Bäume statt Bohrturm: „Greenpaece“-Protest gegen Gasbohrung in Reichling

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Schongau
  4. Reichling

Kommentare

Aktivisten der Umweltschutz-Organisation Greenpeace pflanzen zum Protest gegen Gasbohrungen Bäume auf dem geplanten Bohrfeld. © Lennart Preiss/dpa

Die Umweltschutz-Organisation „Greenpeace“ hat am Donnerstagmorgen ein Zeichen gesetzt gegen die geplante Gasbohrung bei Reichling. Im Morgengrauen haben sie demonstrativ zehn Bäume gepflanzt.

Reichling – Auf Flur der Gemeinde Reichling soll bald nach Erdgas gebohrt werden. Damit ist nicht jeder einverstanden. Aktivisten haben am gestrigen Donnerstag im Morgengrauen ein Zeichen gesetzt und zehn Bäume auf dem Gelände gepflanzt, auf dem die Bohrungen über die Bühne gehen sollen. Der „Greenpeace-Slogan“: „Bäume statt Bohrturm, ein richtiger Wald statt klimaschädliches Gas“, so Saskia Reinbeck. Bei der Aktion entrollten die Aktivisten auch Transparente mit einem durchgestrichenen Bohrturm und dem Slogan „Kein neues Gas“.

Kritik am Wirtschaftsminister

Konkret adressierten sie die Forderung an Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Dieser müsse „endlich verstehen, dass wir keine Erdgasquellen mehr anzapfen dürfen – weder hier noch sonst wo“, so Reinbeck. 

Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s auch in unserem regelmäßigen Schongau-Newsletter. Und in unserem Weilheim-Penzberg-Newsletter.

Auf dem Gelände in Reichling will die Firma Genexco mutmaßlich schon im September einen rund 40 Meter hohen Bohrturm errichten und mit den Probebohrungen nach Erdgas beginnen (wir berichteten). Das Unternehmen vermutet in rund 3000 Meter Tiefe unter dem Areal Gasvorkommen, deren Förderung sich aufgrund der gestiegenen Preise lohnen. In den 1980er Jahren war die Förderung noch wegen fehlender Wirtschaftlichkeit ausgeblieben.

In den kommenden Wochen sollen die Vorarbeiten erfolgen

Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen bereits Bäume am Bohrgelände gefällt, in den kommenden Wochen soll es nun gerodet und für die Arbeiten vorbereitet werden. Am 26. Juni 2024 hatte das dem bayerischen Wirtschaftsministerium unterstellte Bergamt Südbayern der Firma die Probebohrung genehmigt. Laut „Greenpeace“ vermutet das Unternehmen dort bis zu 500 Millionen Kubikmeter Erdgas, was in etwa vier Prozent des jährlichen Erdgasverbrauchs von Bayern entspricht. Die Genehmigung für die Förderung steht aber noch aus.

Alle News und Geschichten sind auch auf der Facebook-Seite der Schongauer Nachrichten zu finden.

„Die Erdgasbohrung soll trotz der immer schneller voranschreitenden Erderhitzung und gegen den Willen der Menschen vor Ort durchgedrückt werden. Das ist absolut unverantwortlich“, sagte Reinbeck. Die Aktivisten forderten, „dieses natur- und klimaschädliche Vorhaben sofort zu stoppen“. 

Der Bohrplatz liegt nicht weit entfernt von Wohnhäusern und rund 150 Meter von einem europäischen Schutzgebiet für Tiere und Pflanzen entfernt in der Nähe der Trinkwasserquellen der Gemeinde. 

„Absolut unverantwortlich“

In den vergangenen Wochen hatte es in der Gemeinde zunehmend Kritik am Projekt gegeben. Neben Umweltschützern und der „Bürgerinitiative Reichling Ludenhausen – gegen die Ausbeutung unserer Heimat“ kamen auch aus der Kommunalpolitik Forderungen nach einem Verzicht auf die Förderung. Im Raum stehen seitens der Gegner auch rechtliche Schritte gegen den Bescheid des Bergamts. 

Die Heimatzeitungen im Landkreis Weilheim-Schongau sind unter „merkur_wm_sog“ auf Instagram vertreten.

Reichlings Bürgermeister Johannes Hintersberger indes gibt sich gestern Mittag auf Anfrage der Schongauer Nachrichten völlig überrascht. Von einer solchen Protest-Aktion von „Greenpeace“ auf seiner Gemeindeflur habe er nichts mitbekommen. „Aber es ist doch schön, wenn wir Bäume kriegen.“

Auch interessant

Kommentare