Bahnbrechender Demenz-Test kann Zeitpunkt der Erkrankung genau vorhersagen – „Nicht für möglich gehalten“
Australische Forschende haben einen neuen Demenz-Test entwickelt. Er könnte die Diagnose revolutionieren – doch eine praktische Anwendung steht noch aus.
München – In Deutschland sind viele Menschen von Demenz betroffen, insbesondere von der Alzheimer-Variante. Diese Erkrankung ist bisher unheilbar und führt bei den Betroffenen zu zunehmender Vergesslichkeit, Orientierungslosigkeit und Verwirrung. Ein Forschungsteam hat nun einen Test entwickelt, der den genauen Zeitpunkt der Erkrankung vorhersagen soll. Doch wie funktioniert das?

Ein Demenz-Test kann das Erkrankungsalter bis auf acht Monate genau vorhersagen
Die Studie, die in der medizinischen Fachzeitschrift Jama Network veröffentlicht wurde, basiert auf Daten von 3787 Patientinnen und Patienten, die von australischen Forschenden analysiert wurden. Für die Prognose der Krankheit wurde der Florey Dementia Index (FDI) entwickelt, ein bisher einzigartiges Tool. Die Simulation des Tests habe „durchweg gute Ergebnisse“ geliefert, so die Forschenden.
Die Untersuchungen zeigen, dass das Tool das Erkrankungsalter bei leichten kognitiven Beeinträchtigungen oder Alzheimer-Demenz bis auf 19 beziehungsweise acht Monate genau vorhersagen kann. Diese Ergebnisse seien „vielversprechend“ und könnten besonders bei zukünftigen Diagnosen und Behandlungen von Nutzen sein.
Was ist Alzheimer-Demenz?
Es gibt viele Formen von Demenz, Alzheimer ist eine davon. Laut dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE) macht sie bis zu zwei Drittel aller Demenzerkrankungen aus. Alzheimer beginnt schleichend, schon lange bevor die ersten Symptome auftreten. Dazu gehören unter anderem Gedächtnisverlust, Orientierungslosigkeit, Unruhezustände, Sprachstörungen und Aggression.
Für die Vorhersage benötigt der Test lediglich das Alter und den Clinical Dementia Rating Sum of Boxes (CDR-SB-Score). „Der CDR-SB-Score ist ein etablierter Score zur Einschätzung der Schwere einer Demenz“, erläutert Jörg B. Schulz, Sprecher der Kommission Kognitive Störungen und Demenzen der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), gegenüber dem Medizinportal Medscape. Dieser Score berücksichtigt zahlreiche Faktoren wie Hobbys, Orientierungsfähigkeit sowie Urteils- und Problemlösungsvermögen.
Demenz-Test ist ohne invasive Messungen möglich – „schon erstaunlich“
Der ressourcensparende Demenz-Test basiert ausschließlich auf nicht-invasiven Messungen. Neurologe Schulz zeigt sich beeindruckt: „Das ist schon erstaunlich und das hätte ich in der Weise auch nicht für möglich gehalten.“ Für die Diagnose von Alzheimer steht mittlerweile ein einfacher Bluttest zur Verfügung.
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Den australischen Forschenden zufolge könnte der Test ohne statistische Vorkenntnisse in Kliniken eingesetzt werden. Allerdings handelt es sich noch um einen Prototyp, der laut Schulz in der Praxis noch nicht anwendbar ist. Zudem weist der Neurologe darauf hin, dass ohne Biomarker die genaue Demenz-Form nicht bestimmt werden kann. Ein neues Alzheimer-Medikament könnte jedoch Millionen Betroffenen helfen. (kas/tt)