Schliersee hat reichlich was zu lachen
Das Wagnis ist mehr als geglückt: Der Humorparcours in Schliersee ist eröffnet und lädt 30 mal zum Lachen, Nachdenken und Sich-Inspieren -Lassen ein. Wobei: Was hätte schon schief gehen können, angesichts der Personen, die hinter der Installation stecken?
Helmfried von Lüttichau steht auf einem Bein am Schliersee-Ufer und sinniert darüber, wie ganz früh am Morgen hier Flamingos zu sehen seien, wenn man es nur schaffe, sich ganz dezent dazuzustellen. So wie er gerade. Zustimmendes Lachen im Kreis seiner Begleiter. Gerade hatten der Wahl-Schlierseer und die zahlreichen Gäste den Rundgang zur Eröffnung des Humorparcours absolviert und sind dabei tief eingetaucht in die hintergründigen Texte und Bilder, die von nun an ein Vierteljahr lang die Marktgemeinde zu einem Zentrum für Humor und komische Kunst werden lassen.
Ausstellung flankiert Kulturherbst
Unter dem Motto „Sommer, Sonne, Sonnenbrand“ haben hochkarätige Karikaturisten und Künstler ihre Gedanken hier bildlich umgesetzt, geben Denkanstöße oder erfreuen Passanten einfach nur mit einem schönen Bild. Es ist ein erster Vorgeschmack auf den Kulturherbst, den die 30 Cartoons als die diesjährige Außenveranstaltung begleiten werden.
Tini Polt bekennt sich schuldig: „Habe Ausstellung eingeschleppt“
Eröffnet hatte den Abend Tini Polt als stellvertretende Vorsitzende des Forums Humor und Komische Kunst (lesen Sie hier ein Interview mit ihr). In dieser Funktion war die Gattin von Gerhard Polt maßgeblich daran beteiligt, dass der Parcours ins Oberland kam. Mit Verweis auf ihre Wurzeln im Bayerischen Wald sagte sie: „Ich hab‘ definitiv nicht den Wolf eingeschleppt. Aber diese Ausstellung hab ich sehr wohl eingeschleppt.“ Das vor sieben Jahren aus dem Verein „Komische Pinakothek“ hervorgegangene Forum hatte seine Rundgänge mit Cartoons und Karikaturen zuvor schon am Starnberger See und Ammersee installiert. Nun hoffe sie, dass der Humorparcours in Schliersee ein ebenso großer Erfolg werde. Vielleicht auch als Schlechtwetterprogramm für Urlaubsgäste in der Region.

Dass sie bei einem ersten Rundgang mit ihrem Mann schon viele fröhliche Gesichter gesehen hat, stimme sie zuversichtlich. Mehr noch habe sie beeindruckt, wie unbürokratisch, schnell und tatkräftig die Gemeinde Schliersee das Projekt unterstützte. Schließlich habe diese zunächst nicht einmal genau gewusst, was sich dahinter verberge.
Was soll schon schiefgehen, wenn die Polts involviert sind?
Sicher hatten die Polts als Garanten für herausragende Veranstaltungen diesbezüglich in ihrer Heimatgemeinde nicht so viel Überzeugungsarbeit zu leisten wie anderswo. Oder wie es Franz Schnitzenbaumer formulierte: „Mach ma‘s moi, werd scho wos wern.“ Für die Umsetzung dankte der Bürgermeister in erster Linie den Gemeinde-Mitarbeitern Reiner Pertl und dessen Sohn Simon, die die Stationen installiert hatten – zuletzt bei strömendem Regen. Dass es schon vor der offiziellen Eröffnung positive Rückmeldungen gab, freute das Gemeindeoberhaupt umso mehr.
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Im Lauf des ersten Rundgangs sollten es noch mehr werden. Im Schlepptau von Helmfried von Lüttichau und der Huabaoim Musi mit Sebastian Röpfl (Akkordeon) und Peter Herrnberger jun. (Gitarre) setzten sich die Gäste in Bewegung. Unter ihnen Reinhard G. Wittmann, Vorsitzender des Forums Humor, sowie zahlreiche Künstlerinnen und Künstler – etwa Lokalmatador Hans Reiser – oder deren Angehörige, wie der Sohn des vor 100 Jahren geborenen Josef Blaumeiser, aus dessen Feder der Flamingo-Cartoon stammt, der schon beim Aufhängen Pertl und von Lüttichau zum einbeinigen Stand verleitet hatte.

Immer mehr Urheber entdeckte man im Lauf des Rundgangs im Pulk derer, die nicht nur neugierig die Exponate betrachteten, sondern mit ebenso großer Freude deren Präsentation durch den vielseitigen Schauspieler von Lüttichau, der mal hintergründig, mal mit Anekdoten und sehr oft virtuos mit verschiedenen Dialekten jonglierte, um den Kern der Aussage zu unterstreichen. Das „Bleibt‘s dahoam“ artikulierte er als flehentlichen „Ruf der Berge“, und in kantigem Rheinländisch bestellte er auf Malle „bei Gucci Kotztüten aus Panda-Leder und diamantbesetzte Sangria-Eeimer“.

Humorvoll, inspirieren, kritisch und nachdenklich sprach er über die Bilder, um angesichts der veganen Katze des ebenfalls anwesenden Sven Hartmann zu sinnieren, ob der Protest gegen Klimakleber ebenso groß wäre, wenn sich Katzen oder besser noch Katzenkinder auf Rollbahnen setzen würden.