Kimonos im alten Heimatmuseum: Kulturherbst Schliersee wird „Festival der Vielfalt“

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Miesbach
  4. Schliersee

Kommentare

Stolz aufs Programm: (v.l.) Renate Holzmeier, Johannes Wegmann und Tini Polt freuen sich auf den 16. Schlierseer Kulturherbst, der am 10. Oktober startet. Der Vorverkauf läuft heute an. © Sebastian Grauvogl

Ein „Festival der Vielfalt“ soll der 16. Schlierseer Kulturherbst heuer werden. Jedenfalls versprechen die 18 Veranstaltungen im Programm schon mal eine Menge Internationalität und Abwechslung.

Schliersee – Wenn Johannes Wegmann vom „Kuriosum Kulturherbst“ spricht, drückt er damit etwas aus, was sich nur schwer in Worte fassen lässt. Und doch wagt er jedes Jahr aufs Neue einen Versuch, diese Mischung aus finanzieller Bescheidenheit und hoher kultureller Qualität zu beschreiben. Man habe nie nur auf große Namen gesetzt, auf Schenkelklopfer oder Bühnensprenger, sagt der Vorsitzende des Schliersee Touristik Vereins und Organisator der Veranstaltungsreihe mit dem roten K als Markenzeichen, die heuer vom 10. bis 30. Oktober bereits in ihre 16. Auflage geht. Im Gegenteil: „Vieles bei uns ist einfach schon da und steht für sich.“

Ob Spielorte wie das Bauerntheater oder die Weinbergkapelle, die den Auftritten erst ihren besonderen atmosphärischen Rahmen verleihen. Ob ansässige Künstler wie Gerhard Polt oder Timm Tzschaschel, die allein durch ihre Netzwerke mehr Protagonisten nach Schliersee locken als so manche Agentur. Ob treue Sponsoren, bei denen Wegmann Jahr für Jahr wieder (erfolgreich) anklopfen darf, um ihnen „das Geld aus der Tasche zu ziehen“, wie es Tini Polt beim Pressegespräch im Restaurant Xaver im Terofal launig formulierte und dabei auch gleich verriet, dass das schon bewährte Schlierseer Gespräch ihres Mannes Gerhard mit dem ebenfalls in Neuhaus wohnhaften ehemaligen Botschafter und Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Markus Ederer, diesmal mit vertauschten Rollen stattfinden wird. Unter dem Motto „was passiert, wenn der ewig Gefragte mal den Fragenden fragt“, wird heuer Ederer Polt löchern, warum Humor keinen Untergang kennt.

Schallmauer von 300 Veranstaltungen durchbrochen

Rechnet man den Kulturherbst 2024 dazu, haben die Organisatoren die Schallmauer von 300 Veranstaltungen durchbrochen. Und auch heuer war es Wegmann, Tini Polt und Grafikerin Renate Holzmeier wieder wichtig, der Reihe ein besonderes Motto zu verpassen: Ein „Festival der Vielfalt“ soll er heuer werden, der Schlierseer Kulturherbst. 18 Termine stehen im Kalender, und schon der Auftakt verspricht eine spannende Mischung der Kulturen. „Guad‘s Gwand“ heißt die Ausstellung, die am Donnerstag, 10. Oktober, im (alten) Schlierseer Heimatmuseum eröffnet wird. In den 600 Jahre alten Räumen sind detailverliebte Fotos heimischer Tracht von Katharina Ausfelder ebenso zu sehen wie ein (kleiner) Teil der umfangreichen Sammlung an japanischen Kimonos, die die Schlierseerin Mae Rose Rossteuscher zusammengetragen hat.

Überhaupt fällt das Programm heuer recht international aus: Ob das gemischte Ensemble Radio Europa, das Südtiroler Kabarettisten-Paar Thomas Hochkofler und Karin Verdorfer, das spanische Gitarrentrio Gipsy Luna, die ungarische Volksmusik des Trio Well Cojocaru oder auch die Buchpremiere „Mein Spitzbergen“ der Schlierseer Nordlandexpertin Birgit Lutz: der „bunte Strauß“, den Wegmann und sein Team für den „goldenen Oktober“ des Kulturherbsts gebunden haben, gleicht einem üppigen Bouquet. Auch als beruflicher Sicht freut sich Wegmann, dass er die Architekturausstellung „Grüße aus Südtirol“ auf seiner Reise von Hamburg über München nach Wien zu einem Stopp in der Vitalwelt bewegen konnte. Sechs große Holzschränke mit allerhand Modellen und Skizzen zu qualitätsvoller Architektur werden hier zu bewundern sein, kündigt Wegmann an.

Die Schwerpunkte Tracht und Architektur seien dabei nicht willkürlich gewählt, sondern hätten durchaus einen aktuellen Bezug zum Ortsgeschehen. Ersteres spiegle sich in den gerade heuer außergewöhnlich vielen Traditionsveranstaltungen wie Gaufest oder Feuerwehrjubiläum, zweiteres habe im Frühjahr in Bezug auf das Hotel Schlierseer Hof die ganze Gemeinde heiß diskutieren lassen. Da ist Wegmann fast schon froh, dass der September ein augenscheinlich etwas ruhigerer Monat wird. „Zeit zum Durchschnaufen und Vorfreuen auf den Kulturherbst“, findet der Organisator.

Eine kleine Anekdote wusste Wegmann auch noch zu erzählen. Nämlich die, dass bis vor Kurzem sogar 19 Veranstaltungen im Kalender gestanden hätten: Erwin Pelzig wäre gern mit seinem neuen Programm „Der wunde Punkt“ nach Schliersee gekommen. Doch weil er am 28. November im Waitzinger Keller in Miesbach auftritt, habe seine Agentur dazwischengegrätscht. „Gebietsschutz“, seufzt Wegmann und freut sich umso mehr, dass Pelzig den angesichts seines Gefallens am Kulturherbst fast vergessen hätte.

Der Vorverkauf

für alle 18 Veranstaltungen des Schlierseer Kulturherbst startet am heutigen Mittwoch, 7. August, um Punkt 9 Uhr. Karten gibt es online bei München Ticket sowie vor Ort in der Gäste-Information Schliersee (Tel. 0 80 26 / 6 06 50).

Das Programm

Donnerstag, 10. Oktober, 19 Uhr: Eröffnung Kulturherbst mit Ausstellung „Guad‘s Gwand“ von Katharina Ausfelder und „Japanische Tracht“ von Mae Rose Rossteuscher im Heimatmuseum. Beide Ausstellungen laufen bis 10. November.

Freitag, 11. Oktober, 20 Uhr: Big Band Night mit The Munich Uptown Jazz Orchestra im Bauerntheater.

Sonntag, 13. Oktober: 11 Uhr: „Humor kennt keinen Untergang“ mit Gerhard Polt und Markus Ederer im Bauerntheater. 10 bis 16 Uhr: Historische Kinderspiele im Wasmeier Freilichtmuseum. 18 Uhr: Festkonzert „All Morgen ist ganz frisch und neu“ mit der Innphilharmonie in St. Sixtus.

Dienstag, 15. Oktober, 20 Uhr: Komödie „Drei ewige Spitzbua“ im Bauerntheater.

Mittwoch, 16. Oktober, 20 Uhr: Lesung „Die letzten Tage der Menschheit“ mit Werner Steinmassl in der Christuskirche.

Donnerstag, 17. Oktober, 20 Uhr: „Secret Sounds & Hidden Treasures“ von Radio Europa im Bauerntheater.

Freitag, 18. Oktober, 19 Uhr: Eröffnung Architekturausstellung „Grüße aus Südtirol“ in der Vitalwelt, läuft bis 10. November.

Samstag, 19. Oktober, 20 Uhr: Kabarett „Ninderscht isch nicht“ mit Thomas Hochkofler und Karin Verdorfer im Bauerntheater.

Sonntag, 20. Oktober, 18 Uhr: Konzert „Mein Herz ist bereit“ des Ensemble für Vokal- und Instrumentalmusik der Renaissance und des Frühbarocks in St. Georg am Weinberg.

Dienstag, 22. Oktober, 20 Uhr: Buchpremiere „Mein Spitzbergen“ von Birgit Lutz im Heimatmuseum.

Donnerstag, 24. Oktober, 20 Uhr: „Eine musikalische Reise nach Spanien“ mit Gipsy Luna in der Christuskirche.

Freitag, 25. Oktober, 20 Uhr: Herbstliches Konzert der Volksmusik „Doch dann ändert si‘ d‘Farb“ mit dem Radauer Ensemble und den Aigner Turmbläsern aus Salzburg sowie dem Lindmair Dreigesang in St. Sixtus.

Samstag, 26. Oktober, 20 Uhr: Sinfonisches Festkonzert „Mozart – Strauß– Bruckner“ im Bauerntheater.

Sonntag, 27. Oktober, 11 Uhr: „Zingarissimo“ des Trio Well Cojocaru im Pfarrheim Neuhaus.

Dienstag, 29. Oktober, 20 Uhr: Lesung aus den Werken Peter Rühmkorfs mit Jan Philipp Reemtsma, Bernd Rauschenbach und Stephan Opitz im Heimatmuseum.

Mittwoch, 30. Oktober, 20 Uhr: Moderne A cappella-Musik mit dem Ensemble „Colourblind“ um den Neuhauser Andreas Tittert im Bauerntheater.

Auch interessant

Kommentare