„Verrat an unserer Geschichte“: 1000 Menschen demonstrieren gegen Trumps Putin-Treffen
In Anchorage versammelten sich Hunderte gegen Putin: Sie fordern die Rückgabe deportierter Kinder – Die Stimmung vor dem Alaska-Treffen verschärft sich.
Anchorage – Das mit Spannung erwartete Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin startet in Kürze. Für die Bürger Anchorages, scheint es jedoch bereits begonnen zu haben: Mehrere hundert Menschen versammelten sich und verkündeten lauthals ihren Unmut über das Treffen der beiden Staatschefs.
Proteste in Anchorage – Bürger fordern Rückgabe von Kindern
Am Freitagmorgen versammelten sich hunderte Menschen aus Alaska, um gegen Präsidenten Wladimir Putin zu protestieren. Die Menge stimmte Pro-Ukraine-Sprechchöre an und schwenkte ukrainische Flaggen. Wie das Portal Mediaite berichtet unter anderem von einer riesigen Flagge, auf welcher der Schriftzug „Alaska steht hinter der Ukraine“ zu lesen war.
Weiteren Berichten zufolge hielten die Demonstranten auch Schilder hoch, auf denen sie die Rückgabe von 20.000 Kindern forderten. Der begründete Verdacht, Putin sei für Deportationen ukrainischer Kinder nach Russland verantwortlich, brachte ihm bereits einen internationalen Haftbefehl ein. Vorbeifahrende Autos hupten zur Unterstützung. Die Kundgebung war bereits die zweite große Demonstration in Anchorage innerhalb von nur 24 Stunden.
„Ein Verrat an unserer Geschichte“: NGO kritisiert Putin-Besuch
Ziel der Demonstration ist jedoch nicht nur Wladimir Putin, sondern auch die Symbolkraft des Treffens mit dem US-Präsidenten. Zuletzt bezog die NGO Native Movement prominent Stellung. Die Nichtregierungsorganisation vertritt inigene Völker Alaskas, und bezeichnet sich als „Überlebende des russischen Kolonisalismus“.
Mit Blick auf das Treffen stellt die NGO klar: „Die Entscheidung, Putin, einen Kriegsverbrecher, auf alaskischem Boden zu beherbergen, ist ein Verrat an unserer Geschichte und der moralischen Klarheit, die das Leiden der Ukraine und anderer besetzter Völker erfordert“. Die NGO verurteilt jegliches Abkommen, das „Gebiet abtreten, Aggression belohnen oder die Stimmen“ der Besetzten zum Schweigen bringen würde.
Carlo Masala warnt: Trump könnte „die Ausbeutung von Rohstoffen in Alaska anbieten“
Über einen weiteren Grund für die Entrüstung der Alsasker gab zuletzt Carlo Masala Aufschluss: Gegenüber Welt TV erklärte der Politikwissenschaftler: „Es gibt ja jetzt auch Hinweise, dass Trump ihm sozusagen die Ausbeutung von Rohstoffen in Alaska anbieten könnte“.
Experte Masala erwarte eine „Charmeoffensive“ Putins, bei der die guten „Entwicklung der bilateralen Beziehungen zwischen den USA und Russland“ eine Rolle spielen könnten. Im Tagesschau-Interview betonte Masala: „Man will eigentlich über viel, viel mehr sprechen als über die Ukraine. Man will über ökonomische Kooperation sprechen, über strategische Rüstungskontrolle.“ Er vermutet, dass diese Strategie Putin dabei helfen könne, von seinen Maximalforderungen in der Ukraine abzulenken, von denen er „keinen Millimeter bislang abgerückt ist“.
Alle Karten in der Hand: Ist Alaska Trumps Joker gegen Putin?
Masalas Vermutungen wurden zuletzt vom Telegraph gestützt. Die britische Tageszeitung berichtet, dass die Ukraine über mehr als zehn Prozent der weltweiten Lithiumreserven verfüge. Der Rohstoff wird für die Batterieproduktion benötigt. In den von Putin besetzten Gebieten der Ukraine liegen zwei große Lithiumvorkommen, auf welche Putin bereits Anspruch erhob. Donald Trump, der sich gerne als Geschäftsmann darstellt, könnte sich nun erhoffen, den russischen Bedarf mit Alaska decken zu können.
Die Deutsche Presse-Agentur berichtete zuletzt, dass Trump mehrfach signalisiert habe, wirtschaftliche Vereinbarungen als Hebel für eine Einigung nutzen zu wollen. Der Republikaner äußerte sich zuletzt zwar ungewohnt kritisch über den russischen Präsidenten. Dennoch scheinen Sympathien vorhanden zu sein: Zuletzt nannte er Putin für dessen Führungsstil etwa einen „Schachspieler“.
Putin und Trump in Alaska: Ein Treffen mit Sprengkraft
Trotz der nahenden Friedensgespräche hatte Russland seine Angriffe auf die Ukraine kurz vor dem Gipfel verstärkt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf der russischen Armee bereits früher am Freitag laut der Nachrichtenagentur afp vor, sie wolle Putin eine „günstigere“ Position für die Verhandlungen in Alaska sichern – erleide dabei aber „bedeutsame Verluste“. Der Präsident kündigte an, Verstärkungstruppen in die umkämpfte Region Donezk zu schicken.
Laut dem Kreml startet das Treffen zwischen um 11.30 Uhr Ortszeit (21.30 Uhr MESZ). Einst versprach der US-Präsident, den Ukraine-Krieg binnen 24 Stunden beenden zu können. Ob es dem US-Präsidenten gelingen wird, den inzwischen seit dreieinhalb Jahren andauernden Krieg zu beenden, wird sich zeigen. Die bisherigen Bemühungen um eine Waffenruhe sind ergebnislos geblieben.