100.000 Menschen unter 65 haben Demenz: 15 Faktoren erhöhen das Krankheits-Risiko

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Demenz betrifft auch Jüngere. Ob und wann die Erkrankung ausbricht, liegt nicht nur an Alter und Erbgut. Eine neue Studie liefert bahnbrechende Ergebnisse.

Frankfurt – Demenz ist ein heimtückisches Krankheitsbild. Am Anfang leidet vor allem das Kurzzeitgedächtnis, eben noch wahrgenommenes ist nach kurzer Zeit bereits wieder vergessen. Später dann verbannen Betroffene Erinnerungen aus ihrem Langzeitgedächtnis, verlieren kognitive und motorische Fähigkeiten und erkennen oft enge Bezugspersonen nicht wieder.

Das Risiko, an einer Form der Demenz zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Doch wie die Deutsche Alzheimer Gesellschaft bereits 2022 mitteilte, müsse davon ausgegangen werden, dass in Deutschland derzeit mehr als 100.000 Menschen unter 65 Jahren mit einer Demenzerkrankung leben. Der Ausbruch der Erkrankung ist jedoch nicht nur erblich bedingt, sondern wohl auch von anderen Faktoren beeinflusst, wie eine neue Studie zeigt.

Demenz nicht nur alte Menschen, auch jüngere betroffen neue Studie zeigt 15 Faktoren die Einfluss haben können
Demenz betrifft nicht nur Menschen in hohem Alter. Ob und wann die Erkrankung ausbricht, liegt an zahlreichen Faktoren. (Symbolbild) © fizkes/Pond5/IMAGO

Nicht nur das Erbgut zählt: Neue Studie zu Risikofaktoren für Demenz bei unter 65-Jährigen

Forschende der Universitäten Exeter und Maastricht wertete in einer Kohortenstudie Gesundheitsdaten von mehr als 356.000 Patient:innen aus dem Vereinigten Königreich aus. Die Teilnehmenden der Studie waren jünger als 65 Jahre. Die Ergebnisse der Studie wurden Ende 2023 im Fachjournal „Jama Neurology“ vorgestellt.

Demenzerkrankungen in jüngeren Jahren sind zwar häufiger durch das Erbgut bedingt, als Erkrankungen in höherem Alter, hält das Forscherteam fest. Doch nur fünf bis zehn Prozent der klinischen Demenzerkrankungen könnten durch genetische Faktoren erklärt werden. Ziel der Forschenden war es also, veränderbare Risikofaktoren, wie Lebensstil oder kardiovaskuläre Kriterien, und deren Wechselwirkungen mit genetischen Faktoren im Zusammenhang mit einer Demenzerkrankung bei unter 65-Jährigen, zu untersuchen.

Forscher finden 15 Faktoren, die Demenzerkrankung bei unter 65-Jährigen beeinflussen können

Das internationale Forscherteam konnten insgesamt zwölf Faktoren identifizieren, die mit einem erhöhten Risiko einer frühen Demenz einhergehen:

  • Genetische Faktoren (APOE4)
  • Orthostatische Hypotonie
  • Depression
  • Alkoholmissbrauch
  • Schlaganfall
  • Niedriger sozioökonomischer Status
  • Diabetes
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Mangel an Vitamin-D
  • Hörschwäche
  • Soziale Isolation
  • Hohe Werte des C-reaktiven Proteins (CRP)

Daneben haben die Forschenden auch drei abschwächende Faktoren für Demenzerkrankungen unter 65 Jahren ausgemacht. Dazu gehört moderater Alkoholkonsum, höhere Bildung sowie eine stärkere Griffkraft der Hände. Letzteres kann etwa ein Indikator für die allgemeine Muskelkraft sein, moderater Alkoholkonsum hingegen muss nicht an der positiven Wirkungen von Bier, Wein oder anderen alkoholischen Getränken selbst liegen. Vielmehr vermutet das Forschungsteam, dass moderate Alkoholtrinker:innen im Durchschnitt gesünder leben, als Menschen, die oft aus medizinischen Gründen keinen Alkohol konsumierten.

Demenz bei unter 65-Jährigen: Forscher finden Zusammenhänge

Die Forschenden streichen heraus, wie vor allem die mentale Gesundheit eines Menschen eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung von Demenz spielen kann. Gesunde Ernährung oder Zigarettenkonsum wurden hingegen nicht als Risikofaktoren gelistet. Das Vorliegen bestimmter Faktoren führt aber nicht zwangsläufig zur Erkrankung. Das Forscherteam hat in der Untersuchung lediglich Zusammenhänge identifiziert und keine Kausalitäten.

Dennoch liefert die Studie wichtige Erkenntnisse. „Unsere Forschung ist bahnbrechend, da wir festgestellt haben, dass das Risiko einer frühen Demenz verringert werden kann“, ordnet Janice Ranson von der Universität von Exeter, eine der Co-Autorinnen, die Ergebnisse der Studie ein. „Wir glauben, dies könnte eine neue Ära bei den Maßnahmen zur Verringerung der Neuerkrankungen einläuten.“

Es gibt auch Hinweise darauf, dass Alzheimer, die häufigste Form von Demenz, möglicherweise über ein bestimmtes Hormon übertragbar ist. Bestimmte Anzeichen sollten jedenfalls nicht ignoriert werden: diese Hinweise deuten auf eine Demenz-Erkrankung hin.

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