Volle Fahrt fürs halbe Geld: Hoibe-Hoibe-Taxi geht im Landkreis Miesbach an den Start

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Soll für bestimmte Zielgruppen günstiger werden: Taxifahren im Landkreis Miesbach (Symbolfoto). © imago stock

Aus dem Arbeitstitel 50:50-Taxi ist das Hoibe-Hoibe-Taxi geworden. Nun steht der Start des neuen Mobilitätsangebots kurz bevor, alle Kommunen im Landkreis Miesbach machen mit.

Landkreis – Fünfzig-Fünfzig? Fünfzig-zu-Fünfzig? Oder doch Fifty-Fifty? Wie man das neue 50:50-Taxi im Landkreis richtig ausspricht, war bis dato noch Geschmackssache. Nicht weiter schlimm, meinte Joana Heuberger aus der Stabsstelle Mobilitätsentwicklung am Landratsamt Miesbach kürzlich im Kreisentwicklungsausschuss. „Es war nur ein Arbeitstitel.“ Und dann lüftete sie das Geheimnis, wie der (verbesserte weil ohne feste Haltestellen auskommende) Nachfolger des Anrufsammeltaxis (AST) ab sofort heißen wird: „Hoibe-Hoibe-Taxi“. Den dazu passenden Werbespruch, der auch Flyer und die Aufkleber für die Taxi-Fahrzeuge zieren wird, projizierte Heuberger auch noch gleich per Beamer an die Leinwand: „Voll mobil, halber Preis.“

Rathäuser sollen Wertschecks ausgeben

Keine halben Sachen haben die Gemeinde- und Stadträte im Landkreis bei den Abstimmungen zum Hoibe-Hoibe-Taxi gemacht. Alle 17 Kommunen würden sich an der Ausgabe der 5 Euro-Wertschecks (Wechselgeld nicht auszahlbar) an die anspruchsberechtigten Bürger (Jugendliche von 14 bis 26 Jahre, Senioren über 65 Jahre und Inhaber von Schwerbehindertenausweisen, Kategorie G) beteiligen, erklärte Heuberger. Wiederholt geäußerte Kritik an der fehlenden Digitalisierung des Angebots begründete die Mobilitätsexpertin mit dem Ziel, Zeit, Geld und Personalaufwand zu sparen. Schließlich handle es sich ja nur um eine Übergangslösung. „So haben wir Luft, uns was langfristig Sinnvolles zu überlegen.“

Wichtig sei ferner gewesen, die Nutzung des Hoibe-Hoibe-Taxis möglichst flexibel zu gestalten. So sollen die Gemeinden ihre Kontingente an (dank besonderen Drucks und individueller Nummer fälschungssicheren) Wertschecks je nach Nachfrage auch untereinander weitergeben können. Auf Basis der Einwohnerdaten gebe es im Landkreis 38 120 Anspruchsberechtigte, was die Ausgabe von 9000 Paketen à 60 Euro bedeutet, alles in allem also ein Volumen von 270 000 Euro pro Jahr. Die Abrechnung zwischen Rathäusern, Landratsamt und 18 beteiligten Taxiunternehmen soll der Einfachheit halber nur alle sechs Monate erfolgen, erklärte Heuberger.

Einprägsam: das Logo des Hoibe-Hoibe-Taxis, das auf allen teilnehmenden Autos kleben soll
Einprägsam: das Logo des Hoibe-Hoibe-Taxis, das auf allen teilnehmenden Autos kleben soll. © Landratsamt

Landrat Olaf von Löwis (CSU) war geradezu begeistert, dass das Hoibe-Hoibe-Taxi startbereit ist. „Ich halte viel von der Kofinanzierung“, sagte Löwis und lobte eine Gruppe junger Leute, die ihm die aus anderen Teilen Bayerns stammende Idee schon vor Längerem mitgegeben hatten. Umso schöner sei es, sie nun tatsächlich auch umsetzen zu können. Gisela Hölscher (FW) stimmte zu. „Das ist ein Top-Produkt und eine gute Ergänzung für unseren Bürgerbus in Waakirchen.“ So komme man zu allen „Tages- und Nachtzeiten rein und raus“. Auch Heuberger verwies auf „clevere Kombinationsmöglichkeiten“ mit Bus und Bahn und, wenn sich mehrere Nutzer ein Taxi teilen würden.

Sorge vor Missbrauch

Kritische Nachfragen aus dem Ausschuss beschränkten sich auf die Befürchtung, dass auch wohlhabendere Senioren der von Anastasia Stadler (CSU) mit „reich, schön und gesund“ beschriebenen Kategorie die vergünstigten Taxis nutzen könnten. Heuberger entgegnete, dass allein schon die Hürde, ins Rathaus zu spazieren und dort mit 30 Euro in Vorleistung zu gehen, Missbrauch vorbeugen dürfte. Zudem könne die Gemeinde bei der Ausgabe der Wertschecks ja besonders die ihr bekannten bedürftigen Gruppen in den Fokus nehmen.

Pauschal eigentlich aufgrund des Alters berechtigte Personen ausschließen dürfe man aber nicht, ergänzte Löwis. „Wir wollen nicht jetzt schon den Klageweg eröffnen.“ Auch Bernd Mayer-Hubner (Grüne) war gegen eine Vergabe „nach Gutsherrenart“ und Wolfgang Rzehak (Grüne) betonte: „Auf einen, der es zu unrecht ausnutzt, kommen 100, denen es wirklich hilft.“ Das sahen auch die anderen Ausschussmitglieder so und beschlossen den Start des Hoibe-Hoibe-Taxis einstimmig.

Lob für den Namen gab’s am Ende auch noch von Balthasar Brandhofer (Bayernpartei): „Das ist ein guter Hinweis, dass man sich spätestens nach der zweiten Halben Bier ins Taxi setzen sollte.“

sg

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