Alpenfreibad Bayrischzell: Wiedereröffnung nach Sanierung – „Ein Glücksfall für die Gemeinde“
Dieser Festakt war für die Gemeinde Bayrischzell alles andere als selbstverständlich: Nach über einem halben Jahr intensiver Renovierungsarbeiten feierten die ersten Gäste der Saison die Wiedereröffnung des Alpenfreibads am vergangenen Samstag.
Bayrischzell – Mit einem neuen Edelstahlbecken, 25 Meter langen Sportbahnen, einem Sprungturm sowie je einer Rutsche für die Großen und die Kleinen im benachbarten Kinderbecken kann sich das Freibad nicht nur optisch wieder sehen lassen. Auch technisch ist die Anlage mit zwei Luftwärmepumpen fürs Badewasser und Photovoltaik-Platten für die Stromversorgung auf dem neuesten Stand. Abzusehen war diese Entwicklung lange aber nicht, wie Bürgermeister Georg Kittenrainer (CSU) bei seiner Festrede erinnerte.
Das Rathaus hatte im Vorfeld der Veranstaltung zur Historie des Freibads recherchiert, die schon kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs beginnt, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht. Bis die ersten Ideen zum Bau des Beckens umgesetzt wurden, dauerte es aber noch bis 1928. In diesem Jahr öffnete das erste Freibad auf Initiative des Verkehrsvereins. „1936 wurde das Bad dann von der Gemeinde Bayrischzell übernommen.“
Modernisiert und erweitert wurde die Anlage in den 1950er-Jahren, teilt die Gemeinde weiter mit. „Nach unzähligen Sitzungen, Besichtigungen und Verhandlungen ging schließlich im Juli 1957 das neue, vergrößerte Bad in Betrieb.“ Erst ab diesem Zeitpunkt verfügte das Freibad über warmes Wasser und Attraktionen wie ein Sprungbrett und eine Rutschbahn. „Der damals aufstrebende Tourismus und der Mangel an Schwimmbädern in der Region bescherte den Bayrischzellern ein enormes Besucheraufkommen.“
Experten rieten: Bayrischzell soll Bad aufgeben
Im Zuge weiterer Maßnahmen baute die Gemeinde 1986 auch das Bistro neu, das seit Samstag unter dem Namen Schwimm-Schwapp von Franziska Müller betrieben wird. Allerdings gingen seit etwa Mitte der 1990er-Jahre die Besucherzahlen – wie in vielen öffentlichen Bädern – von jährlich rund 50 000 auf zuletzt rund 12 000 kontinuierlich zurück, schreibt die Gemeinde. Gründe seien etwa verändertes Urlaubsverhalten und große Spaßbäder. Weil zeitgleich Wasserverluste stiegen und die Technik in die Jahre kam, wurde das finanzielle Defizit größer, heißt es in der Pressemitteilung. Diese Entwicklung führte auch zum Rat zahlreicher Fachleute und Planer, das Freibad aufzugeben, da es für eine 1700 Einwohner große Gemeinde nicht mehr zeitgemäß und finanzierbar sei.
Die Initiative „Rettet unser Schwimmbad“ setzte sich jedoch für einen Erhalt ein. Auch der Gemeinderat stieß im Frühjahr 2020 ein Ratsbegehren zum Erhalt eines Freibads an. Es folgte ein Bürgerbegehren mit einer konkreteren Formulierung: Im gleichen Umfang und am gleichen Ort solle das Bad bleiben. Obgleich beide Wünsche eine Mehrheit fanden, setzte sich das Ratsbegehren durch – das Schwimmbad sollte am Seeberg neu gebaut und durch Grundstücksverkäufe des alten Standorts gegenfinanziert werden. „Letztlich wurde aber diese Idee mit geschätzten Kosten von rund drei Millionen Euro wieder verworfen“, heißt es in der Mitteilung. Der Gemeinderat entschied sich doch für die Sanierung.
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Mit Planer Sven Dachwald blieben die Kosten bei rund 1,5 Millionen Euro – „ein Glücksfall für die Gemeinde“. Ebenfalls glücklich war die Schwimmbadförderung des Freistaats, die – erst gar nicht eingeplant – verdoppelt und im August 2023 bewilligt wurde. Mit 619 000 Euro bei 1,2 Millionen Euro förderfähigen Kosten habe die Gemeinde einen Satz von 51,55 Prozent erhalten. Als erste bayerische Gemeinde profitierte Bayrischzell so von der verbesserten Förderung, bevor das renovierte Bad nun offiziell in Betrieb ging. nap