Verzicht auf 52 000 Euro Leader-Geld für Schlierseer Bücherei

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Keine Alternative gefunden: Die Gemeindebücherei Schliersee bleibt bis auf Weiteres im Pfarrheim. Mangels räumlicher Alternativen hat der Verein Schliersee liest den Antrag zu einer Leader-Förderung nicht eingereicht. © Stefan Schweihofer

Die Modernisierung der Schlierseer Gemeindebücherei mithilfe von Leader-Fördermittel ist passee. Der Verein Schliersee liest hat die Eingabefrist für den Förderantrg verstreichen lassen.

Das Projekt neue Gemeindebücherei für Schliersee in der angedachten Form ist gestorben. Zumindest wird es keine Leader-Förderung geben. Der Verein Schliersee liest mit Christoph Seidenfus an der Spitze hat die Frist für die Abgabe des Förderantrags verstreichen lassen. Dennoch tut sich etwas im Pfarrhaus, in dem die Einrichtung untergebracht ist.

Verzicht auf 52 000 Euro Fördermittel

Das Vorhaben stand offenbar unter keinem guten Stern. Seit Ende vergangenen Jahres bastelten der Verein Schliersee liest und die Gemeinde daran, die kleine Bücherei aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Der europäische Fördertopf Leader sollte dabei helfen, und eigentlich war das Projekt auf einem guten Weg. Das Entscheidungsgremium der Lokalen Aktionsgruppe Kreisentwicklung Miesbacher Land, zuständig für die Verteilung der Fördermittel, stimmte dem Vorhaben im Mai einstimmig zu. 52 000 Euro wären nach Schliersee geflossen, weitere knapp 72 000 Euro hätten anderweitig aufgetrieben werden müssen. Seidenfus zufolge hätte er bereits einen Großspender an der Hand gehabt.

Bürgermeister: „Wollten vielleicht zu viel auf einmal“

Doch dann begannen die Schwierigkeiten. Das ehrenamtliche Büchereiteam fühlte sich überrumpelt und schlecht bis gar nicht informiert und machte mitsamt der neuen Leiterin (seit Herbst 2023) seinem Ärger im Gemeinderat Luft (wir berichteten). Auch die Wortwahl der Berichterstattung in unserer Zeitung missfiel. Das Ergebnis waren deutliche atmosphärische Spannungen zwischen Verein und Büchereiteam. Die eine Seite sagt, sie habe informiert, die andere meint: völlig unzureichend. In diese Kritik wurde auch Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (CSU) mit einbezogen, der auf Anfrage einräumt, dass man mit dem Leader-Projekt „womöglich zu viel auf einmal“ wollte.

Fehlende Perspektive für neue Räumlichkeiten

Nun werden Verein und Bücherei erstmal nichts mehr miteinander zu tun haben müssen. Denn Seidenfus hat den Förderantrag nicht eingereicht. Dies hätte spätestens drei Monate nach Beschluss im Entscheidungsgremium passieren müssen. Diese Frist ist nun abgelaufen. „Es haben sich in Schliersee ganz offensichtlich keine geeigneten Räume angeboten“, sagt Seidenfus gegenüber unserer Zeitung. Die aber hätte es gebraucht. „Bei einem Projekt dieser Größenordnung brauche ich drei Vergleichsangebote.“ Ohne zu wissen, welche Räume es auszustatten gilt, könne solche keiner erstellen. Wie berichtet, war Teil des Gesamtvorhabens, der Einrichtung mehr Platz zu verschaffen. Im Projektbogen ist das Ziel zwar als „langfristig“ beschrieben, und ähnlich ist wohl auch der Bedarf der Pfarrei einzuschätzen, die Büchereiräume für sich zu nutzen, doch offenbar hat es etwas mehr pressiert.

Suche hatte „nicht oberste Priorität“

Schnitzenbaumer räumt ein, dass die Suche nach neuen Büchereiräumen bei ihm in den vergangenen Monaten „nicht die oberste Priorität“ genossen hat. Gänzlich untätig sei er aber nicht geblieben. Nur halt nicht erfolgreich. Seidenfus zu dem nun gescheiterten Leader-Projekt: „Einfach schade. Es wäre eine Gelegenheit gewesen, gemeinsam etwas Vernünftiges draus zu machen.“

Immerhin: Bücherei läuft weiter und wird digitalisiert

Auch der Bürgermeister bedauert den Ablauf, fügt aber an, dass Literaturfreunde in Schliersee mitnichten auf dem Trockenen sitzen: „Die Bücherei funktioniert.“ Obendrein: Aktuell werde die Einrichtung digitalisiert. Zur Erinnerung: Bis zuletzt war die Bücherei telefonisch nicht erreichbar, und die Verleihverwaltung lief rein händisch. Das ändert sich nun. Die Software sei bereits angeschafft, sagt Schnitzenbaumer. Es ist ein erster Schritt auf dem Weg, den die neue Leiterin Marion Wernthaler-Speth im Gemeinderat vorgestellt hatte (wir berichteten) und der sich gar nicht allzu sehr von den Vorstellungen des Vereins Schliersee liest unterscheidet. Gemeinde und Bücherei müssen ihn bis auf Weiteres ohne Leader-Förderung gehen. Aber, so Schnitzenbaumer: „Es gibt auch noch andere Fördertöpfe.“

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