Richard Carnaby hat sich für einen drastischen Schritt entschieden. Vor acht Jahren brach der damals 42-Jährige den Kontakt zu seinen Eltern und seinem Bruder ab. "Ohne übertreiben zu wollen, mein Leben war ohne sie alle sofort besser", schildert er gegenüber der "Daily Mail".
Richard bricht Kontakt zu seiner Familie ab und ändert Nachnamen
Den Schritt ging er für sein eigenes Wohl und änderte sogar seinen Nachnamen. Seinen Eltern gab es auch seinen Schlüssel für deren Haus in Suffolk, England, zurück.
Aus seiner Vergangenheit berichtet er: "Als ich Teenager wurde, schien es, als könne mein Bruder nichts falsch machen und ich nichts richtig." Dennoch gründeten die beiden ein Unternehmen in der Immobilienbranche. Richard ließ seinen Bruder nach dessen Scheidung sogar in einem seiner beiden Häuser wohnen – und das mit einer stark reduzierten Miete.
Richards Eltern halten zu seinem Bruder
Doch die Beziehung der beiden wurde sehr problematisch. Sein Bruder warf Richard vor, ihn übers Ohr gehauen zu haben, schreibt die "Daily Mail". Zudem soll er versucht haben, Richard aus einem Mietvertrag zu werfen. Die Eltern waren jedoch der Meinung, dass Richard an den finanziellen Problemen seines Bruders Schuld habe.
Während eines Streits stürzte sich der Bruder sogar auf Richard. "Selbst nach all den Lügen und Aggressionen waren sie immer noch auf seiner Seite", sagt er und wird weiter zitiert: "Da wurde mir klar, dass sich diese Dynamik nie ändern würde." Nach vielen Jahren ohne Kontakt nahm Richard diesen im vergangenen Jahr wieder zu seinen Eltern auf. Er erfuhr laut der "Daily Mail", dass beide krank waren. Dennoch steht er dem Verhältnis ambivalent gegenüber.

Wieder Kontakt zu den Eltern: So gut sind die Chancen laut einer Psychologin
Die Diplom-Psychologin und Autorin Dr. Sandra Konrad kennt sich mit dem Thema aus. Sie erklärt, ob es viele ihrer Patienten schaffen, den Kontakt zu den Eltern wieder herzustellen: "Das ist unterschiedlich. Es hängt natürlich auch davon ab, wie die Eltern sich verhalten. Ob sie die Pause zum Reflektieren genutzt haben, ob sie bereit sind, ihrem Kind zuzuhören, ob sie ihren eigenen Anteil an dem Konflikt erkennen können. Manche Eltern lehnen den Kontakt zu ihrem Kind ab, andere sind bereits verstorben."
Ihr zufolge würden sich einige Betroffene – "oftmals nach vielen frustrierenden Wiederannäherungsversuchen" – dafür entscheiden, den Kontakt dauerhaft abzubrechen, um sich zu schützen. "Aber immer dann, wenn es Familien gelingt, wieder aufeinander zuzugehen, sind das sehr bewegende Momente für alle Beteiligten. Ich sage nicht, dass es einfach ist."

Seit 20 Jahren hat Cornelia keinen Kontakt zu ihrer Tochter
Kein Kontakt zum eigenen Kind – das erlebt auch Cornelia (74) aus der Schweiz. Das Verhältnis zu ihrer Tochter war schon länger schwierig, doch als die damals 24-Jährige wieder bei ihrer Mutter einzog, eskalierte die Situation. Cornelia wollte von ihr, dass sie etwas zur Miete beiträgt, ihre eigene Wäsche macht und im Haushalt hilft.
Nach diesen Forderungen erhielt Cornelia einen Brief: "Sie schrieb mir, was mir eigentlich einfällt, sie so zu behandeln und solche Forderungen zu stellen. Das sei die größte Gemeinheit. Am Schluss stand, ich solle sie in Ruhe lassen und sie nicht mehr kontaktieren." Seit 20 Jahren haben sie nichts mehr voneinander gehört – und Cornelia ist froh darüber. "Denn ich weiß: Wenn wir wieder Kontakt hätten, kämen all die Sorgen zurück. Der Kummer. Die Tränen."