Nächtliche Schwerstarbeit im Hochwassergebiet: Das erlebten Ebersbergs Feuerwehren im Hilfseinsatz
Beim Hochwasser am Wochenende ist der Landkreis Ebersberg glimpflich davongekommen. Feuerwehren und Rettungsdienst halfen deshalb, wo Land unter herrschte: in den Landkreisen Pfaffenhofen und Freising. Einsatzkräfte, die dabei waren, schildern das Erlebte.
Viele Feuerwehrler aus dem Kreis Ebersberg haben am Sonntag ihre Oberarme gespürt: Die ganze Nacht schleppte und schichtete ein 124 Männer und Frauen starkes Hilfskontingent, das sich aus 15 Landkreis-Wehren zusammensetzte, Sandsäcke in der Gemeinde Hohenwart (Kreis Pfaffenhofen). Dort galt es, eine Häuserzeile an einem Seitenarm der Paar vor dem Wasser zu schützen, berichtet Kreisbrandinspektor Markus Frantz, der den Einsatz koordinierte.

„Das kann ein Landkreis nicht alleine“, sagt der Feuerwehrler über die gewaltige Anstrengung, die der Kampf gegen solche Fluten erfordert. Deswegen gebe es für den Katastrophenfall die Möglichkeit, einander auszuhelfen – über Kreis-, Länder- oder gar Staatsgrenzen hinweg. „Ein Minimum an Redundanz muss da sein“, sagt Frantz darüber, dass die Feuerwehren dafür einen Teil ihrer Kapazitäten bereitstellen können.
So war es im Kreis Ebersberg, der von den ganz großen Wassermassen zum Glück verschont blieb (wir berichteten). Als am späten Samstagnachmittag der Hilferuf aus Pfaffenhofen bei der Kreisbrandinspektion einging, habe es nur wenige Stunden gedauert, bis die Feuerwehrleute sich gesammelt hatten und unterwegs ins Einsatzgebiet waren. „Schneller Abmarsch“, heißt es im Feuerwehr-Sprech, wenn ein Über-Nacht-Einsatz ohne Unterkunft und großen organisatorischen Vorlauf ansteht, erklärt Kreisbrandinspektor Frantz und sagt: „Man arbeitet, bis die Arbeit erledigt ist oder bis man nicht mehr kann.“
BRK Ebersberg im Fluteinsatz
18 Helferinnen und Helfer des BRK-Kreisverbands Ebersberg waren und sind in den Landkreisen Freising und Pfaffenhofen im Hochwassereinsatz. Mit zwei Allrad-Krankenwagen unterstützten sie, wo es für normale Fahrzeuge nicht weiterging und halfen etwa bei der Evakuierung eines Seniorenheims in Allershausen. Wie Kreisbereitschaftsleiter und Katastrophenschutzbeauftragter Bernhard Nowotny weiter mitteilt, begleiteten Ebersberger BRK-Kräfte im Raum Pfaffenhofen Senioren bei der Rückkehr aus einer Notunterkunft. Man stelle sich auf einen mehrtägigen Einsatz im nördlichen Oberbayern ein und bleibe in erhöhter Alarmbereitschaft, da weitere Aufträge zu erwarten seien. Für die Bereitschaft im Landkreis Ebersberg sei ebenfalls gesorgt, da das BRK weitere Reserven mobilisiert habe.
Der Einsatz in Hohenwart hatte etwas von beidem. Sebastian Luther (31) von der Feuerwehr Straußdorf erzählt, wie Handwerker, Studenten, Ingenieure miteinander in der Menschenkette standen und Sandsäcke weiterreichten. Wie die Teams immer wieder wechselten, um jedem eine Pause von der Knochenarbeit des Damm-Aufschichtens zu verschaffen. Wie jeder auf den anderen schaute. „Alleingänge gibt es nicht.“ Den Einsatz werde er sein Leben lang nicht vergessen. Auch nicht die Fassungslosigkeit und Erschütterung, als sich in der Nacht herumsprach, dass in Pfaffenhofen ein Feuerwehrmann vermisst wurde, der am nächsten Morgen schließlich tot geborgen wurde. „Jeder fährt los und will, dass alle gesund wieder heimkommen“, sagt Luther voller Anteilnahme an dem Unglück.

Kreisbrandinspektor Frantz hat die Funksprüche mithören müssen. Die Wehren aus dem Kreis Ebersberg seien rund 15 Kilometer vom Unglücksort entfernt gewesen, auf unbekanntem Terrain unterwegs. „Wir hatten keine Chance, zu helfen“, sagt er bedrückt. Stattdessen habe man sich auf die Aufgabe konzentriert, die über die örtliche Einsatzleitung zugewiesen wurde: Sandsäcke stapeln und das durchdringende Wasser abpumpen. „Der Damm hält“, sagt er darüber, dass die Mission offenbar erfolgreich war.
Gefreut haben sich die Feuerwehrler auch über die Erleichterung der Anwohner – und dass sie mit Kaffee, Leberkässemmeln und Gulasch bei Kräften gehalten wurden, erzählt der Straußdorfer Sebastian Luther. Schließlich sei seine Wehr tagsüber in Grafing im Einsatz gewesen, dann folgte die anstrengende Nacht in Hohenwart. „Aber dafür geht man zur Feuerwehr“, sagt er.
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Im Einsatz waren laut Kreisbrandinspektion die Wehren aus Vaterstetten, Gelting, Pöring, Eglharting, Frauenneuharting, Hohenlinden, Kirchseeon Markt, Anzing, Neufarn, Parsdorf, Egmating, Loitersdorf, Straußdorf, Glonn und Emmering. Sie konnten tief in der Nacht nach getaner Arbeit größtenteils wieder abrücken.

Zwar hatten sie einen verhältnismäßig ruhigen Einsatzabschnitt zu betreuen. Doch wie schnell eine vermeintlich harmlose Situation eskalieren kann, zeigte sich daran, dass die geplante Rückfahrroute binnen weniger Minuten 40 Zentimeter unter Wasser stand. Man habe sich daher entschlossen, den Abzug über die zuvor ausgekundschaftete Ausweichstrecke zu beschleunigen, als klar war, dass die Aufgaben erledigt waren, sagt der Kreisbrandinspektor. „Vielleicht etwas übervorsichtig, aber der Eigenschutz ist wichtig.“
Insgesamt sei der Hilfseinsatz sehr gut organisiert gewesen. „Hut ab vor der Mannschaft“, sagt Frantz mit Blick auf das Ebersberger Kontingent, das bis in die Morgenstunden motiviert gearbeitet habe. Die Erholung am Sonntag sei für die Feuerwehrleute dringend nötig gewesen. Doch sollten die Ebersberger nochmals um Hilfe gebeten werden, etwa wenn es ans Abpumpen und aufräumen gehe, sagt Markus Frantz über seine Truppe: „Wir wären bereit!“