Unterhaching warnt vor „Gewerbe-Gigantomanie“ in Taufkirchen und Ottobrunn: „Optisch ist das eine Zumutung“
Unterhaching äußert massive Bedenken gegen drei Großprojekte in den Nachbarkommunen, eins in Ottobrunn und zwei in Taufkirchen.
Eine Überlastung des Verkehrs, wachsender Druck auf Wohnraum plus Infrastruktur, Aushebelung der Frischluftschneise: Die Gemeinde Unterhaching äußert massive Bedenken gegen drei Großprojekte in den Nachbarkommunen, eins in Ottobrunn und zwei in Taufkirchen. In allen drei Fällen sei das gesetzlich verankerte Gebot der interkommunalen Abstimmung, die über reine Bauleitplanung hinausgehe, verletzt. Dies erläuterte Stefan Lauszat, Chef der Unterhachinger Bauverwaltung, im Bau- und Umweltausschuss. Dieser bekräftigte für alle drei Fälle eine ablehnende Haltung.
Fall eins: In Ottobrunn soll auf einer Grünfläche (Alte Landstraße 2 bis 4) ein „städtebaulich prägnanter Hochpunkt“ geschaffen werden, wie es im Unterhachinger Bauausschuss hieß. Eine achtgeschossige Bebauung sei vorgesehen mit einem Mix aus Gewerbeflächen, Büros und Wohnungen. Den Bebauungsplan sehen sie in Unterhaching kritisch, weil eine Kita nur „als Option“ vorgesehen sei. Zudem läge das Hochhaus in Sichtweite des Landschaftsparks.
Gemeinderat König: Bauprojekt passt eher ins Werksviertel als nach Ottobrunn
„Das ist ein ganz schöner Kasten. Der würde eher ins Werksviertel am Münchner Ostbahnhof passen als nach Ottobrunn, wo er sich nicht in die Umgebung einfügt“, sagte Grünen-Sprecher Stefan König. Harald Nottmeyer (SPD) formulierte den Unterhachinger Unmut so: „Acht Stockwerke sind optisch eine Zumutung. Die Frischluftschneise wird abgeschnitten, bei Verkehr und Kinderbetreuung ist mit einer vollständigen Überforderung der Infrastruktur zu rechnen.“
Fall zwei betrifft den in Taufkirchen geplanten „Ludwig Bölkow Park I“, zwischen der Jochen-Schweizer-Arena und der A8. Hier sieht Unterhaching „einen deutlichen Widerspruch zur Raumordnung“, lautet im Protestbeschluss der Fingerzeig an übergeordnete Behörden. Hier finde eine „überbordende Ausweisung von Gewerbeflächen“ statt. Ausdrücklich droht Unterhaching sogar mit einer gerichtlichen Überprüfung.
Sinnvolle ÖPNV-Anbindung fehlt
Die Bedenken sind vielschichtig. „Wo sollen die ganzen Menschen leben, die dort arbeiten?“, warf Stefan Lauszat als Frage auf. 28 000 Quadratmeter Gewerbefläche auf 5,9 Hektar Fläche würden über zehntausend Beschäftigte indizieren; es fehle in Taufkirchen dann an einem „ausgewogenen Verhältnis zwischen Arbeitsplätzen und Wohnraum“. Nächster Aspekt: Taufkirchen habe schon jetzt „größere Leerstände bei Gewerbegebietsflächen“, warum also nicht erstmal diese nutzen? Lauszat warnte vor einer „jeden erkennbaren Bedarf überschreitende Ausweisung von Baulandflächen“, deren Erforderlichkeit und Relevanz „sich uns nicht erschließen“. Wie drastisch die Auswirkungen auf Nachbarkommunen sein könnten, habe Unterhaching 2004 erfahren: „Den Siedlungsdruck von Infineon in Neubiberg haben wir damals deutlich gespürt.“
Probleme sieht Unterhaching damit, dass für solch eine Vielzahl von Beschäftigten eine sinnvolle ÖPNV-Anbindung fehle – man vermisse aus Taufkirchen „ein schlüssiges Verkehrsgutachten“. Denn mit Bussen allein lasse sich der Ansturm nicht bewältigen, die Distanz zum nächsten S-Bahnhof betrage 3,7 Kilometer. Somit sei mit deutlich mehr Autoverkehr zu rechnen. Und: Das Vorhaben führe zu einer „Reduzierung der Frischluftschneise“.
Diese Pläne sind pure Bau-Gigantomanie und auf keinen Fall sinnvoll – ein heilloses Chaos wäre zu erwarten.
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Von „Bau-Gigantonomie“ und „Wildwuchs“ sprach der Unterhachinger SPD-Gemeinderat Harald Nottmeyer: „Es ist ein heilloses Chaos zu erwarten. Es geht darum, eine Begrenzung des Schadens zu erwirken, welche durch diese massive Bebauung entstehen würde.“ Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) fügte hinzu, dass das Taufkirchner Projekt „genau in eine mögliche Trasse der U5-Verlängerung“ hineinrage und diese dann blockieren könnte.
Fall drei aus Unterhachinger Sicht: ein „Technologie Park“ in Taufkirchen östlich der Willy-Messerschmitt-Straße auf bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen. Mit „wohl 14 Hektar“ handele es sich auch hier „um die Entwicklung eines sehr großen Gebiets“. Die Skepsis sei hier argumentativ analog die gleiche wie beim Projekt neben der Jochen-Schweizer-Arena. Das Unterhachinger Ziel, dreimal klar erkennbar: dass übergeordnete Behörden bremsend eingreifen.