vom Präsidium zu den Inspektionen?

Wie würden Sie dem Personalmangel begegnen, ohne die Inspektionen zu schwächen?

Mein Ansatz ist ein anderer: Ich würde die Servicedienststellen – das Präsidium, das koordiniert und nicht rausfährt – personell minimieren zugunsten der Flächendienststellen, also der Inspektionen. Die Basis muss stark bleiben. Und das Präsidium in Rosenheim hat heute deutlich mehr Stellen als bei seinem Start 2009.

Das wird man im Präsidium nicht gerne hören.

Das Präsidium kennt meine Meinung dazu. Man könnte so die Fläche stärken. Wenn man Dienststellen in der Nacht auch nur teilweise schließt und die Streife dann bei unaufschiebbaren Fällen zur Inspektion fahren muss, ist das für mich ein schrittweiser Abbau in der Fläche. Dabei hat sich die bestehende Struktur bewährt. Wenn man optimieren möchte, sollte man sich alles ansehen. Außerdem löst das nicht das Personalproblem.

Inwiefern?

Man muss aufpassen, dass man die Kolleginnen und Kollegen nicht überfordert und aufreibt. Und das tut man, wenn die Kollegen stets unter Druck sind, zum nächsten Einsatz zu müssen, obwohl der vorige noch nicht beendet ist. Zu viel Druck macht den motiviertesten Kollegen mürbe.

Das führt sicher nicht dazu, dass man leichter mehr Personal findet.

Genau. Das ist auch eine Frage für die Politik. Eigentlich haben wir ja eine Partei in der Verantwortung, deren Markenziel eine gut funktionierende Polizei ist.

ddy

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