Franz Inselkammer senior gestorben: Trauer um den Bräu von Aying
Mit Franz Inselkammer senior ist eine prägende Ayinger Persönlichkeit gestorben. Die Beisetzung findet am kommenden Freitag statt.
Franz Inselkammer senior ist tot. In Windeseile machte diese traurige Nachricht die Runde. Der 88-Jährige hat am Freitag für immer die Augen geschlossen. Anlässlich seines 85. Geburtstages im Dezember 2020 durfte der Münchner Merkur noch ein ausführliches Interview mit dem Seniorchef der Privatbrauerei Ayinger führen. Dabei antwortete Inselkammer auf die Frage: Wenn der Herrgott Ihnen noch ein paar Jahre schenkt? „Dann nehme ich sie dankbar an. Es dürfte schon noch ein paar Jahre so weitergehen.“
In letzter Zeit ist es eher ruhig um den Seniorbräu gewesen. Nachdem er vor wenigen Tagen aufgrund eines erneuten Schlaganfalls in ein Münchner Klinikum gebracht werden musste, waren die Sorgen groß, er könnte diese akute Erkrankung nicht mehr überleben. Nun herrscht traurige Gewissheit. Fassungslos zeigt sich Bürgermeister Peter Wagner (CSU): „Aying verliert eine große Persönlichkeit. Durch den Tod von Franz Inselkammer ist ein Stück Aying gestorben.“
Franz Inselkammer senior: bodenständig und dem Ort Aying verbunden
Für viele in Aying war Franz Inselkammer senior einfach nur „der Franz senior“. Und wer so vom „Bräu“ sprach, tat das immer mit großer Wertschätzung. Auch wenn der Verstorbene unzählige Auszeichnungen erworben hat, blieb er doch immer bodenständig und Aying zutiefst verbunden. Es dürften Dutzende Vereine sein, denen er als (Ehren-)Mitglied angehörte, sowohl in Aying als auch weit darüber hinaus. Er und seine Familie haben viele Vereine, Organisationen und die Kirche finanziell unterstützt. „Franz war ein Gönner aller Vereine, am Ort und darüber hinaus. Wenn man etwas gebraucht hat, konnte man sich an ihn wenden.“
Das Leben von Franz Inselkammer senior
Geboren wurde Franz Seraph Inselkammer sen. am 14. Dezember 1935 in München und verbrachte die erste Zeit auf dem väterlichen Anwesen in Siegertsbrunn. Nach dem überraschenden Tod seines Großvaters August Zehentmair siedelte die Familie 1936 nach Aying um. Dort kamen seine Brüder August (1937) und Peter (1940) zur Welt. Nach dem Abitur folgten für Franz Inselkammer ein betriebswirtschaftliches Studium in München und ein weiteres Studium an der Brauerhochschule in Weihenstephan. 1962 trat Franz Inselkammer in die elterliche Brauerei ein. 1972 wurden Abfüllerei und Expedition am Ayinger Ortsrand errichtet; dorthin kam 1999 auch die neue Brauerei. Aus der Ehe mit Angela Inselkammer, geborene Ruf, gingen drei Kinder hervor, Barbara (verheiratete Roth), Ursula (verheiratete Hollweck) und Franz. Franz Inselkammers ehrenamtliches Engagement erfolgte auf verschiedensten Ebenen. Unter anderem war er 16 Jahre lang Vorsitzender der Ayinger Sportfreunde und langjähriges Gemeinderatsmitglied. Franz Inselkammer war Träger des Bayerischen Verdienstordens und des Bayerischen Bierordens.
Erst vor wenigen Tagen konnte das 20-jährige Bestehen des AWO-Seniorenzentrums gefeiert werden. Dass dieses Projekt überhaupt realisiert werden konnte, war vor allem Franz Inselkammer zu verdanken. Per Handschlag versicherte er der Gemeinde, dass er das Grundstück zur Verfügung stellen werde. „Da brauchte es keinen Vorvertrag.“ Und die Familie Inselkammer ist ein großer Arbeitgeber in der Gemeinde. Daraus resultierte für Inselkammer auch eine Verpflichtung, die er stets sehr ernst nahm: „Als Familienunternehmen haben wir eine große Verantwortung. Ja, ich würde sogar sagen, wir haben eine Verpflichtung, etwas Besonderes zu machen. Bei einem Familienunternehmen geht es eben nicht darum, den finanziellen Gewinn ständig zu maximieren. Wir sind ganz anders als Familie verwurzelt als ein großes Unternehmen. Wir schauen auf unsere Mitarbeiter, wir kennen unsere Gäste und Kunden, wir achten unsere Geschäftspartner. Unsere Verpflichtung gilt auch den Generationen vor uns in der Familie.“
Brauer durch und durch, der auch nach Übergabe an Sohn Franz, noch oft im Büro anzutreffen war
Franz Inselkammer senior war nach eigenen Worten Brauer, ja, Bräu, „durch und durch“. Auch als er bereits die Geschäftsführung in die Hände seines Sohnes Franz gelegt hatte, war er noch oft im Büro in der neuen Brauerei anzutreffen. Er hat immer Anteil an der Brauerei genommen und war, soweit es möglich und erwünscht war, in Entscheidungen eingebunden. Franz Inselkammer senior war mit sich im Reinen, wie seine Feststellung zeigt: „Soweit ich das behaupten darf, kann ich auf ein erfülltes Geschäftsleben zurückblicken. Und unser Familienunternehmen wird bestens fortgeführt.“
Franz Inselkammer senior ging es um seine Heimat Bayern und Aying und um die Menschen, die hier leben. Seine Anstrengung als Geschäftsmann, Familienunternehmer und Brauereibesitzer galt der Förderung des Lebensraumes seiner Mitmenschen, dazu gehörten für ihn eine lebendige Brauerei und eine vielfältige Gastronomie, die Erzeugung authentischer gesunder Nahrungsmittel, regionale Besonderheiten in Kultur, Handwerk und Traditionen. Für ihn stand der lebendige Erhalt bayrischer Lebensart, die er so liebte, zuoberst.
Bayerische Lebensart lebendig halten war Franz Inselkammer senior wichtig
Franz Inselkammer senior bleibt als ein Gentleman in Erinnerung, der im besten Sinne des Wortes „Old School“ pflegte. Sein Lebenswerk geht weiter, getragen von seiner Frau Angela, dem heutigen Bräu Franz und der Familie. Trotzdem hinterlässt der Seniorbräu eine große Lücke. „Es ist unbegreiflich, dass er nicht mehr unter uns ist“, so Bürgermeister Wagner.