Ein neues Outfit für 25 Euro – Ein Secondhandladen und sein spezielles Konzept
Die Bluse für zwei Euro, die Hose für drei Euro: Im Secondhandladen „CariCorner“ in Weilheim können Kunden zum kleinen Preis ihre Garderobe erweitern. Das Geschäft, mit dessen Verkaufserlösen Hilfsbedürftige unterstützt werden, zieht viele Kunden unterschiedlichen Alters an.
Ein simulierter Einkauf zeigt es: Für 25 Euro gibt es im „CariCorner“ ein neues Outfit zu kaufen, das flott und modern aussieht. Neben einer schwarz-beige gemusterten Bluse für zwei Euro und einer beigen Hose für drei Euro wären im Preis noch eine schwarze Lederjacke für zwölf Euro, ein naturfarbener Pulli für drei Euro und eine cognacfarbene Tasche für fünf Euro inbegriffen.
Um den Betrieb des Ladens kümmern sich 20 Ehrenamtliche
Es ist ein Donnerstagnachmittag im Januar und, schon ehe der Secondhandladen der Caritas am Mittleren Graben 5 öffnet, warten Frauen vor der Tür, die vom Angebot angelockt werden. Dieses umfasst neben einer großen Auswahl an Damenkleidung von T-Shirts bis zu Stiefeln auch Männerkleidung und Heimtextilien – lauter Ware, die gespendet wurde. Als das Geschäft, das kürzlich vergrößert wurde, dann geöffnet ist, herrscht dort reges Treiben. Zwei Frauen stehen suchend vor einer Kleiderstange voller Jeans, eine Mutter mit Baby lässt ihren Blick über das Regal mit Pullis in verschiedenen Farben streichen. Eine andere Frau erkundigt sich nach dem Preis einer türkisen Fleecejacke. Für drei Euro könnte sie das Teil mitnehmen.

Zu den 20 Ehrenamtlichen (19 Frauen und ein Mann), die sich in Teams um den Betrieb des „CariCorner“ kümmern, gehört seit Jahren auch Marianne Koosch. Die 72-Jährige war früher Sachbearbeiterin bei der Regierung von Oberbayern. Sie hatte beruflich also nichts mit Mode zu tun, doch interessiert hat sie sich dafür auch früher schon, wie sie sagt. Nun steht sie im Caritas-Secondhandladen in Weilheim meist an der Kasse. Aber ebenso dekoriert und sortiert sie Ware und berät Kaufinteressierte in Stilfragen.
„Ich komme auch gern her, weil wir uns im Team gut verstehen“, sagt Koosch über den „CariCorner“. Die Zusammenarbeit mit Gabi Hager-Königbauer, Hauptamtliche bei der Caritas, sei ebenfalls gut. Hager-Königbauer, die an dem Donnerstagnachmittag auch im Laden ist, erklärt zu dessen Konzept: Mit den Verkaufserlösen würden – nach Abzug von Kosten wie Miete und Strom – Hilfsbedürftige unterstützt, zum Beispiel wenn eine Familie akut Geld brauche, um Lebensmittel zu kaufen.
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Auch Schnäppchenjäger sind willkommen
Menschen, die wenig Geld zur Verfügung haben, etwa Geflüchtete, profitieren auch von den Preisen im „CariCorner“. Doch Kunden, die durch den Erwerb von Secondhandkleidung die Umwelt schonen wollen, und Schnäppchenjäger sind dort genauso willkommen. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass sie vielleicht ärmeren Menschen günstige Kleidung wegschnappen, wie Hager-Königbauer sagt. Schließlich käme jeder Einkauf der Caritas zugute, und obendrein sei genug Ware vorhanden. Die Bereitschaft, für den Verkauf zu spenden, ist nämlich groß.
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Warum der Secondhandladen jetzt auch mehr jüngere Menschen anzieht
Die Caritas ist froh über das Engagement der Ehrenamtlichen im „CariCorner“, wie sie in einer Mitteilung zum Ausdruck bringt: Die Freiwilligen gingen ihrer Arbeit „mit viel Herzblut“ nach, heißt es. „Ihr Einsatz macht den Laden zu einem besonderen Ort des Miteinanders und der Nachhaltigkeit.“
Die Einrichtung der Caritas hat im Übrigen eine jahrzehntelange Geschichte, die bis in die Anfangszeit des 1988 gegründeten Kreisverbandes Weilheim-Schongau zurückreicht und mit einer „Kleiderkammer“ begann. Ab 2012 gab es den „CariCorner“ an der Johann-Baur-Straße, von wo aus er 2023 ins ehemalige „AWO-Stüberl“ am Unteren Graben umzog. Dieser Standortwechsel an den Rand der Innenstadt wird auch als Ursache dafür genannt, dass der Secondhandladen jetzt mehr jüngere Menschen anziehe.
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Infos
Der „CariCorner“ ist dienstags von 9 bis 14 Uhr, donnerstags von 15 bis 18 Uhr und jeden ersten Freitag im Monat von 13 bis 16 Uhr geöffnet. Ab Dienstag, 4. Februar, gibt es dort einen Ausverkauf, bei dem Winterware zum halben Preis zu haben ist.
Die Abgabe von Ware ist zu den oben genannten Zeiten im Laden möglich, aber auch montags bis samstags von 8 bis 18 Uhr auf der Gebäuderückseite. Aktuell wird um die Anlieferung von Frühjahrs- und Sommerware gebeten, wobei die Spender darauf achten sollen, dass diese sauber und gut erhalten ist.