Verhaltene Nachfrage bei Taxi-Angebot des Landkreises

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Teil des Mobilitätskonzepts: Taxis, wie hier in Rottach-Egern an der Nördlichen Hauptstraße, ergänzen im hoibehoibe-Modell des Landratsamts das geförderte Mobilitätsangebot für Gelegenheitsfahrten bestimmter Nutzergruppen. © THOMAS PLETTENBERG

Das hoibehoibe-Taxi läuft in den Gemeinden im Landkreis eher verhalten an: Sechs Monate nach der Einführung wurden nur knapp zehn Prozent der Wertschecks abgerufen.

Landkreis – Die Hälfte der Taxifahrt zahlt der Landkreis, die andere Hälfte der Fahrgast: Das Konzept des hoibehoibe-Taxis dient nach dem Aus des Anruf-Sammeltaxis (AST) als Übergangslösung bis zur Umsetzung anderer Mobilitätsangebote. In einer Zwischenbilanz nach den ersten sechs Monaten wird aber deutlich: Die Taxi-Wertschecks werden in den Gemeinden sehr unterschiedlich, insgesamt aber eher verhalten nachgefragt.

Schon einige Stammkunden beim hoibehoibe-Taxi

Von 108 000 verfügbaren Gutscheinen à fünf Euro, die berechtigte Bürger zum halben Preis im für sie zuständigen Rathaus erwerben können, wurden in der ersten Jahreshälfte 8962 Stück ausgegeben – nicht einmal zehn Prozent. Negativ fällt das erste Fazit aus dem Landratsamt dennoch nicht aus. „Von den bisherigen AST-Kunden wird die Aktion sehr begrüßt, daher gibt es auch schon einige Stammkunden“, sagt Theresa Andrich, Sprecherin der Kreisbehörde, auf Anfrage. „Wir haben auch positive Rückmeldung aus den Gemeinden und aus der Bevölkerung erhalten, dass die Gutscheine für mehrere Monate im Voraus gekauft werden können, was Zeit und Mehrarbeit erspart.“

Berechtigt für den Kauf und die Nutzung der Wertschecks sind, wie berichtet, junge Menschen zwischen 14 und 26 Jahren, Senioren ab 65 sowie Inhaber eines Schwerbehindertenausweises mit Erstwohnsitz im Landkreis, wobei die Ausgabe auf Schecks im Wert von 60 Euro pro Person und Monat gedeckelt ist – zum Preis von 30 Euro. Entwickelt hatte das Projekt die Stabsstelle Mobilitätsentwicklung, nachdem das Anruf-Sammeltaxi auch in den letzten verfügbaren Regionen zum Jahresende 2023 eingestellt wurde.

Danach habe die Kreispolitik bis zur Umsetzung der aktuell zu entwickelnden ÖPNV-Struktur eine niederschwellige Brückenlösung installieren wollen, damit bestimmten Nutzergruppen für Gelegenheitsfahrten weiterhin ein Angebot zur Verfügung steht, erklärt Andrich. „Das hoibehoibe-Taxi konnte mit einem überschaubaren Aufwand in relativ kur㈠zer Zeit auf die Beine gestellt werden und ist auch nicht an ein aufwendiges Vergabeszenario gebunden.“

Nachfolge wird wohl On-Demand-Modell

Direkt vergleichbar seien die aufeinanderfolgenden Angebote aber nicht, erklärt Andrich, da das hoibehoibe-Taxi „kein Ersatz oder Nachfolgeprojekt für das AST, sondern eine Übergangs- und Hilfslösung ist“. Zu möglichen Nachfolgelösungen zählt unter anderem ein On-Demand-Verkehr, wie er mit dem Hoki bereits im Landkreis-Norden umgesetzt wurde.

Dieser werde momentan unter Beteiligung der Bürger in der Fortschreibung des Nahverkehrsplans konzeptionell erarbeitet, erklärt Andrich. Etwa Mitte des nächsten Jahres soll das Ergebnis den Kreisgremien zur Beschlussfassung vorgelegt werden. „Ziel ist dabei, einen finanzierbaren Bedarfsverkehr als Ergänzung zum Regionalbusverkehr aufzusetzen, der technisch und tariflich in das bestehende MVV-Angebot integriert ist.“

Sticker: Taxen sind mit diesem Logo beklebt.
Diese Sticker prangen an den Taxis, die an dem Projekt teilnehmen. © mm

Parallel werden die Bedarfe und Nutzungen unterschiedlicher Verkehrsmittel auch im Integrierten Mobilitätskonzept ermittelt, für das der Landkreis eine Leader-Förderung beantragt hat. Wenn die darin entwickelten Maßnahmen umgesetzt werden, lasse sich das hoibehoibe-Taxi auch wieder deinstallieren, fasst Andrich zusammen. Bis dahin werde das hoibehoibe-Taxi nach aktuellem Stand bestehen bleiben, erklärt die Sprecherin.

In Warngau noch keine Anträge

Bisher am meisten genutzt wurde das Angebot in der ersten Jahreshälfte in Miesbach (1919 ausgegebene Schecks) und in Irschenberg (1452). Dort war, wie berichtet, auch das AST bereits viel genutzt worden – unter anderem wegen des Kinderdorfs und der verhältnismäßig schlechten Busanbindung der Gemeinde. Ebenfalls gefragt sind die Wertschecks in Bad Wiessee (1056), Hausham (826) und – trotz bestehendem On-Demand-Angebot – in Holzkirchen. In der Marktgemeinde wurden von Januar bis Juni 804 Gutscheine ausgegeben.

Ebenfalls auffällig in der Statistik, deren Daten das Landratsamt erhoben hat, ist die Gemeinde Warngau, die lange keinen einzigen Wertscheck ausgegeben hat. Erst vor gut einer Woche kam die erste Anfrage. Warngaus Vize-Bürgermeister Leonhard Obermüller (CSU), der aktuell Klaus Thurnhuber (FWG) im Amt vertritt, führt dies vor allem auf den Rufbus Hoki plus zurück. Wie berichtet, bedient der in Holzkirchen gestartete On-Demand-Verkehr seit Anfang März auch die Gemeinden Otterfing, Valley und Warngau-Nord. Und tatsächlich ist in allen drei angeschlossenen Gemeinden die Nachfrage bei den hoibehoibe-Wertschecks auffallend gering: In Otterfing wurden bisher nur 34 Gutscheine ausgegeben, in Valley 52. Neben Warngau waren es sonst nur in Bayrischzell (24) weniger.

Taxi-Angebot bei vielen kaum präsent

Der Hoki plus, der auch die Ortsteile Reitham und Böttberg bedient, werde in der Gemeinde indes sehr gut angenommen, erklärt Obermüller. „Das ist eine tolle Einrichtung, der Landkreis kommt seiner Aufgabe, den ÖPNV zu gewährleisten, hier sehr gut nach.“ Dass das ebenfalls tolle Angebot des hoibehoibe-Taxis gar nicht angenommen werde, sei schade.

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Allerdings, meint der Vize-Bürgermeister, sei es wohl auch zu wenig werbewirksam. Während der Hoki plus „in aller Munde“ sei, sei das Taxi-Angebot vielen noch unbekannt. Für die Zukunft sieht Obermüller den On-Demand-Verkehr aber ohnehin als Erfolgsprojekt, wenn er denn auch Ortschaften wie Einhaus oder Wall bedient. Bedarfe wie diese werden nun vom Landratsamt erhoben.

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