Schliersee: Mit Leader-Geld zur echten Bücherei

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Prägnantes Haus mit unscheinbarer Einrichtung: Das Schlierseer Pfarrheim beherbergt auch die Gemeindebücherei. Vielleicht nicht mehr lange. © Stefan Schweihofer

Was sich im vergangenen Herbst allenfalls zart andeutete, nimmt nun erkennbare Konturen an: Schliersee begibt sich auf den Weg, eine richtige Gemeindebücherei einzurichten.

So sehr das ehrenamtliche Engagement der Damen der Gemeindebücherei Schliersee von allen auch gelobt wird: Gemessen an den 7000 Einwohnern, die Schliersee zählt, kommt die Einrichtung doch ebenso unterdimensioniert wie antiquiert daher. Beheimatet im Pfarrheim liegt sie zwar zentral, jedoch weist lediglich ein kleines Schild auf die Existenz der Einrichtung in dem denkmalgeschützten Gebäude hin. Das könnte sich ändern, denn gemeinsam unternehmen Gemeinde in Person von Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (CSU) und der Verein Schliersee liest mit Christoph Seidenfus an der Spitze den Versuch, eine richtige Bücherei auf die Beine zu stellen.

Finanzierung auch über das Förderprogramm Leader

Die Gespräche ergaben sich im Nachgang des Ausscheidens der früheren Büchereileiterin Gabriele Dressel. Schnitzenbaumer und Seidenfus kamen ins Gespräch über die Einrichtung, und die Idee nahm Form an, die Bücherei aus der Zettelkasten-Epoche zu holen und als Begegnungsort deutlich sichtbarer in der Ortsmitte zu platzieren. Sogar ein loses Finanzierungskonzept steht schon. Auf die Sprünge helfen soll dem Vorhaben das europäische Förderprogramm Leader.

Gemeinde und Verein müssten rund 70 000 Euro auftreiben

Der Antrag hat bereits das sogenannte Entscheidungsgremium des zuständigen Vereins Kreisentwicklung Miesbacher Land durchlaufen, und das segnete das Vorhaben einstimmig ab. 52 000 Euro könnten an Fördermitteln fließen, gute 70 000 müssten die Projektträger auftreiben. Wobei Seidenfus klarstellt, dass der Verein womöglich zwar Spenden auftreiben kann, der Löwenanteil der Finanzierung und auch des späteren Betriebs aber bei der Gemeinde liegen wird. Der Gemeinderat bekommt in seiner nächsten Sitzung am Dienstag, 18. Juni, einen Sachstandsbericht. Womöglich im Juli könnte ein Beschluss dahingehend gefasst werden, dass sich die Verwaltung nach einer geeigneten Räumlichkeit umsieht.

Denn daran fehlt es noch. Gemeinde und Verein schwebt eine Fläche in der Ortsmitte vor. Einrichten möchten sie laut Projektbeschreibung einen „modernen, digital aufgestellten Begegnungsraum, in dem die Bücherei einen kulturellen Rahmen bietet und zum persönlichen Kontakt und Austausch einlädt“. Einen solchen Ort mit Leben zu füllen, dieser Part käme neben der Einrichtungsleitung auf den Verein zu. Leseabende, Themennachmittage und Lesezirkeltreffen sind als Beispiele genannt.

Schliersee liest kümmert sich um Konzept und Ausstattung

Seine Expertise in Sachen Lesen bringen Seidenfus und seine Mitstreiter auch bei der Erstellung eines Konzepts und der Planung der Bücherei selbst mit ein. Der Verein hat beste Kontakte zum St. Michaels-Bund München, der als ältester bayerischer Büchereiverband (gegründet 1901) über 1000 öffentliche Büchereien betreut und unterstützt. Mit im Boot sitzen sollen weiterhin die Pfarrei und zudem Schulen, Nachbarschaftshilfe sowie Kulturvereine. Als Erstes fällt einem da wohl der Literaturgesprächskreis ein.

Bahnhofstraße: Leerstand abgewendet

Nun sollte man meinen, leere Flächen in der Schlierseer Ortsmitte gebe es genug. Zuletzt hat der Brautmodenladen in der Bahnhofstraße wieder geschlossen, und das Valiebt-Geschäft ein paar Meter weiter ist umgezogen. Doch siehe da: Mit dem Mountain Studio hat sich ein Yoga-Anbieter angesiedelt, und Holger Härter (Alte Wurzhütte) eine Niederlassung seines Spirituosen-Shops Bockfieber aufgemacht.

Auf den nächsten Leerstand zu warten, kommt derweil nicht in Frage. Wer Leader-Mittel möchte, muss den formalen Antrag binnen dreier Monate beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Rosenheim stellen. Für die Umsetzung bleiben zwei Jahre Zeit.

Vergleichsweise wenige Schlierseer nutzen die Bücherei

Dass Schliersee in Sachen Büchereinutzung Luft nach oben hat, zeigt eine Zahl, die ebenfalls im Projektbogen festgehalten ist. Nur jeder 43. Gemeindebürger ist auch Bücherei㈠nutzer, im Bistum liegt der Schnitt laut Michaelsbund bei jedem 27. Konkret heißt dies, dass zu den aktuell etwa 160 Nutzern in Schliersee mindestens 100 hinzukommen müssten, um den überregionalen Mittelwert zu erreichen.

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