Die Zähmung des Zeiselbachs beginnt

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In einen reißenden Strom kann sich der Zeiselbach bei heftigen Unwettern verwandeln. Zuletzt war dies im Juni 2020 der Fall (unser Bild). Jetzt soll ein Teil des Bachbetts ausgebaut werden. © Thomas Plettenberg

Der Zeiselbach in Bad Wiessee ist ein Sorgenkind. Mehrfach ist der Wildbach bei Unwettern bereits über die Ufer getreten und hat schwere Schäden angerichtet. Nun soll er gezähmt werden: Nach Jahren der Planungen geht es endlich an die Umsetzung des Hochwasserschutzes.

Bad Wiessee – Es sei nicht übertrieben, hier von einem „kleinen Meilenstein“ zu sprechen, sagt Josef Hamberger. Der Ingenieur ist beim Wasserwirtschaftsamt (WWA) Rosenheim zuständig für das Projekt Zeiselbach und freut sich, dass es nun an die Umsetzung der dortigen Hochwasserschutzmaßnahmen geht. Zweifel daran, dass der Ausbau des Wildbachs dringend notwendig ist, gab es eigentlich nie. Der Zeiselbach könne die Wassermassen eines hundertjährlichen Hochwassers nicht schadlos abführen, betont Hamberger.. Das haben einige Schadensereignisse in der jüngeren Vergangenheit schmerzhaft vor Augen geführt, zuletzt beim Hochwasser 2020. Dennoch hat sich das Genehmigungsverfahren in die Länge gezogen.

Erster Bauabschnitt beginnt

Nun aber naht der erste Bauabschnitt. Nachdem bereits im Februar dieses Jahres die für den Ausbau nötigen Baumfällarbeiten durchgeführt worden waren, folgt voraussichtlich ab 21. Oktober der Start der eigentlichen Maßnahme. Sie betrifft zunächst den Teilabschnitt zwischen der See-Einmündung und der Brücke über die Bundesstraße (Höhe Rathaus). Der Gewässerquerschnitt des Zeiselbachs werde nach Norden hin aufgeweitet, die Sohle vertieft, erläutert Hamberger. Der Begriff Vertiefung dürfe dabei nicht missverstanden werden, betont der Fachmann. „Hier entsteht kein Kanal.“ Vielmehr bewege sich die Vertiefung der Sohle im Dezimeterbereich. „Es ist ganz einfach“, sagt Hamberger, „wenn ich mehr Wasser habe, brauche ich mehr Platz.“

Wanderweg wird zum Deich

Das Wasserwirtschaftsamt könne bei der Maßnahme sehr gut in die Fläche gehen, betont der Fachmann. Am Rande des Baches befinde sich in diesem ersten Abschnitt keine Bebauung, der Ausbau erfolge fast zur Gänze auf gemeindlichem Grund und Boden. Zusätzlich zum Ausbau des Bachbetts werde der im südlichen Bereich befindliche Wanderweg auf Schutzniveau angehoben, berichtet der Ingenieur. „Es wird eine leichte Deichsituation hergestellt.“ Das Wasserwirtschaftsamt sei bei der gesamten Maßnahme bemüht, „so naturnah wie möglich zu bauen“, versichert Hamberger.

Winterpause ist nötig

Die Arbeiten werden sich laut dem Fachmann je nach Witterung „bis 2025 hinziehen“. Zwar sei die Maßnahme nicht sonderlich witterungsempfindlich, dennoch werde man wohl eine Winterpause einlegen müssen. Bürgermeister Robert Kühn (SPD) zeigt sich in einer Pressemitteilung erleichtert darüber, dass die Arbeiten des Wasserwirtschaftsamtes nach den Baumfällungen Anfang des Jahres nun fortgesetzt werden. „Wir sind froh, dass es mit dem Hochwasserschutz am Zeiselbach weitergeht“, sagt er. Die Gefahren, die von „diesem sonst so ruhig-beschaulichen Bach ausgehen“, habe die Gemeinde bei Starkregen und entsprechendem Hochwasser schon so manches Mal erleben müssen. „Die Hochwasserschutzmaßnahmen sind also dringend notwendig“, erklärt Kühn.

Grundstücksverhandlungen für den weiteren Ausbau

Um die Gefahr endgültig zu bannen, wird es mit dem ersten Bauabschnitt aber nicht getan sein. In einem weiteren Abschnitt müsse auch der Oberlauf des Zeiselbachs ausgebaut werden, sagt Hamberger. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass das Wasser dort über die Ufer tritt. Das Problem: Im oberen Bereich sind – anders als im ersten Abschnitt – mehrere private Grundstücke vom Ausbau betroffen. Die Gemeinde müsse also erst alle Grundstücksverhandlungen unter Dach und Fach bringen, ehe die Hochwasserschutzarbeiten in diesem Bereich des Baches erfolgen könnten. Wann das soweit sein wird, kann Hamberger derzeit nicht abschätzen. „Da bräuchte ich eine Glaskugel.“ Die Notwendigkeit des Hochwasserschutzes am Zeiselbach verstehe grundsätzlich jeder, sagt der Fachmann. Bei der Art und Weise der Maßnahmen gingen die Meinungen aber auseinander. Gerade dann, wenn das eigene Grundstück betroffen sei.

Was die Kosten für den ersten Bauabschnitt betrifft, so kann Hamberger nur eine grobe Hausnummer nennen. „Wir haben zwar einen Kostenrahmen, aber es sind noch nicht alle Arbeiten vergeben“, sagt er. Um die 1,2 Millionen Euro wird die Maßnahme wohl verschlingen. Die Kosten trägt der Freistaat Bayern als Vorhabenträger unter Beteiligung der Gemeinde.

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