Das Lift-Loch im Umland
Die S-Bahn München erneuert mehrere Aufzüge auf ihren Linien – zum Teil an mehreren Bahnhöfen nebeneinander. Für viele Fahrgäste ein riesiges Ärgernis.
Rosa Hartmann (85) hat starke Schmerzen im Rücken. Auch der Nerv in ihrem rechten Bein macht ihr zu schaffen. Die Baldhamerin kommt nur mit Rollator vorwärts. Schlimm genug – doch jetzt darf sie das Gerät auch noch täglich die Treppe rauf- und runtertragen.
Der Grund: Am S-Bahnhof Baldham (Kreis Ebersberg) wird der Aufzug seit November 2023 erneuert. Weil er so alt ist. Heißt: Zum Bahnsteig geht‘s nur über die Treppe. Für Gehbehinderte eine Katastrophe.

Wenn der Lift in Baldham fertig ist, steht die gleiche Prozedur in Vaterstetten eine Station weiter Richtung München an. Auch in Gronsdorf zwei S-Bahn-Stationen weiter wird seit 3. Juni ein neuer Lift gebaut – laut Bahn bis Ende 2024.
Baldham, Vaterstetten, Gronsdorf: Die S6 hat ein Lift-Loch! Und wie kommen die Passagiere hin und weg? Mit kuriosen Durchsagen empfiehlt die S-Bahn: Wer in Gronsdorf raus will, soll weiter nach Trudering und von dort zurück nach Gronsdorf.

S-Bahn München: Rund ein Dutzend der 110 Aufzüge nicht in Betrieb
Gleiches gilt für Baldham: Wer dort raus muss, soll laut Bahn stadteinwärts nach Vaterstetten und dort den Bus 451 nehmen. Für Rosa Hartmann ist das aber keine Lösung: „Wenn ein Kinderwagen oder ein Rollstuhl hinten im Bus steht, habe ich keinen Platz mehr. Und zu den Sitzen komme ich nicht, weil der Durchgang zu eng für den Rollator ist.“ Für sie sind die Arbeiten eine „Zumutung“, sagt Hartmann. „Ich verstehe ja, dass man einen neuen Lift baut. Ich bin ja selber schon darin stecken geblieben. Aber muss das ein Dreivierteljahr dauern?“
Meine news
Nicht nur im Osten gibt‘s ein Lift-Loch. Laut Bahn werden derzeit zehn der insgesamt 110 Aufzüge im S-Bahn-Bereich erneuert. Gleichzeitig ist eine „einstellige Zahl“ gestört oder kaputt, so ein Sprecher auf Anfrage.

Auch an der S2 wird gebaut – und das hatte für MS-Patient und Rollstuhlfahrer Alexander Cerwenka (43) aus Hebertshausen (Kreis Dachau) böse Folgen. Auch dort wird der Aufzug erneuert. Gleichzeitig war der nächste Aufzug in Dachau außer Betrieb – wegen einer Störung. Cerwenka kam nur mit der Hilfe der örtlichen Behindertenbeauftragten weiter. Die fuhr ihn per Bus ist acht Kilometer entfernte Röhrmoos. Dort ging der Lift. Cerwenka fuhr zur Arbeit nach München. Als er in München ankam, folgte das nächste Problem: „In der S-Bahn wurde nicht durchgesagt, dass der Lift am Hauptbahnhof auch nicht funktioniert.“