Nach über 15 Jahren ist Schluss: Schliersees Büchereileiterin Dressel verabschiedet sich

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Foto entsteht am Dienstag, 30. Januar; Büchereileiterin v rechts Gabriele Dressel hat aufgehört Heidi von Unold, Elisabeth Swatosch, Anita Ruff, Abschiedsfoto) Gemeindebücherei im Pfarrheim Schliersee . Foto: t © entsteht am Dienstag, 30. Januar; Büchereileiterin v rechts Gabriele Dressel hat aufgehört Heidi von Unold, Elisabeth Swatosch, Anita Ruff, Abschiedsfoto

Gabriele Dressel, ehrenamtliche Büchereileiterin in Schliersee, legt nach über 15 Jahren die Arbeit nieder. Ist dieser Schritt der Anstoß für einen Aufbruch?

Schliersee – Über 15 Jahre lang hat Gabriele Dressel die Gemeindebücherei Schliersee geleitet. Nun hat sie ihr Amt niedergelegt. Über kurz oder lang wird sich die Gemeinde Gedanken über die Zukunft der Einrichtung machen müssen. In der jetzigen Form des Betriebs hat sie wohl kaum eine Zukunft.

Die Bücherei im Pfarrhaus wird rein ehrenamtlich betrieben. Das hob Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (CSU) hervor, als er nun zum Sachstand bei der Bücherei berichtete und eben Dressels Rücktritt bekannt hab. „Dass jemand so viel Zeit aufwendet – dauerhaft und immer – ist schon etwas Besonderes“, sagte er in seinen Dankesworten. Dressel habe in der Bücherei alles erledigt, was an administrativen Aufgaben anfiel, sechs bis acht Stunden pro Woche– und das alles für Gotteslohn. Über 15 Jahre lang hatte die heute 73-jährige das Ehrenamt inne.

30 bis 45 Minuten Handarbeit pro Buch

Die Schlierseer Bücherei im historischen Pfarrhof ist schon etwas aus der Zeit gefallen. Hier wird noch fast alles von Hand gemacht, einen Computer sucht man vergeblich. Dressel hat zwar einen Laptop, mit dem sie zum Beispiel Kontakt zum St.-Michaels-Bund hält und dort auch Bücher und Verleihkarten bestellt, in der Bücherei aber läuft alles so, wie man es aus der vordigitalen Zeit kennt. Von der Bestellung bis zum Ins-Regal-Stellen übernahm alles Dressel. Das Buch in Folie einwickeln und das Etikett auf dem Buchrücken anbringen etwa. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagt die Ex-Leiterin. „Ich habe mal ausgerechnet, dass ich pro Buch 30 bis 45 Minuten brauche.“ Und das 300 Mal pro Jahr, da ungefähr so viele Exemplare jährlich bestellt werden. Nur die Ausleihe, dass übernehmen andere ehrenamtliche Damen. „Wir sind alle nicht mehr die jüngsten“, sagt Dressel.

Und hier liegt der Hund auch begraben. Das Team schrumpft, Nachwuchs findet sich trotz diverser Aufrufe nicht. „Die Zeit des Ehrenamts ist irgendwie vorbei“, findet Dressel. Vielen Menschen fehle einfach die Zeit. Das bekam auch die Gemeinde zu spüren. Eine rein ehrenamtliche Leitung wird es nicht geben. Eine Nachfolgerin sei zwar in Sicht, gab Schnitzenbaumer bekannt, die Details auf Basis einer geringfügigen Beschäftigung man aber noch besprechen, das eine oder andere Hindernis aus dem Weg räumen. Vorläufig liege die Leitung bei einer Mitarbeiterin im Rathaus.

Für jedes neue Buch muss ein altes weichen

Auf lange Sicht müsse man sich wohl nach einer Alternative zum Pfarrhaus umsehen, sagte Schnitzenbaumer. Auch Dressel weiß: „Wir belegen dort den schönsten Raum. Immer wieder sagen die Pfarrer, den möchten sie gerne selbst haben.“ Von einem Rauswurf ist die Einrichtung weit weg, aber etwas größere Räumlichkeiten wären schon wünschenswert. Aktuell sind die Regale so voll, dass für jedes neue Buch ein altes weichen muss. Für Dinge wie eine Lese- oder Spiele-Ecke oder gar ein kleines Café ist kein Platz. Dafür bräuchte man mehr als die rund 50 Quadratmeter. Im Gemeinderat wurde mit einer leer stehenden Gewerbefläche geliebäugelt, freilich zu einem bezahlbaren Preis.

Was das Geld anbelangt, meint Dressel, dass die Gemeinde dann auch in der Bücherei ins Digitale investieren muss. Klar, das jetzige Team scheut das Thema ein wenig, aber jüngere Leute könne man mit Karteikästen sicher nicht gewinnen. Online-Suche oder gar Onleihe sind andernorts längst Standard.

Immerhin: Bei der Leserschaft sind Kinder und Jugend gut vertreten. Die Hälfte der 160 aktiven Kunden sei minderjährig. Das habe sich erst in den vergangenen Jahren wieder nach oben entwickelt, so Dressel. Mit dem Gedanken aufzuhören, habe sie schon 2022 gespielt. Im vergangenen Herbst fiel dann der Entschluss, die Leitung tatsächlich niederzulegen. Vielleicht ein Anstoß für die viertgrößte Kommune im Landkreis, bei dem Thema Bücherei etwas anzuschieben.

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