Frühe Demenz – 15 Faktoren erhöhen das Risiko zu erkranken

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Auch jüngere Menschen können an Demenz erkranken. Einige Risikofaktoren lassen sich dabei vermeiden, wie eine groß angelegte Studie jetzt zeigt.

Bei Demenz denken viele Menschen an Gedächtnisprobleme im hohen Alter. Dabei können auch Jüngere betroffen sein. Wenn erste Symptome schon vor dem 65. Lebensjahr auftreten, spricht man von „young onset dementia“ (Demenz im jüngeren Lebensalter). Forscher der University of Exeter (Großbritannien) und der Universität Maastricht (Niederlande) haben jetzt in einer groß angelegten Studie 15 Faktoren identifiziert, die das Risiko für frühe Demenz erhöhen.

Frühe Demenz – nicht nur genetische Ursachen

Nach Einschätzung der Deutschen Alzheimer Gesellschaft sind in Deutschland etwa 100 von 100.000 Menschen zwischen 45 und 65 Jahren von der frühen Form der Demenz betroffen. Ab einem Alter von 65 steigt die Zahl auf etwa 5.000 pro 100.000 Menschen an. Die Symptome der Demenz sind vielfältig: zu Beginn lässt das Kurzzeitgedächtnis nach und Betroffene haben Schwierigkeiten, sich Dinge zu merken. Im Verlauf der Krankheit verlieren sie auch ihr Langzeitgedächtnis, werden orientierungslos, unaufmerksam und können sich nicht mehr richtig artikulieren. Schließlich verlieren Erkrankte ihr Denkvermögen und damit ihre Wahrnehmung, ihr Erleben und Verhalten.

Ein Mann mittleren Alters mit grauem Pollover schaut nachdenklich aus dem Fenster (Symbolbild).
Demenz ist nicht unbedingt eine Krankheit des Alters, auch jüngere Menschen können schon Symptome wie Gedächtnisprobleme haben (Symbolbild). © Pond5 Images/Imago

Bekannt ist, dass bei Demenz im jüngeren Lebensalter die Genetik eine wichtige Rolle spielt. Dass auch der Lebensstil und Umwelteinflüsse entscheidend sind, konnten Wissenschaftler aus Exeter und Maastricht nun anhand einer großen Studie belegen. Für die in der Fachzeitschrift JAMA Neurology veröffentlichte Untersuchung analysierten sie Daten von 350.000 Personen unter 65 Jahren. Die Ergebnisse zeigen: eine Risiken lassen sich tatsächlich reduzieren.

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15 Faktoren erhöhen die Gefahr für frühe Demenz

Die Daten stammen aus der UK Biobank, einer großen Datenbank aus Großbritannien. Das Forscher-Team berücksichtigte eine breite Palette an Risikofaktoren und kam zu dem Ergebnis, dass Folgendes die Wahrscheinlichkeit für frühe Demenz erhöht:

  • ein niedriger Bildungsstand
  • ein niedriger sozioökonomischer Status (niedrige Bildung, Einkommen, Besitz)
  • genetische Veranlagung
  • Alkoholmissbrauch
  • soziale Isolation
  • chronischer Stress
  • Vitamin-D-Mangel
  • Depressionen
  • Schlaganfall
  • Diabetes
  • Bluthochdruck
  • körperliche Gebrechlichkeit
  • langes Sitzen (Bewegungsmangel)
  • Hörbehinderung
  • Herzerkrankungen in der Kindheit

Professor David Llewellyn von der University of Exeter in einer Mitteilung der Uni: „Dies ist die größte und aussagekräftigste Studie ihrer Art, die jemals durchgeführt wurde. Spannenderweise zeigt sich zum ersten Mal, dass wir möglicherweise Maßnahmen ergreifen können, um das Risiko dieser schwächenden Erkrankung zu verringern“.

Frühe Demenz besonders belastend

Gerade für jüngere Menschen ist eine Demenz sehr belastend. Oft vergeht einige Zeit bis zu Diagnose, Betroffene haben in der Regel noch einen Job, Kinder und ein geschäftiges Leben. Auch das Angebot an Unterstützungsangeboten ist laut Deutscher Alzheimer Gesellschaft gering. Dabei sind Betroffene und Angehörige auf Unterstützung angewiesen, denn die Demenz verändert Beziehungen und Partnerschaften, eine Frührente verringert möglicherweise das Familieneinkommen und Unterstützung oder gar Pflege muss über einen langen Zeitraum gewährleistet sein.

Studienergebnisse könnten bei der Prävention helfen

Sebastian Köhler, Professor für Neuroepidemiologie an der Universität Maastricht: „Wir wussten bereits aus der Forschung an Menschen, die im höheren Alter an Demenz erkranken, dass es eine Reihe modifizierbarer Risikofaktoren gibt.“ Die aktuelle Studie zeige, dass neben körperlicher Gesundheit auch die seelische Gesundheit eine Rolle spielt. So erhöhen beispielsweise Stress und Einsamkeit das Risiko, an Demenz zu erkranken. „Dass dies auch bei jungen Demenzerkrankungen sichtbar ist, hat mich überrascht und könnte auch in dieser Gruppe Chancen zur Risikominderung bieten.“

Und auch Dr. Janice Ranson, Wissenschaftlerin an der University of Exeter, zeigt sich optimistisch: „Unsere Forschung geht neue Wege [...] Wir glauben, dass dies eine neue Ära der Interventionen zur Reduzierung neuer Fälle dieser Erkrankung einläuten könnte.“

Tipps für ein gutes Gedächtnis

Wer Sorge hat, im Laufe seines Lebens an Demenz zu erkranken, kann mit einigen Tipps sein Erkrankungsrisiko zumindest reduzieren: So ist es wichtig, regelmäßig den Blutzucker sowie Blutdruck und Cholesterinwerte zu überprüfen und auf eine gesunde Ernährung mit reichlich Gemüse und wertvollen Pflanzenölen zu achten. Regelmäßige Entspannung hilft, Stress abzubauen und die Gefahr für demenz-begünstigende Depressionen und Schlafstörungen zu reduzieren. Auch der Besitz eines Hundes kann sich positiv auf die Gedächtnisleistung auswirken, da er Bewegungsmangel vorbeugt und ebenfalls das Depressionsrisiko senkt.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion leider nicht beantwortet werden.

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