Wiener Kaffeehaus im Genusscampus

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Das neue Genuss-Team: (h.v.l.) Florian Brandtner, Franz Bruckner und Marcel Marous mit Frühstücksköchin Stephanie Schneller. © Privat

Der Leerstand war nur von kurzer Dauer. Schon Anfang September eröffnet die Gastronomie der Slyrs-Destillerie in Neuhaus wieder. Mit zwei jungen Köchen, neuem Konzept und anderem Namen: Genussverweilerei. Dass letzteres ein bisschen nach Genussschmelzerei klingt, ist dabei kein Zufall.

Wenn Andreas Essendorfer vom „Franzl aus Wien“ spricht, meint er das nicht nur freundschaftlich, sondern auch sehr wertschätzend. Drei Lokale und eine Nudelmanufaktur führe besagter Franzl – mit bürgerlichem Namen Franz Bruckner – seit langer Zeit und mit großem Erfolg in der österreichischen Hauptstadt, erzählt der Inhaber der Genussschmelzerei Essendorfer in Neuhaus. Auf einer Autofahrt nach Wien sei ihm dann die Idee gekommen, Bruckner zu fragen, ob er sich vorstellen könnte, auch die gegenüber der Genussschmelzerei befindliche Slyrs Caffee & Lunchery zu übernehmen. Eine Woche später sei der Franzl, den er vor vielen Jahren auf einem Wiener Markt kennengelernt habe, dann ins Auto gestiegen und nach Neuhaus gefahren, berichtet Essendorfer. Kurz darauf stand fest, dass die seit Ende März leer stehende Gastronomie der Whisky-Destillerie mit neuem Leben gefüllt wird. Bruckners Sohn Florian Brandtner (25) und dessen Kumpel Marcel Marous (24), werden hier ihre alpenländisch-wienerische Küche verwirklichen – und ein österreichisches Kaffeehaus mit Gerichten von Frühstück über Mittag- bis Abendessen aufziehen. Arbeitstitel: „Genussverweilerei“. Geplante Eröffnung: 2. September.

Andreas Essendorfer persönlich auf der Suche

Wie berichtet, hatte Slyrs die Caffee & Lunchery zunächst selbst mit vollem Einsatz betrieben. Dann jedoch kam das Team um Geschäftsführer Hans Kemenater zu der Überzeugung: „Destillateure sind keine Gastronomen.“ Während der daraus folgenden Suche blieb das Lokal dann erst mal geschlossen. Über den Flurfunk auf dem Genusscampus, wie die Koexistenz von Slyrs und Essendorfer auch bezeichnet wird, erfuhr Essendorfer von dieser Schließung. Diese habe er sehr bedauert, schließlich habe das Lokal auch für Frequenz in seinem Laden gesorgt, berichtet er. Also entschied er sich kurzerhand, selbst auf die Suche zu gehen. Zunächst habe er seine Ex-Frau Claudia Essendorfer gefragt, mit der er in sehr guter Freundschaft verbunden sei. Die Pächterin der Schönfeldhütte und des Taubensteinhauses im Spitzinggebiet winkte jedoch ab. „Sie wollte nicht vom Berg runter“, erzählt Andreas Essendorfer schmunzelnd. Umso erleichterter sei er da über die Zusage aus Wien gewesen.

Neues Betreiber-Duo „ein Glücksgriff“

Brandtner und Marous seien ein Glücksgriff für die Gastronomie auf dem Neuhauser Genusscampus, ist Essendorfer überzeugt. Beide hätten im berühmten Café Sacher gelernt und danach Erfahrungen in der internationalen Sterneküche (unter anderem in den USA, Frankreich und der Schweiz) gesammelt. In der Genussverweilerei soll die Speisekarte klar wienerisch geprägt sein. Nicht nur essenstechnisch, sondern auch sprachlich. Verlängerter statt leichter Kaffee ohne Milch, Paradeiser statt Tomaten, Schlagobers statt Sahne, um ein paar Beispiele zu nennen. Die Gerichte sollen alle Preisklassen abdecken, vom Fiakergulasch als günstiges Mittagsangebot übers echte Wiener Schnitzel bis hin zu Kreationen der Haubengastronomie, in denen sich die beiden Mitte-20-Jährigen kochtechnisch austoben können.

Erstmals auch Abendessen auf dem Genusscampus

Selbstverständlich sollen auch die beiden angehängten Betriebe – Essendorfer und Slyrs – kulinarisch berücksichtigt werden. Die Genussschmelzerei mit Soßen und Marmeladen, die Destillerie mit Verkostungen. Events könnten beide Seiten bespielen, sagt Essendorfer. Besonders stolz ist er auf das gute Verhältnis zwischen den beiden Unternehmen. So sei Slyrs-Geschäftsführer Kemenater sofort aufgeschlossen gewesen für das neue Konzept, dem viele Gespräche vorausgegangen seien. Besonders freut ihn, dass nun erstmals auch Abendessen auf dem Genusscampus angeboten werden kann. Überhaupt verwirkliche die Genussverweilerei den „Campus-Gedanken“ perfekt.

Der Destillerie-Chef kann das nur bestätigen. „Die haben sich wirklich ein paar geile Sachen ausgedacht“, schwärmt Kemenater über die beiden jungen Haubenköche, die ab 2. September ihr Kaffeehaus in Neuhaus aufbauen werden. Er sei sicher, dass die Qualität passt, und das sei wichtig: „Wir wollten keinen Schnellimbiss.“

Slyrs-Produktionshalle wird neu gebaut

Das Malz wird aufgebraucht. Nachbestellt hat die Slyrs-Destillerie ganz bewusst nicht mehr, erzählt Geschäftsführer Hans Kemenater. Denn sobald die Vorräte weg sind, steht die Produktion für ein halbes Jahr still. Planmäßig, denn: So lange wird es dauern, ehe die alte Halle abgerissen und das neue, größer dimensionierte Gebäude aus Stahlfertigelementen steht. Wie berichtet, stockt Slyrs seine Fertigungskapazität um das Vier- bis Fünffache auf und hat dafür neue Destillations- und Brau-Anlagen bestellt. Die alten Maschinen werden entweder in Teilen weiterverwendet oder verkauft, betont Kemenater und verweist hier auf das Nachhaltigkeitsbestreben seines Unternehmens. So werde auch eine neuartige Wärmepumpenlösung für die Beheizung der Anlagen und eine Photovoltaik-Anlage zur Stromerzeugung zum Einsatz kommen. Um die Umsatzausfälle während der Bauzeit etwas abzufedern, habe Slyrs in den vergangenen Monaten mehr produziert und dies teils auch am Sonntag.

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