Ende vom Ukraine-Krieg: Selenskyj preist Trump plötzlich als Friedensfürst – „ist unberechenbar“

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Ukraine-Präsident Selenskyj redet im Interview über ein Ende des Ukraine-Kriegs. Überraschend: Er hofft auf den kommenden US-Präsidenten Trump.

Kiew – In einem Interview zum Jahresstart teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj tiefgreifende Einblicke. Dabei ging es neben vielen nationalen und internationalen Themen auch um ein potenzielles Ende des Ukraine-Kriegs. Fast automatisch war dabei auch der kommende US-Präsident Donald Trump im Fokus – und die Folgen seines Amtsantrittes für den Ukraine-Krieg. Die Überraschung: Auf einmal setzt Selenskyj auf Trump.

„Wie viele Tage hatte das Jahr 2024? 1.000?“, witzelte Selenskyj laut Kyiv Independent bevor er zu den ernsten Themen kam. Das Interview, an dem auch seine Frau Olena Selenska teilnahm, wurde am 02. Januar veröffentlicht und geht insgesamt über eine Stunde. Im Verlauf des Gesprächs stellte Selenskyj eine Eigenschaft von Trump, die in der Ukraine lange für Verzweiflung sorgte, auf einmal als positiv heraus: „Er ist sehr stark und unberechenbar und ich würde mir wirklich wünschen, dass sich die Unberechenbarkeit von Präsident Trump auch auf Russland auswirkt“, zitierte ihn die AFP.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hält Arbeitstreffen ab und nimmt an einem trilateralen Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem designierten US-Präsidenten Donald Trump teil.
Bei einem trilateralen Treffen in Frankreich näherten sich Trump und Selenskyj scheinbar an (Archivbild). © IMAGO/PRESIDENT OF UKRAINE/apaimages

Ende des Ukraine-Kriegs? Selenskyj preist Trump-Pläne für Frieden

Zu den möglichen Auswirkungen des kommenden US-Präsidenten Donald Trump sagte der ukrainische Staatschef: „Er kann entscheidend dazu beitragen, den Krieg zu beenden … oder, realistischer, er kann uns helfen, Putin zu stoppen. Er kann dies tun“, sagte Selenskyj laut Kyiv Independent und fügte hinzu: „Ich glaube, dass er diesen Krieg wirklich beenden will.“ Die Äußerungen wirken deutliche optimistischer als die sehr gemixten Reaktionen, die es zu Trumps Versprechen, er werde den Ukraine-Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden, gab.

Womöglich auch, weil Trumps Amtseinführung nun unmittelbar bevorsteht – und Selenskyj es sich mit dem Land, das bisher von allen die meisten Waffen für die Ukraine geliefert hat, nicht verspaßen will. Mit dem aktuellen „Frieden durch Stärke“-Ansatz der Ukraine wird versucht, den Republikaner und seine Regierung zu überzeugen.

„Ich glaube, Putin hat Angst vor Trump. Deshalb unternimmt er Schritte, um die Stimme des Kremls irgendwie in die Trump-Administration einzubringen“, spekulierte Selenskyj. Doch auch wenn es kontroverse Nominierungen gab – der Ukraine-Vertreter Keith Kellogg wird in der Ukraine als positives Zeichen wahrgenommen. Der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Heorhii Tykhyi, sagte nach der Nominierung laut Kyiv Independent, Kellogg sei „keine neue Person für die Ukraine“. Laut eigenen Angaben, die Reuters zitierte, hoffe Selenskyj darauf, dass Trump schnell Kontakt zum russischen Präsidenten Wladimir Putin aufnehme.

USA wichtiger Partner für Ende des Ukraine-Kriegs – Selenskyj für Friedenstruppen

Das Gewicht der US-Unterstützung für die Ukraine stellte Selenskyj auch explizit heraus. „Jede Sicherheitsgarantie ohne die Vereinigten Staaten ist eine schwache Sicherheitsgarantie für die Ukraine“, so der Präsident. Auch Europäer hätten ihre Augen auf die Meinung des US-Präsidenten.

Der Idee der Nato-Friedenstruppen zeigte sich Selenskyj positiv gegenüber, aber nur wenn mehr als „ein, zwei Länder“ mitmachen würden. Vor diesem Hintergrund begrüßte er Frankreichs Initiative, in Europa Unterstützung zu mobilisieren. Ein weiterer Punkt, der laut Selenskyj für die Friedenstruppen spricht: „Ich sehe, dass Trump einen positiven Eindruck von der Idee hat“.

Selenskyj spricht von „Druck“ an Front – Ukraine-Hauptziel ist Nato-Mitgliedschaft

Auch für 2025 halte die Ukraine an ihrem angeblichen Hauptziel, der Nato-Mitgliedschaft, fest. „Kurz gesagt, ein gerechter Frieden ist für uns das Verständnis, dass wir in der EU sind und wann. Das Verständnis, dass wir starke Sicherheitsgarantien haben, mit der Nato als beste Option“, gab Selenskyj an.

Aktuell lege das kurzfristige Ziel im Ukraine-Krieg vor allem auf der Stabilisierung der Ostfront. Dort hatte Russland in den letzten Monaten des Jahres 2024 noch Erfolg mit seiner Offensive und ist bis vor Pokrowsk gekommen – wenn auch im Austausch für massive Verluste. „Sie üben Druck auf unsere Jungs aus, die erschöpft sind, das ist eine Tatsache. Wir werden alles tun, um zumindest die Front im Januar zu stabilisieren“, erklärte Selenskyj.

Neuwahlen erst nach Ende des Ukraine-Kriegs – Selenskyj schließt Kandidatur aktuell aus

Der Ukrainer gab im Interview weiter an, dass neue Wahlen in der Ukraine erst nach Ende des Kriegsnotstands abgehalten werden könnten. Selenskyj wurde im Jahr 2019 gewählt und eine Legislaturperiode ist in der Ukraine eigentlich fünf Jahre lang – es hätten nach dem normalen Turnus bereits im Jahr 2024 Neuwahlen stattfinden müssen.

Aktuelle schließe der Staatschef aus, erneut anzutreten. „Ich weiß nicht, wie dieser Krieg enden wird“, sagte er. „Wenn ich mehr tun kann, als ich kann, dann werde ich eine solche Entscheidung (eine neue Amtszeit anzustreben) wahrscheinlich positiver sehen. Im Moment ist das aber kein Ziel für mich“. (lismah)

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