Eklat bei Baerbock-Besuch: Islamisten-Führer in Syrien verweigert Handschlag
Außenministerin Annalena Baerbock reist nach Damaskus. Doch das Treffen mit den neuen Machthabern Syriens löst eine Welle der Empörung aus.
Damaskus - Ein diplomatischer Zwischenfall überschattete den Besuch der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock in Syrien. Bei ihrer Ankunft in Damaskus wurde sie von Ahmed al-Scharaa, dem neuen syrischen Machthaber, nicht mit einem Handschlag begrüßt. Stattdessen legte al-Scharaa, besser bekannt unter seinem Kampfnamen Mohammed al-Dscholani, seine Hand auf seine Brust.
Die Geste gilt in einigen muslimischen Kulturen als respektvolle Begrüßung, wird aber gleichzeitig auch als Verweigerung eines physischen Kontakts interpretiert. Der Vorfall sorgte in den sozialen Medien für Empörung und löste eine Welle von Diskussionen aus.
Baerbock zu Besuch in Syrien: Islamisten-Führer verweigert Außenministerin den Handschlag
Al-Scharaa, ein führendes Mitglied der Organisation Hayat Tahrir al-Sham (HTS), die nach dem Sturz von Baschar al-Assad die Kontrolle in Syrien übernommen hat, begründete die Verweigerung des Handschlags mit religiösen Überzeugungen. In der Vergangenheit hat er mehrfach betont, dass er aus Glaubensgründen Frauen generell nicht die Hand gibt. Diese Haltung stieß bei vielen Beobachtern auf Unverständnis, insbesondere da er Baerbocks französischem Amtskollegen Jean-Noël Barrot die Hand reichte.
Annalena Baerbock ist die erste EU-Außenministerin, die seit dem Sturz Assads in das Land reiste. Begleitet von Jean-Noël Barrot, wollte sie mit der Übergangsregierung und HTS über die Zukunft nach dem Bürgerkrieg in Syrien sprechen. Der Besuch sollte die europäische Präsenz in der Region stärken und die diplomatischen Beziehungen zu den neuen politischen Akteuren in Syrien festigen. Doch der diplomatische Eklat überschattete die eigentlichen Ziele der Reise.
Flut von Reaktionen auf Handschlag-Zwischenfall bei Baerbock-Reise in Syrien
Der Vorfall beim Baerbock-Besuch in Syrien löste in den sozialen Medien eine Flut von Reaktionen aus. Viele Nutzer äußerten ihre Empörung und forderten eine härtere diplomatische Haltung seitens der EU gegenüber solchen Gesten. Eine Nutzerin schrieb: „Ich wäre nur hingefahren, wenn von vorneherein klar ist, dass er Baerbock öffentlich die Hand gibt.“ Andere Stimmen betonten hingegen die Wichtigkeit von Dialog und Diplomatie, selbst wenn kulturelle Unterschiede zu Missverständnissen führen können.
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Innerhalb der muslimischen Gemeinschaft gibt es keine einheitliche Regelung zum Händeschütteln zwischen Männern und Frauen. Im Koran selbst findet sich keine explizite Regelung dazu. Während al-Scharaa aus religiösen Gründen den Handschlag verweigerte, gibt es zahlreiche Beispiele von Politikern aus muslimisch geprägten Ländern, die sich anders verhalten. So hat der jordanische Außenminister Ayman Safadi Annalena Baerbock bei einem früheren Treffen die Hand gegeben, was zeigt, dass es keine allgemeingültige Praxis gibt.
Vor Treffen mit neuem Machthaber in Syrien – Baerbock besucht Assad-Foltergefängnis
Ein weiterer wichtiger Programmpunkt von Baerbocks Besuch war das berüchtigte Assad-Foltergefängnis Saidnaja. Gemeinsam mit ihrem französischen Kollegen ließ sie sich von Vertretern der syrischen Zivilschutzorganisation Weißhelme über die Zustände informieren. Das Gefängnis ist bekannt für die grausamen Menschenrechtsverletzungen, die dort unter Assads Regime stattfanden. Berichte von Überlebenden und Menschenrechtsorganisationen schildern erschreckende Details über Folter und Misshandlungen, die in Saidnaja an der Tagesordnung waren.
Der Besuch in Saidnaja verdeutlicht die Herausforderungen, vor denen die neue syrische Regierung steht, und unterstreicht die Notwendigkeit einer transparenten Aufarbeitung der Vergangenheit. Baerbocks Besuch in Syrien ist ein wichtiges Signal der Unterstützung für den Übergangsprozess und zeigt, dass die EU bereit ist, sich aktiv an der Gestaltung der Zukunft des Landes zu beteiligen. Dennoch bleibt die Interaktion mit neuen politischen Akteuren in Syrien eine komplexe Aufgabe, die Fingerspitzengefühl und diplomatisches Geschick erfordert.