Brandschutz plündert Sparschwein der Gemeinde Frauenneuharting
Die Gemeinde Frauenneuharting steht vor teuren Herausforderungen. Hohe Ausgaben für Brandschutzmaßnahmen belasten den Haushalt. Trotz Sparbemühungen anderswo bleibt die finanzielle Lage angespannt.
Wer hungrig einkaufen geht, kommt gerne mal mit vollem Einkaufswagen, aber leerem Geldbeutel aus dem Supermarkt. Der Gemeinde Frauenneuharting erging es in der jüngsten Gemeinderatssitzung noch schlimmer – eigentlich ist der Geldbeutel schon leer und das Geldausgeben haben die Räte satt. Trotzdem wurde es teuer. Frauenneuharting möchte sich eigentlich auf Zukunftsaufgaben wie die örtliche Wasserversorgung konzentrieren. Für eine Versuchsbohrung gaben die Räte am Donnerstagabend 90 000 Euro frei. 13 000 Euro weniger als befürchtet, was Bürgermeister Eduard Koch (parteilos) zu dem Satz veranlasste: „Ein Zeichen, dass die Preise nicht immer nur nach oben gehen.“
Brandschutz Schule Frauenneuharting: 45.000 Euro für vier Türen
Zu diesem Zeitpunkt schwirrte dem Gremium nämlich schon der Kopf vom Geldausgeben. „Wenn es läuft, dann läuft’s“, ärgerte sich CSU-Mann Thomas Heilmann, als er und die anderen Gemeinderäte binnen weniger Minuten rund 80 000 Euro Steuergeld in den Brandschutz an der Schule gesteckt hatten. 45 000 Euro für vier Brandschutztüren und 30 000 Euro für eine Brandmeldeanlage. „Da kommen wir nicht aus“, hatte der Bürgermeister die schließlich einstimmig ausgefallenen Abstimmungen anmoderiert. Notwendig sei das Aufrüsten auch wegen jüngster Umbauten für eine Hackschnitzel-Heizung und einen Aufzug zwecks Barrierefreiheit, das Landratsamt sitze der Gemeinde im Nacken.
Über die teure Brandmeldeanlage ärgerten sich die Räte besonders, weil ihnen der zuständige Architekt eine günstige Lösung mit Meldeknopf und Sirene für rund 1000 Euro angekündigt hatte. Dann kam erst ein Gutachter, danach ein Prüfer ins Spiel. Schon war ein mittlerer fünfstelliger Betrag für automatisierte Anlagen in sämtlichen Klassenzimmern fällig. „Irre“, lautete ein Kommentar vom Ratstisch. „Aber lass irgendwas passieren …“, ein anderer. In einem Versuch, angesichts horrender Stundensätze der ausführenden Spezialfirmen wenigstens ein bisschen Geld zu sparen, übernimmt die vorbereitenden Elektroarbeiten ein ortsansässiger Unternehmer.
Frauenneuharting spart beim Kleinvieh – und muss dann richtig blechen
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Bitter sind solche Kostenschocks für die 1600-Einwohnergemeinde mit einem Gesamthaushalt von rund 4,5 Millionen Euro schon deswegen, weil sie sich längst um sparsames Wirtschaften bemüht. Ein paar Tausend Euro beim Fliesen des Feuerwehrhauses gespart: ein kleiner Sieg. Die Vereine müssen ab sofort eine eher symbolische Nutzungsgebühr für den Gemeindesaal zahlen: „Wenigstens ein Zeichen dafür, dass uns die gebratenen Tauben zurzeit nicht in den Mund fliegen“, sagt der Bürgermeister. Nicht nehmen ließen sich die Räte Kleinspenden für den guten Zweck: Für den Frauennotruf gab es 60 Euro, für das VdK-Fest 200 Euro, fürs Caritaszentrum ebenfalls. Wie im Vorjahr. „Zum Erhöhen haben wir keine Kohle“, kommentierte das CSU-Rat Franz Gschwendtner.
Die Gemeinde hat, um weitere Schulden zu vermeiden, die Grund- und Gewerbesteuern angehoben, Investitionen in die Erschließung eines Wohngebiets in Jakobneuharting verschoben, und auch mit dem eingangs genannten Trinkwasserbrunnen wird es so schnell nichts werden. Sogar den Erzieherinnen im Kinderhaus hat Bürgermeister Koch eingeschärft, beim Essenseinkauf jeden Euro umzudrehen. Mühsam erspartes Kleinvieh, das in einem Rutsch wieder ausgegeben ist. Eine vage Ahnung von den Gewinnmargen für Brandmeldeanlagenbauer gibt übrigens das zweitgünstigste Angebot, das bei 55 000 Euro lag. „Der andere wird wahrscheinlich draufzahlen müssen“, kam dazu ein Kommentar vom Ratstisch – die Flucht in den Galgenhumor.