Grundwasserpegel steigt landkreisweit an – Experten geben Entwarnung

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Der Grundwasserstand an der Messtation „Hohenlinden 2“ hat bei knapp 18 Meter vorerst den Höhepunkt erreicht. © bayerisches landesamt für umwelt

Die diesjährig starken Regenfälle haben sich nun im Grundwasserpegel bemerkbar gemacht. Landkreisweit sind die Speicher derzeit überdurchschnittlich voll – für Experten eine gute Nachricht, für Hausbesitzer kein Grund zur Sorge.

Landkreis – Heftige Regenfälle sorgten vor rund zwei Wochen bayernweit für überschwemmte Straßen, vollgelaufene Keller und über die Ufer getretene Bäche und Flüsse. Auch im Landkreis Ebersberg machte sich der tagelange Dauerregen bemerkbar (wir berichteten). Ob am Grafinger Volksfestplatz, an der B 304 bei Ebersberg oder am Sportplatz in Hohenlinden: Überall stand zentimeterhoch das Wasser. Mittlerweile sind die vorübergehenden Seen wieder abgeflossen oder langsam im Erdboden versickert. Letzteres hat nun für rapide ansteigende Grundwasserspiegel gesorgt.

Wegen starkem Regen: Grundwasserstand im Landkreis überdurchschnittlich hoch

„Auf das erste Halbjahr gesehen haben wir jetzt einen überdurchschnittlich hohen Grundwasserstand erreicht“, erklärt Marion Natemeyer, zuständige Abteilungsleiterin beim Wasserwirtschaftsamt Rosenheim. Nahezu im gesamten Landkreis liegen die Werte über dem Mittelwasserstand. „Uns freut das natürlich, wir sind endlich weg vom Niedrigwasser“, betont sie angesichts der niedrigen Grundwasserspiegel durch lange Trockenperioden in den vergangenen Jahren. „Tendenziell kämpfen wir ja eher mit abnehmenden Grundwasserständen“, so die Abteilungsleiterin.

Unter Wasser: Dieses Feld kann das Wasser nur langsam aufnehmen. Der Boden ist bereits gesättigt.
Unter Wasser: In vielen Feldern standen bis vor kurzem noch regelrechte Tümpel. © ez

Grund für die steigenden Pegel sei der verhältnismäßig viele Regen im Frühjahr. „Wir haben bis jetzt bereits weit über die Hälfte des durchschnittlichen Jahresniederschlages erreicht“, rechnet Natemeyer vor. Demnach prasselt im Schnitt ein Liter Regen pro Quadratmeter auf den Landkreis nieder. Laut aktuellen Daten des Bayerischen Landesamt für Umwelt beträgt die Niederschlagsmenge bis dato bereits über einen halben Liter pro Quadratmeter. Im Vergleich: 2023 lag der Wert zur gleichen Zeit bei rund 380 Milliliter pro Quadratmeter.

Grundwasser: In Gemeinde Hohenlinden ist Höhepunkt bereits erreicht

Ein weiterer wichtiger Faktor für das sprunghaft gestiegene Grundwasser sei die Bodenbeschaffenheit im Landkreis, erklärt Natemeyer weiter: In der Schotterebene versickert das Wasser mit 0,001 Metern pro Sekunde recht zügig in der Erde. Dementsprechend schnell machten sich die Regenfälle zu Beginn des Monats in Vaterstetten, Zorneding und Kirchseeon im Grundwasser bemerkbar.

Auch an der Messstelle „Hohenlinden 2“ ist deutlich zu erkennen, wie der Pegel bereits mit dem ersten starken Regenguss Ende Mai rapide anstieg. „Hier haben wir schon den Höhepunkt erreicht“, sagt Natemeyer. In der Gemeinde liegt das Grundwasser derzeit 18 Meter unter der Erde. Vor über einem Monat reichte der Pegel noch bis knapp 19 Meter unter Boden – also ein Plus von rund einem Meter Wasser.

Im Landkreis Norden liegt Grundwasser näher an Oberfläche

Währenddessen macht sich der ergiebige Regen im südlichen Landkreis nur langsam im Grundwasser bemerkbar. „Ebersberg und auch der Forst liegen auf einer Endmoräne, der Boden ist hier deutlich dichter“, sagt die Abteilungsleiterin von Wasserwirtschaftsamt. Dementsprechend langsam versickere das Wasser im Untergrund. Hinzukomme, dass das Wasser im Süden einen längeren Weg durch die verschiedenen Gesteinsschichten zurücklegen muss. „Je weiter nach Norden, desto näher liegt das Grundwasser an der Oberfläche“, sagt Natemeyer.

Während also an der Anzinger Sauschütt fast 13 Meter tief gebohrt werden muss, um auf Grundwasser zu stoßen, ist man in Pliening oder Poing bereits nach knapp vier Metern erfolgreich. „Im Forst erwarten wir den Höhepunkt des Grundwassers daher erst in den kommenden Tagen“, erklärt die Abteilungsleiterin und verweist auf die Karten des Niedrigwasserinformationsdienstes Bayern.

Steigendes Grundwasser: Hausbesitzer müssen sich erstmal keine Sorgen machen

Für Hausbesitzer sei der bisweilen steigende Grundwasserpegel im Landkreis allerdings kein Grund zur Sorge. „Wir haben die örtlichen Grundwasserstände im Blick“, sagt Natemeyer – und bisher bestehe keine Gefahr. So müsste der Grundwasserstand in Hohenlinden weitere drei Meter ansteigen, um den kritischen Höchstwasserstand bei 16 Metern unter der Erde zu erreichen.

Andernorts, etwa in Pliening und Poing, liegt das Grundwasser bekanntlich näher an der Oberfläche, doch auch hier gibt es Entwarnung. „Wir sind im Normbereich, das ist ein gutes Zeichen“, sagt Natemeyer. Den Höchststand überschritt das Grundwasser in Pliening zuletzt in den 1990er Jahren.

Gefragte Elementarversicherung

Die vielen und vor allem heftigen Unwetter der vergangenen Jahre haben sich im Versicherungsschutz von Gebäuden bemerkbar gemacht, weiß Marco Ehrhardt, Inhaber des gleichnamigen Versicherungsbüros in Ebersberg. Demnach steigt seit einigen Jahren die Nachfrage nach Hausrat- und Elementarversicherungen. „Die Kunden kommen mittlerweile aktiv auf uns zu“, erklärt Ehrhardt. Besonders gefragt sei der Schutz vor Elementarschäden, wie Sturm, Hagel und Hochwasser. „Wir haben festgestellt, dass die Leute dahingehend sensibler werden“, betont er. Angesichts des steigenden Grundwassers im Landkreis muss er klarstellen: „Grundwasserschäden sind von der Elementarversicherung grundsätzlich ausgeschlossen.“ Denn Versicherungen begründen Schäden, die durch Grundwasserdruck entstanden sind, als bauliche Mängel. Eine Ausnahme stellt bisweilen Grundwasser dar, das überirdisch in Gebäude eindringt. Eine explizite Versicherung gegen Grundwasserschäden gebe es nicht, sagt Ehrhardt. Hausbesitzer und Mieter können trotzdem etwas tun: „Man kann seinen bisherigen Versicherungsschutz überprüfen. Manche Verträge fußen noch auf alten Bedingungen, in denen nicht alles abgedeckt ist“, appelliert der Experte.

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