„Russland bereitet sich vor“ – Wie Moskau entführte ukrainische Kinder für den Krieg ausbildet

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Mehr als 700.000 ukrainische Kinder sollen in Russland registriert sein – viele spurlos verschwunden, einige sollen an die Front.

Moskau – US-Präsident Donald Trump und der russische Präsident Wladimir Putin kommen am Freitag (15. August) zusammen, um über das Schicksal der Ukraine zu entscheiden. Ziel des Treffens ist ein möglicher Waffenstillstand, unter Umständen geht es in dem Gespräch auch um einen „Gebietstausch“. Selten im Fokus der Friedensdebatte stehen hingegen die zehntausenden ukrainischen Kinder, die nach Russland entführt wurden. Der frühere US-Außenminister Antony Blinken sprach 2022 bereits von rund 260.000 Fällen. Ein Kriegsverbrechen, für das der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag 2023 Haftbefehl gegen Kremlchef Putin und die russische Kinderrechtskommissarin Maria Lwowa-Belowa erließ.

Demonstration in London im Juni 2025: „Von Russland entführte ukrainische Kinder befreien!“ steht auf einem der Plakate.
Demonstration in London im Juni 2025: „Von Russland entführte ukrainische Kinder befreien!“ steht auf einem der Plakate. © IMAGO/Vuk Valcic / ZUMA Press Wire

Die Strategie Moskaus ist aus Sicht von Mykola Kuleba, dem Chef der ukrainischen Organisation Save Ukraine, klar: „Erst die russische Staatsbürgerschaft, dann die russische Schule, und dann die Militarisierung jedes Kindes, um ukrainische Kinder zu russischen Soldaten zu machen.“ In den besetzten Gebieten Saporischschja, Cherson, Luhansk und Donezk gilt seit der völkerrechtswidrigen Annexion der Gebiete für die Bewohner russisches Recht. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass fast 90 Prozent der Kinder in den besetzten Gebieten und in Russland an militärischen Ausbildungsprogrammen teilnehmen: Camps, Trainings, Kursen“, so Kuleba im Interview mit Welt. „Russland bereitet sich auf zukünftige Kriege vor.“

Geheime Datenbank im Ukraine-Krieg enthüllt: Russland listet entführte Kinder wie Waren auf

Vor zwei Jahren gab Moskau bekannt, mehr als 700.000 ukrainische Kinder seien bereits in Russland registriert. Laut Putin und Maria Lwowa-Belowa habe man die Kinder vor dem Krieg in Sicherheit gebracht. „Aber wer hat den Krieg begonnen? Russland ist in die Ukraine eingefallen. Diese Kinder und ihre Familien haben Russland nicht darum gebeten, ihr Leben zu retten. Diese Kinder hatten ein Zuhause“, so der Chef von Save Ukraine zu Welt. Um wie viele Kinder es sich genau handelt, lässt sich schwer nachvollziehen, da der Kreml Auskünfte verweigert.

10.000 Fälle seien in der Datenbank von Save Ukraine, die ukrainische Regierung hat rund 20.000 Fälle identifiziert. Schätzungen des Humanitarian Research Lab der Yale University gehen sogar von bis zu 35.000 verschleppten Kindern aus. 1000 der Entführten konnten gefunden werden. Unter den geretteten Kindern wurde laut Kuleba jedes militärisch Ausbildung ausgebildet. „Und einige haben sogar Einberufungsbescheide erhalten.“ Viele andere bleiben verschwunden. Unlängst fand sich online eine Art Katalog, in dem ukrainische Kinder mit Haar- und Augenfarbe und sogar „Gehorsamsgrad“ aufgelistet waren. Kurz darauf verschwand die russische Datenbank plötzlich.

Geheime Kreml-Pläne enthüllt: Wie Russland schon vor Kriegsbeginn den Kinderraub vorbereitete

Schon vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs lagen im Kreml offenbar Pläne in der Schublade, ukrainische Kinder zu verschleppen. Zu diesem Schluss kam die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) im März dieses Jahres. Das Ziel: Ihre ukrainische Identität auszulöschen und sie zu Russen zu machen. Das geschehe dem Bericht zufolge auch in sogenannten „Umerziehungslagern“. Einige ukrainische Kinder werden in Russland adoptiert – häufig unter einem neuen Namen und mit russischen Papieren.

Unter anderem deportieren sie Kinder - in der Hoffnung, dass sie vergessen, wo ihr Zuhause ist.

Indes blickt die Welt gespannt nach Alaska, wo Putin und Trump in wenigen Stunden ihre Verhandlungen beginnen. Ein Friedensabkommen, das die verschleppten ukrainischen Kinder ignoriert, könnte als stillschweigende Legitimierung solcher Verbrechen gewertet werden. Zumindest eines muss Putin wohl nicht fürchten: Eine Festnahme in Alaska. Denn die USA sind kein Mitglied des Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag.

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