Frühe Blüte sorgt nicht nur für Freude

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Hat schon gut zu tun: Hochkonjunktur herrscht bei den Bienenvölkern von Bio-Imker Helge Straßer zwischen Reichersdorf und Seeham. © Thomas Plettenberg

Die milden Temperaturen und die frühe Blüte erzeugen bei den Gartenbauvereinen Bedenken, welche Folgen es für das Obstjahr geben könnte. Die Imker hingegen sind entspannt.

Landkreis – Regelrecht explodiert ist die Natur in den vergangenen Tagen. Sträucher und Wiesen sind saftig grün, viele Obstbäume stehen in fast schon voller Blüte – und das Anfang April. Nachdem sich der Winter in Tallagen bereits Anfang Januar verabschiedet hat, ist die Natur ihrer Zeit voraus.

Rund drei Wochen, bestätigt die Kreisvorsitzende der Gartenbauvereine, Simone Kerkel. Fast noch außergewöhnlicher aber sei die Tatsache, dass heuer so viele Arten und Sorten gleichzeitig früh blühen würden. Die Abweichungen vom phänologischen Kalender seien teils erheblich, erklärt Kerkel den Eindruck, den auch viele Menschen ohne grünen Daumen in diesen Tagen gewinnen können.

Temperaturen haben Zeitplan der Gärtner auf den Kopf gestellt

Während sich die – Allergiker ausgenommen – an der farbenfrohen Pracht erfreuen, schwingt bei den Gartenbauvereinen auch ein bisschen Sorge mit. Zum einen habe die frühe Obstbaumblüte den gärtnerischen Zeitplan auf den Kopf gestellt. „Normalerweise wäre jetzt noch Baumschnitt angesagt“, sagt Kerkel. Das sei natürlich während der Blühphase nicht mehr möglich und müsse nun auf den Herbst verschoben werden.

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Kopfzerbrechen bereitet der Kreisvorsitzenden und ihren Mitstreitern auch die Aussicht auf eine möglicherweise ebenfalls deutlich vorgezogene Reife der Früchte. Eine Ernte bereits Mitte August würde bedeuten, dass man da auch die Obstpresse in Gotzing schon in Betrieb nehmen müsste. Das lasse sich aber personell während der Urlaubszeit nicht so einfach organisieren.

Gartenbauvereine sorgen sich vor Frosteinbruch

Ob die Ernte wirklich so üppig ausfällt, wie es die Blüte derzeit suggeriert, könne man noch gar nicht sagen. Nicht selten habe in Jahren wie diesen ein herber Frosteinbruch die Bäume wortwörtlich kalt erwischt und dabei teils erhebliche Schäden verursacht. Andererseits könnten längere kühlere Wochen die Reifung des Obstes verzögern und damit gewissermaßen zeitlich wieder ins Lot bringen – nämlich in den Herbst (Frühsorten ausgenommen).

Doch nicht nur die Gartler kommen durch den Frühstart der Natur ins Schwitzen, sondern auch die Imker. Ob Apfel oder Löwenzahn: Bienen dürften sich aktuell wie im Schlaraffenland fühlen. Das will Helge Straßer, der eine Bio-Imkerei in Reichersdorf bei Irschenberg betreibt, seinen zwölf Völkern nicht vorenthalten. So richtet er dieser Tage bereits ihre Honigräume ein – ebenfalls gut drei Wochen früher als sonst.

Imker haben keine Sorgen vor der Kälte

Anders als die Gartler fürchten die Imker einen eventuell noch bevorstehenden Kälteeinbruch nicht. „Bei Schlechtwetter bleiben die Bienen einfach drin“, erklärt Straßer. Und auch die Sorge, dass seine Völker später zu wenig Nektar finden könnten, weil alle Bäume und Wiesen gleichzeitig verblüht sind, belastet den Imker nicht. „Dann weichen sie in den Wald aus.“ Eine kleine „Trachtpause“ zwischen den einzelnen Blühphasen sei ohnehin nicht ungewöhnlich.

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Und auch Kerkel schließt mit einem optimistischen Fazit. Selbst wenn noch mal eine Kälteperiode kommen sollte, müsse dies nicht zwangsläufig ein schlechtes Obstjahr bedeuten. „Wir müssen die kommenden Wochen abwarten“, sagt sie. Und rein optisch betrachtet gibt die Natur aktuell eh ein sehr ansehnliches Bild ab. Auch die Nasen werden verwöhnt, findet Straßer: „Es duftet schon überall nach Honig.“

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