Zukunftsweisend: Neuer Flugsimulator bietet Rettern neue Möglichkeiten
Nach 25 000 Betriebsstunden hat der alte Flugsimulator im Tölzer Bergwachtzentrum ausgedient. Sein Nachfolger ist ein großer Schritt in die Zukunft: Er ist ganz nah dran am Original.
Gaißach/Bad Tölz – Ein „Familienfest der Rettung“ wurde am Donnerstag im Bergwachtzentrum auf der Flinthöhe gefeiert. Zahlreiche Vertreter von Rettungsorganisationen und aus der Politik hatten sich versammelt, um den neuen Flugsimulator H145 in Betrieb zu nehmen. Er ersetzt den bisherigen, der in den vergangenen 15 Jahren über 25 000 Betriebsstunden geleistet hat. „Ein Meilenstein“, sagte Thomas Lobenstein, Vorsitzender der Bergwacht Bayern, in seiner Begrüßung. Ziel des neuen Simulators, der von der Bergwacht aus Eigenmitteln finanziert wurde, sei es, die Luftrettung zukunftsfähig zu machen, erklärte Lobenstein.
„Wir übernehmen Verantwortung für die Retter und deren Sicherheit“, betonte Manfred Welzel von der Stiftung Bergwacht. Hier im Zentrum ließen sich Abläufe trainieren, Teams könnten sich einspielen – sodass sie dann im Einsatzfall perfekt vorbereitet sind. Denn, so stellte Gerhard Opperer, der selbst als Windenoperator tätig ist, klar: „Menschen würden sterben, wenn wir nicht die Windenrettung hätten.“
Im Bergwacht-Zentrum könnten die Einsatzkräfte nahe an der Realität ausgebildet werden, gemeinsam Materialien weiterentwickeln und netzwerken, betonte Staatssekretär Sandro Kirchner. „Was man am Simulator trainiert, muss man nicht an einem echten Hubschrauber trainieren.“ Das spare Treibstoff und CO2. Wobei es ganz ohne Training an realen Hubschraubern nicht gehe, wie Opperer erwähnt hatte. „Nur so können wir unser hohes Level halten.“

Der neue Simulator, gebaut von einem österreichischen Hersteller, ist fast die exakte Nachbildung des echten Airbus-Hubschraubers H145, der wiederum in Bayern gebaut wird. Wie Kirchner sagte, werden in Zukunft acht dieser Hubschrauber von Polizei und Bundeswehr genutzt werden. Somit sei der neue Simulator eine „Investition in die Zukunft und Gold wert für die Menschen“.
Den Einsatzkräften gefällt der neue H145. „Das Ding ist der Wahnsinn“, schwärmte Opperer. Der Innenraum wurde originalgetreu nachgebaut. Um die Übungen noch realistischer zu machen, kann Rotorenlärm innen und außen sowie Abwind erzeugt werden. Die Winde kann je nach Bedarf rechts oder links angebracht werden, der Umbau dauert etwa zehn Minuten. Für Spezialkräfte von Militär und Polizei gibt es einen beidseitigen Abgleitbalken.
(Unser Bad-Tölz-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)
Der große Vorteil von Übungen am Simulator: „Wenn wir was erklären müssen, frieren wir die Situation ein – das kann man mit einem echten Hubschrauber nicht machen“, so Opperer. Bergwacht-Betriebstechniker Jost Gudelius erklärte, dass man versucht habe, gemeinsam mit dem Hersteller eine Übungszelle zu bauen, die nahe ans Original herankomme. „Es ist uns sehr gut gelungen.“
Meine news
Launig sprach Pfarrer Manfred Wurzer dann die Segnungsworte. „Wenn es bei uns ums Fliegen geht, dann ist es die Himmelfahrt. Das ist ein One-Way-Ticket, daher kann man das nicht simulieren.“ Die Retter jedoch sollten immer einen Rückflug bekommen.
Nach der Segnung und dem Durchschneiden des Bandes durfte Staatssekretär Kirchner eine Runde durch die Halle fliegen und war zugleich nahe dran an einer Live-Demonstration. Sondereinsatzkräfte der Polizei seilten sich vom Simulator auf ein Dach ab und stürmten ein Gebäude. Zwei Bergwachtkräfte wurden in unwegsames Gelände hinabgelassen. Jede Gruppe zeigte, was sie mit dem neuen Simulator üben kann. Tobias Vogt von der Bergwacht kommentierte es so: „Die Besonderheit hier ist, dass man alles ausprobieren kann.“