Vier Straftaten in einer Nacht: Geständnis bewahrt Gmunder vor Jugendarrest
Ein 19-Jähriger floh ohne Fahrerlaubnis, unter Drogen und mit 180 km/h vor der Polizei, um einer Kontrolle zu entgehen. Weil er ein Geständnis abgab, kam er mit Sozialstunden davon.
Gmund – Es war eine ganze Reihe an Straftaten, die ein 19-Jähriger an einem einzigen Abend begangen haben soll: Die Staatsanwaltschaft warf dem Gmunder Fahren ohne Fahrerlaubnis, Urkundenfälschung und Kennzeichenmissbrauch, Fahren unter Drogeneinfluss und Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit vor. Dafür musste er sich nun am Amtsgericht Miesbach verantworten.
Stark überhöhte Geschwindigkeit: Mit 180 km/h in der 70er-Zone
Um auf seinem Weg von Tegernsee nach Gmund einer Verkehrskontrolle zu entgehen, soll der Gmunder vor der Polizei geflohen sein. Dabei habe er mehrere Pkw überholt, fast einen Unfall gebaut und sei über die Gegenfahrbahn in einen Kreisverkehr gefahren. Im 70er-Bereich sei er 180 km/h gefahren. Die Einsatzkräfte konnten den Fahrer erst einholen, als er schließlich freiwillig stehenblieb. Bei der Kontrolle fiel auf, dass der Jugendliche weder eine Fahrerlaubnis noch eine Versicherung für sein Auto besaß. Die Kennzeichen habe er illegal im Internet bestellt. Dazu stand der Jugendliche unter dem Einfluss von Cannabis.
Der 19-Jährige räumte die Vorwürfe unumwunden ein. Er habe Glück gehabt, dass er keinen Unfall baute, machte ihm Richter Klaus-Jürgen Schmid klar. Für den jungen Mann war es nicht die erste Begegnung mit einem Gericht: Der gebürtige Niedersachse hat bereits Eintragungen im Erziehungs- und Zentralregister wegen des Besitzes von Betäubungsmitteln, Diebstahls und sexueller Belästigung.
Angeklagter stammt aus zerrütteten Verhältnissen
Zugunsten des Angeklagten wertete das Gericht seine persönliche Situation: Der 19-Jährige wuchs in schwierigen familiären Verhältnissen auf. Vor zwei Jahren zog er zu seiner Mutter nach Gmund und begann eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker, die ihm jedoch gekündigt wurde. Da er aktuell arbeitsuchend ist, ist der Jugendliche finanziell von seiner Mutter abhängig. Seine Traumlehre zum Kfz-Mechatroniker könne er ohne Führerschein nicht abschließen, erklärte die Sachbearbeiterin der Jugendgerichtshilfe. Cannabis habe er wegen seiner Kündigung konsumiert, seit der Straftat aber aufgehört.
Der Staatsanwalt hielt dem Angeklagten zugute, dass er die Tat einräumte und durch seine Fahrt niemand zu Schaden kam. „Ihnen muss bewusst sein, dass Sie mit einem Blauen Auge davongekommen sind.“ Aufgrund seiner Leidenschaft für Autos sprach sich die Staatsanwaltschaft für den Einzug des Fahrzeugs aus. „Die Gefahr besteht sonst, dass er wieder fährt.“
Richter urteilt milde: „Angeklagte hat alles richtig gemacht“
(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Tegernsee-Newsletter.)
Meine news
Der Jugendliche kam mit 52 Sozialstunde und drei Beratungsgesprächen beim Verein für Jugendhilfe davon. Zudem verhängte der Richter ein einmonatiges Fahrverbot, eine neunmonatige Sperre für den Führerschein und den Einzug des Audis. „Der Angeklagte hat alles richtig gemacht“, begründete Schmid sein Urteil. Dass er sich geständig zeigte, habe den 19-Jährigen vor einem Arrest bewahrt. „Schauen Sie, dass Sie nach den neun Monaten ihren Führerschein machen und ihre Lehre beenden.“ Schmid ermahnte ihn: „Wenn Sie Rennen fahren wollen, gehen Sie auf eine Rennstrecke.“ (sf)