Halle bleibt als Flüchtlingsheim im Fokus

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Die Nachricht, dass die Lagerhalle von Franz Haslberger in Marienstein zur Flüchtlingsunterkunft werden soll, hatte am Ort für einen Aufschrei gesorgt. Inzwischen hat die Gemeinde Waakirchen Alternativen aufgezeigt. Doch die bieten keine schnelle Lösung. Das Landratsamt behält die Halle weiter im Fokus.

In Marienstein wird ein ehemaliges Verwaltungsgebäude (l.) demnächst zur Flüchtlingsunterkunft mit 40 Plätzen. In der Lagerhalle (r.) wäre Platz für rund 150 Geflüchtete. © Thomas Plettenberg

Waakirchen – Im Juli hatte das Landratsamt Miesbach im Waakirchner Rathaus den Antrag eingereicht, die Lagerhalle des Unternehmers Franz Haslberger in Marienstein als Unterkunft für rund 150 Geflüchtete zu nutzen. Die Gemeinde Waakirchen ließ kurz darauf in einer Pressemitteilung wissen, sie nehme dies „entsetzt“ zur Kenntnis und werde alles unternehmen, um dieses Vorhaben aufzuhalten. Das Landratsamt zog den Antrag zurück und erklärte, man werde die weiteren Gespräche abwarten.

Die sind inzwischen erfolgt. Die Gemeinde Waakirchen habe eine alternative Lösung ins Gespräch gebracht, teilt das Landratsamt auf Nachfrage mit. „Allerdings ist diese Alternative sehr vage und kurzfristig nicht umsetzbar.“ Das Landratsamt habe den Antrag zwar zunächst zurückgezogen und bisher nicht wieder eingereicht, aber die Halle bleibe weiterhin im Fokus. Die Behörde prüfe alle Möglchkeiten, um das Gebäude schnell als Unterkunft nutzen zu können.

Wenig Möglichkeiten, hohe Dringlichkeit

Die Argumente der Mariensteiner, die Unterbringung in der abgelegenen Halle sei menschenunwürdig und werde zu viel Frust und Problemen führen, sind im Landratsamt durchaus angekommen. „Uns ist bewusst, dass die Lagerhalle nicht ideal ist, sei es in Bezug auf Lage oder Ausstattung“, heißt es in der schriftlichen Mitteilung. Doch angesichts der Dringlichkeit der Lage könne es sich die Behörde nicht leisten, wählerisch zu sein: „Die Lagerhalle ist neu und beheizt, und angesichts der knappen Ressourcen wäre es nicht sinnvoll, diese Option ungenutzt zu lassen.“

Alternativen genügen den Erfordernissen nicht

Welche Alternative die Gemeinde Waakirchen zur Flüchtlingsunterbringung angeboten hat, lässt das Landratsamt offen. Nur so viel: „Sie ist nicht gleichwertig zur Nutzung der Lagerhalle und lässt sich aufgrund der Umstände nicht zeitnah umsetzen.“ Dagegen biete Haslbergers Halle eine schnell verfügbare Lösung, die in der angespannten Situation dringend benötigt werde, macht das Landratsamt deutlich. Landrat Olaf von Löwis und seine Mitarbeiter hatten in den vergangenen Monaten immer wieder darauf hingewiesen, dass der Freistaat stetig Busse voller Flüchtlinge schickt, die der Landkreis zwingend unterzubringen hat. Die Botschaft an die Gemeinde Waakirchen ist deutlich: Wenn sie nicht in kurzer Zeit eine Unterkunft mit ähnlicher Kapazität beibringt, wird das Landratsamt die Option auf die Mariensteiner Halle ziehen. Die Aussicht auf den Bau von Wohnhäusern, wie 2016 in Schaftlach geschehen, reicht diesmal nicht aus.

Rudi Reber verlangt im Gemeinderat Aufklärung

In der öffentlichen Oktober-Sitzung des Gemeinderats stand die Schaffung einer Flüchtlingsunterkunft nicht auf der Tagesordnung. Doch wie sehr das Thema Haslberger-Halle die Mariensteiner bewegt, machte Rudi Reber (ABV) klar. „Auf der Baustelle wird fleißig gearbeitet“, rief er am Ende der Sitzung in die Runde. Er wolle endlich wissen, was da vor sich gehe. Vergeblich versuchte Kerkel, Reber zu bremsen. „Aber das interessiert die Öffentlichkeit“, verlangte Reber energisch eine Antwort. Sein Argwohn ist vor allem durch die doppelstöckig neben der Halle aufgebauten Container geweckt. Wie berichtet, hat ein Sprecher Haslbergers versichert, die Container würden dort nur gelagert. Reber misstraut dieser Aussage. Wenn der Unternehmer, wie behauptet, nur sechs Container seiner Schwester lagere, warum stelle er sie dann nicht einfach nebeneinander? „Aber die Dinger sind aufgebaut, und es geht sogar noch eine Treppe quer rauf“, schilderte Reber. Es handle sich zweifelsfrei um ein Bauwerk, von dem der gemeindliche Bauausschuss aber nichts wisse: „Davon habe ich die Schnauze voll.“ Er lasse sich nicht am Nasenring durch die Arena führen.

Container werden nur gelagert

Kerkel beschwichtigte. Die Gemeinde habe den Vorgang angezeigt, erinnerte er. Bauamtsleiter Christoph Marcher berichtete von einer Ortsbesichtigung durch Mitarbeiter des Landratsamts. Die Container würden nur zwischengelagert. Sie dürften nicht genutzt und müssten auch bald entfernt werden. Das Landratsamt bestätigt diese Darstellung. Die Container seien weder angeschlossen noch in Gebrauch: „Sollte die Entfernung nicht zeitnah erfolgen, werden wir die Beseitigung veranlassen.“

Gemeinde muss für gleichwertige Alternative sorgen

Ob die Lagerhalle selbst zur Flüchtlingsunterkunft wird, hängt nach Auskunft des Landratsamtes davon ab, ob die Gemeinde für eine gleichwertige Alternative sorgen kann. Der Bezug der Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Verwaltungsgebäude des Mariensteiner Gewerbegebiets steht hingegen kurz bevor. Sie bietet rund 40 Plätze. Der Vermieter habe die erforderlichen Umbauarbeiten vor Kurzem abgeschlossen, heißt es, jetzt folge die Ausstattung: „Wir rechnen mit einer Belegung spätestens zum Jahreswechsel.“

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