Der Zeiselbach in Bad Wiessee, der große Schäden angerichtet hat, wird gezähmt. Im August startet das Wasserwirtschaftsamt mit dem Ausbau, für den ab Februar auch Bäume fallen.
Bad Wiessee – Eine halbe Stunde, länger hat der Zeiselbach beim jüngsten Hochwasser 2020 nicht gebraucht, um so kräftig anzuschwellen, dass er über die Ufer trat und nicht nur die Ortsmitte von Bad Wiessee mit Schlamm uns Gehölz flutete, sondern auch mehrere Keller volllaufen ließ. Es war bereits das dritte Mal in den vergangenen zehn Jahren. Schon 2014 und 2015 war der Wildbach noch kräftiger übergegangen. Nun soll damit Schluss sein. Im August 2024 beginnt das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim (WWA) mit dem Hochwasserschutzausbau des Zeiselbachs, an dem seit vielen Jahren geplant wurde. Mit den dafür nötigen Baumfällarbeiten startet die Flurmeisterstelle des WWA schon im Februar. Darauf wurde nicht nur jüngst im Gemeinderat hingewiesen. In einer Pressemitteilung macht die Gemeinde darauf aufmerksam.
„Starkregen-Ereignisse der letzten Jahre haben es immer wieder gezeigt: Der beschaulich-ruhige Zeiselbach kann auch anders“, heißt es darin. Hochwasserschutzmaßnahmen seien deshalb von großer Wichtigkeit und dringend erforderlich. Wie das WWA der Gemeinde mitgeteilt habe, beginne der erste Bauabschnitt mit Rodungsarbeiten zwischen der B 318 und der Seestraße. „Die erforderlichen Baumfällungen sind unumgänglich“, erklärt die Gemeinde. Nachpflanzungen durch das Wasserwirtschaftsamt seien gewährleistet. Wohl um Kritik vorzugreifen, betont auch Bürgermeister Robert Kühn in der Mitteilung: „Baumfällungen gehören leider immer wieder zu den Pflichtaufgaben von Gemeinden oder Ämtern und lösen nicht selten Unverständnis aus.“ Wenn jedoch Gefahr im Verzug sei – so wie beim Zeiselbach im Falle von Hochwasser – müssten derlei Maßnahmen „ohne Wenn und Aber“ getätigt werden. Ab August 2024 würden dann die eigentlichen Baumaßnahmen beginnen, erklärt die Gemeinde.
Erster Bauabschnitt von Seemündung zur Bundesstraße
Im Wasserwirtschaftsamt wird dieses Vorhaben von Josef Hamberger betreut. Auf Anfrage unserer Zeitung erklärt der Ingenieur, dass im ersten Bauabschnitt von der Seemündung bis zur Brücke der Bundesstraße neben den vorbereitenden Rodungsarbeiten auch begleitende ökologische Maßnahmen stattfänden – etwa das Aufhängen von Nistkästen für die Wasseramsel. Beim Baustart im Sommer werde zunächst die bestehende Böschungsverbauung rückgebaut, das Profil des Zeiselbachs aufgeweitet, die Sohle abgesenkt und anschließend gemeinsam mit der Böschung mit Wasserbausteinen gesichert. „Zudem sind noch begleitende Maßnahmen wie der Wegebau, die Freibordsicherungen und Ersatzpflanzungen vorgesehen“, sagt Hamberger. Diese Arbeiten würden durch die Flussmeisterstelle Miesbach erledigt, bevor zwei begleitende Böschungsmauern am Zeiselbach im Bereich der B 318 ergänzt werden.
Insgesamt, so Hamberger, solle der erste Bauabschnitt im Sommer 2025 abgeschlossen werden. Das sei als „gutes Startsignal“ zu verstehen, betont der Ingenieur. Idealerweise solle der Ausbau bis hinter die Wohnbebauung am Schluchtende oberhalb des Sportplatzes fortgesetzt werden. Dort wurde, wie berichtet, schon 2017 ein Wildholzrechen installiert. Ob der zweiten Abschnitt nach 2025 komplett gelingt oder weiter untergliedert werden muss, ist laut Hamberger indes noch unklar. Anders als beim ersten Abschnitt, für den die Gemeinde die benötigten Grundstücke zur Verfügung gestellt habe, müssten für den zweiten Abschnitt erst noch Flächen durch die Gemeinde erworben werden, erklärt Hamberger. Zuletzt waren Grundeigentümer den Maßnahmen jedoch auch skeptisch gegenübergestanden (wir berichteten).
Gemeinde trägt 20 Prozent der Kosten
Neben den Grundstücken beteiligt sich Bad Wiessee auch finanziell am Ausbau. Laut Thomas Holzapfel, Leiter des Technischen Bauamts im Rathaus, koste das Gesamtprojekt für beide Abschnitte voraussichtlich 4,9 Millionen Euro. Die Gemeinde übernehme 20 Prozent der Kosten. Damit soll der Zeiselbach auch ein hundertjährliches Hochwasser schadlos abführen können, wie es Hamberger erklärt.
Wie berichtet, war das jüngste Hochwasser im Juni 2020 lediglich im Bereich eines 20- bis 50-jährlichen Ereignisses. Der schwer zu zähmende Wildbach hätte Bad Wiessee also auch zuletzt noch schlimmer überfluten können. Zuletzt hatte das Wasserwirtschaftsamt auch vor einer höheren Starkregen-Gefahr gewarnt. nap
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