Auch Tiere von Fluten gefährdet: Vögel und Biber im Landkreis kommen glimpflich davon
Während sich in Häusern, Kellern und auf den Straßen im Landkreis ganz offensichtlich dramatische Szenen in den Fluten abgespielt haben, kämpften etwas abseits der Aufmerksamkeit auch Tiere mit dem Hochwasser.
Landkreis – Selbst für Vögel und Biber etwa, die sonst im und am Wasser leben, war der Starkregen vor gut einer Woche zu viel des Guten, wie Biber-Manager Michael Vermeulen vom Landratsamt und Gerhard Kinshofer, Kreisvorsitzender des Landesbunds für Vogelschutz (LBV), im Gespräch mit unserer Zeitung erklären. Mit Manfred Burger, Kreisgruppenvorsitzender des Bund Naturschutz, sind sich die Experten aber einig: Die Tierwelt im Landkreis ist noch glimpflich davongekommen.
Vermeulen erklärt dazu: „Grundsätzlich besteht das Risiko, dass auch Biber ertrinken können.“ Besonders gefährdet sei der Nachwuchs, der bis zu einem Alter von sechs bis acht Wochen noch komplett im Bau lebt. Vermeulen erklärt: „Jungbiber bis zu diesem Alter können noch nicht tauchen.“ Doch auch für adulte Tiere könnten die zum Teil reißenden Bäche gefährlich werden. Dass eine ganze Biberburg mit ihrem Kessel einfach weggespült wird, sei aber eher unwahrscheinlich. „Das sind statische Meisterwerke“, erklärt der Biber-Manager. Mit Holz verkeilt und abgedichtet mit Schlamm, zerfalle eine solche Burg eigentlich nie – solange der Biber sie auch pflegt.
Der Tunnel eines solchen Baus liege immer unter Wasser, um den Biber vor Feinden zu schützen. Von oben strömt Sauerstoff durch eine Luftröhre, deren Öffnung mit Holz abgedeckt ist. „Der Kessel selbst ist normalerweise also trocken“, sagt Vermeulen. Dringt hier Wasser ein, droht Gefahr.
Tiere im Landkreis noch glimpflich davongekommen
Dennoch scheinen die Biber im Landkreis glimpflich davongekommen zu sein: „Mir ist nicht bekannt, dass das Hochwasser irgendwo Schäden an Biberbauten angerichtet hat.“ Das liegt wohl auch daran, dass sich etwa im Leitzachtal keine Biber an den von den Überschwemmungen betroffenen Stellen aufgehalten hatten. Wie berichtet, war unter anderem die Leitzach besonders stark über die Ufer getreten. Ebenfalls keine Biber waren freilich in jenen Gebieten zu Hause, in denen sich zwar Sturzbäche gebildet hatten, die betroffenen Stellen sonst aber trocken sind. „Das hat das Problem für die Biber entschärft“, sagt Vermeulen. Die größere Gefahr lauert laut dem Biber-Manager an anderer Stelle: Schon sechs der Tiere seien allein heuer dem Straßenverkehr zum Opfer gefallen.
Auch Kinshofer, Vertreter des LBV, sieht das Hauptproblem für Vögel an anderer Stelle: „Die Menschen vertreiben viele Arten durch Störungen.“ So kommt es, dass auch klassische Wiesenbrüter – etwa der Kiebitz – vom Hochwasser nicht betroffen waren. Genauso wie Störche gebe es von dieser Art schlichtweg keine im Landkreis. Turmfalken und Bussarde hätten indes das Problem, dass sie bei zu viel Nässe unterkühlen. Dieses Schicksal teilen sie mit Jungvögeln, unter anderem etwa Meisen und Rotkehlchen.
Ganz besonders vom Hochwasser gefährdet sei außerdem der Eisvogel: „Er baut seine Nisthöhle ins Steilufer, die dann überstaut wird oder mitsamt der Uferkante abbricht“, erklärt Kinshofer. Nur dem „Wunderwerk der Evolution“ sei es zu verdanken, dass der Vogel eine sogenannte Schachtelbrut legt. Diese zeitliche Überlappung ermöglicht der Art trotz Ereignissen wie dem Hochwasser ein Überleben. Glück hatten indes offenbar Nester am Seehamer See, der als Pumpspeicherwerk fungiert. Dessen Pegel variiert laut Kinshofer um nur zwei Meter in beide Richtungen, worauf sich die Tiere mittlerweile eingestellt hätten.
Insgesamt sei die Tierwelt mehr auf Hochwasser eingestellt als die Menschen, fasst Manfred Burger zusammen. Mit Blick auf den Klimawandel und die häufigeren Starkregen㈠ereignisse warnt er jedoch: „Da verändert sich was.“ Diese Entwicklung müsse aufgehalten oder verlangsamt werden. Außerdem könnten durch weitere Retentionsflächen Spitzen des Hochwassers verhindert werden. nap