20 Jahre kein Kontakt: Brief beendete die Beziehung von Cornelia und ihrer Tochter

Cornelia (74) aus der Schweiz hat seit 20 Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer Tochter, weiß nicht einmal, wo sie wohnt. Darunter hat sie gelitten, ist aber auch froh. "Denn ich weiß: Wenn wir wieder Kontakt hätten, kämen all die Sorgen zurück. Der Kummer. Die Tränen", schildert sie laut "20min". Nur unter einer Bedingung würde sie nochmal mit ihr sprechen.

Die Scheidung von ihrem Mann nennt die 74-Jährige den "Anfang vom Ende". Damals war ihre Tochter 13 Jahre alt und ihr Ex und die Schwiegermutter sollen versucht haben, den Teenager gegen sie aufzuhetzen. Erst wohnte die Tochter auch bei ihrem Vater, aber zog nach dessen Tod mit 16 Jahren wieder zu Cornelia. Das Zusammenleben war schwierig. Mit dem Auszug der Tochter beruhigte sich die Beziehung, heißt es auf "20min". 

Mutter stellt Forderungen an ihre Tochter – dann bekommt sie einen Brief

Mit 24 Jahren zog sie wieder ein. Doch die heute 74-Jährige stellte Forderungen. Ihre Tochter sollte etwas für die Miete bezahlen, im Haushalt helfen und sich selbst um ihre Wäsche kümmern. Daraufhin bekam Cornelia einen Brief. "Sie schrieb mir, was mir eigentlich einfällt, sie so zu behandeln und solche Forderungen zu stellen. Das sei die größte Gemeinheit. Am Schluss stand, ich solle sie in Ruhe lassen und sie nicht mehr kontaktieren."

Cornelia sieht laut "20min" ein, dass sie selbst Fehler gemacht und ihren Sohn manchmal vielleicht bevorzugt hat. Dennoch kann sie sich nur schwer vorstellen, wieder mit ihrer Tochter zu sprechen. "Ich müsste schon einen dicken Brief mit großen, echten Tränen bekommen, damit ich noch mal mit ihr sprechen würde."

In einem Brief erfuhr Cornelia, dass ihre Tochter sie nie wieder sehen will. (Symbolbild)
In einem Brief erfuhr Cornelia, dass ihre Tochter sie nie wieder sehen will. (Symbolbild) Getty Images/fizkes

Kind bricht den Kontakt ab – das sollten Eltern tun

Nicht alle Eltern können mit so einer Situation umgehen und wollen wieder Kontakt zu ihrem Nachwuchs. Was Eltern tun sollten, wenn das eigene Kind keinen Kontakt mehr wünscht, weiß Psychotherapeutin Claudia Haarmann. Gegenüber der Techniker Krankenkasse rät sie: "Wenn Kinder sagen: 'Es geht für mich nicht mehr, ich breche den Kontakt jetzt ab!', können und sollten Eltern das erstmal respektieren. Denn wenn man das nicht akzeptiert, wird die Abwehr umso größer." 

Eine Annäherung kann ihr zufolge so aussehen, dass man als Eltern immer wieder mal eine Karte zum Geburtstag oder zu Weihnachten schickt. Das zeige: "Was immer zwischen uns ist, ich liebe dich." 

Kommt es wieder zu einem Kontakt, "sollten Eltern ruhig ihre Unsicherheit ausdrücken". Laut Haarmann würden vielen Personen die Worte für ihre Emotionen fehlen. "Dieses Manko zuzugeben, kann dabei helfen, den Beziehungen in der Familie mit einer Wahrhaftigkeit zu begegnen, die es für ein vertrauensvolles Miteinander braucht."

Auch der Psychologe Franz Ruppert hat sich zu dem Thema geäußert. Laut ZDFheute sagt er: "Wichtig ist, die Entscheidung des Kindes erst mal zu akzeptieren." Von Schuldzuweisungen oder Druck sollte man Abstand nehmen. Er findet, man sollte sich stattdessen mit sich selbst auseinandersetzen. Danach kann man dem Kind Angebote für eine Mediation machen.