Nicht informiert: Ehrenamtliche sind angefressen

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Kaum sichtbar: Die Schlierseer Gemeindebücherei befindet sich im Pfarrheim. © Stefan Schweihofer

Beim Team der Bücherei Schliersee stößt das Verhalten der Gemeinde in Sachen Neuausrichtung auf Kritik. Und die Wortwahl auch.

Ziemlich angefressen hat das Team der Schlierseer Gemeindebücherei auf den Vorstoß von Gemeinde und dem Verein Schliersee liest reagiert, die Einrichtung auf neue Beine zu stellen (wir berichteten). Denn wirklich informiert waren die Ehrenamtlichen über den Vorstoß nicht. Als das Thema im Gemeinderat zur Sprache kam, waren gleich mehrere Mitarbeiterinnen gekommen, um ihrem Unmut darüber Luft zu machen. Heidi von Unold etwa beklagte, die Berichterstattung vermittle den Eindruck, dass die Bücherei „von Herrn Seidenfus geführt“ werde, dem Vorsitzenden von Schliersee liest. Direkt an Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (CSU) gewandt, sagte sie: „Entweder Sie stehen auf unserer Seite oder wird sagen ,Pfia Gott.‘“.

Bürgermeister: „Wir haben eine richtige Bücherei“

Der Rathauschef hatte eingangs erklärt, dass auch ihm die Wortwahl von einer „richtigen Bücherei“, die die Gemeinde anstreben würde, nicht gefällt. „Wir haben eine richtige Bücherei, die in dem gut funktioniert, was sie anbietet. Und wir sind dankbar, dass wir uns seit Jahrzehnten nicht drum kümmern mussten.“ Freilich würden Gemeinde und Verein das bestehende Team nicht übergehen wollen. „Vielleicht war das etwas schnell“, meinte Schnitzenbaumer zum eingereichten Leader-Antrag, von dem im Übrigen auch der Gemeinderat nichts wusste, was etwa auch Astrid Leitner und Florian Reinthaler (beide CSU) bekrittelten. Zum Beitrag ersterer unterstrich Schnitzenbaumer, dass mit dem Leader-Antrag mitnichten irgendetwas entschieden sei und natürlich der Gemeinderat die Hand drauf hätte, insbesondere wenn es um Kosten geht.

Bericht für Büchereiteam „verletzend“

Auch die neue Büchereileiterin Marion Wernthaler-Speth sprach davon, dass der Begriff „echte Bücherei“ für das Team „nicht nachvollziehbar“ und verletzend sei. Zuvor hatte sie die Gelegenheit wahrgenommen, sich und ihre Ziele für die Bücherei dem Gremium vorzustellen. Einen Schwerpunkt möchte sie auf die Kinder legen – „unsere wichtigste Aufgabe“ –, zum Beispiel mit einem monatlichen Vorlesenachmittag, der aber erst im Herbst starten kann, weil zuvor eine Fotoausstellung den betreffenden Raum im Pfarrheim belegt. Weitere Aktionen, um die Zahl der Nutzer zu erhöhen, plant Wernthaler-Speth ebenfalls. 245 Schlierseer, davon 112 Kinder, haben einen Büchereiausweis. Zum Vergleich: In Grasbrunn, Wernthaler-Speths früherer Wirkungsstätte, waren es bei ihrem Abschied 1927 bei in etwa gleicher Einwohnerzahl wie Schliersee. Dringend möchte die Leiterin auch das Thema Digitalisierung angehen. Diese sei im Pfarrheim nicht möglich. Dort hat die Bücherei noch nicht einmal einen eigenen Telefonanschluss.

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