Pumpen-Dilemma: Grünen fordern vom Freistaat zwei Millionen Euro für Forschungsprojekt
Ein Jahr schon hält die Förderpumpe der Geothermieanlage Holzkirchen durch, nach den häufigen Störfällen davor eine gute Nachricht. Doch die Pumpe, sie bleibt die Achillesferse des Leuchtturm-Projekts. Um das Problem nachhaltig zu lösen, fordern die Landtags-Grünen jetzt zwei Millionen Euro aus der Staatskasse.
Holzkirchen – Wann kommt der Anruf? Denkt Bürgermeister Christoph Schmid (CSU) an die Geothermie der Marktgemeinde in der Alten Au, ein Vorzeigeprojekt der Energiewende, dann beschleicht ihn weniger Stolz als Sorge. Täglich verfolgen die Verantwortlichen – die Geothermie GmbH ist eine Tochter der Gemeindewerke – das Wohl und Wehe der Pumpe. Sechsmal seit 2018 gab sie den Geist auf, zuletzt Ende März 2023. Jedes Mal verliert das Projekt viel Geld: Ein neues Gerät muss her, 250 000 Euro kostet das Ziehen und Neuversenken, dazu gehen täglich 15 000 Euro Stromvergütung flöten.
Der befürchtete Anruf, dass die Pumpe wieder steht, er blieb über zwölf Monate aus. „Eine Rekordlaufzeit“, stellt Schmid fest. Entspannung jedoch ist nicht angesagt. „Wir beobachten seit Kurzem einen kleinen Leistungsabfall, den wir uns nicht erklären können“, sagt der Bürgermeister. Man hoffe, dass die Pumpe bis zur ohnehin fälligen Revision im Juni/Juli durchhält. „Dann holen wir sie raus und sind gespannt, wie sie aussieht.“ Die Erkenntnisse sollen helfen, das Pumpen-Ärgernis nachhaltig in den Griff zu bekommen – der größte Hemmschuh nicht nur in Holzkirchen, sondern der ganzen Branche.
Dabei könnte die grundlastfähige Geothermie im geologisch geeigneten Südbayern ein Flaggschiff der Energiewende sein. So sehen das auch die Grünen, die im Vorfeld der Haushaltsberatungen im Landtag mit einem Antrag überraschen: Zwei Millionen Euro fordert Grünen-Abgeordneter Benjamin Adjei, der in Holzkirchen aufgewachsen ist, für die Unterstützung der Geothermieanlage in der Alten Au.
Konkret soll ein Forschungsprojekt finanziert werden, das stabile Pumpsysteme für Tiefengeothermie entwickelt, geeignet für große Tiefen und hohe Temperaturen. „Auch vergleichbare Projekte können so wirtschaftlich plan- und tragbarer werden“, betont Adjei. Die Idee: Bekommt man das Pumpenproblem in den Griff, motiviert das andere Kommunen, Stadtwerke oder Unternehmen, in neue Geothermie-Projekte zu investieren.
„Ich begrüße alles, was uns hilft“, sagt Schmid zu Adjeis Antrag, „aber wir sind da eigentlich schon einen halben Schritt weiter.“ Zusammen mit den Stadtwerken München und der Geothermie Unterhaching seien die Gemeindewerke dabei, ein Forschungsprojekt zu definieren, das sich mit diversen Details der Geothermie-Pumpen befasst. So lasse sich die Eigenbeteiligung, die der Freistaat neben seiner Förderung zur Bedingung mache, auf mehrere Schultern verteilen. „Wenn die zwei Millionen unseren Eigenanteil abdecken, wäre mir das sehr recht“, sagt Schmid.
Wie Adjei in seiner Pressemitteilung erklärt, seien im Haushaltsentwurf der Staatsregierung nur fünf Millionen Euro für Geothermie eingestellt. „Das reicht nicht mal für eine Bohrung“, kritisiert der Grüne. Und von Bürgschaften für Kommunen, die sich eine Bohrung zutrauen, oder Risikoabsicherungen sei gar nichts zu finden. Unterstützung bekommt er von Parteifreund Robert Wiechmann, seit vielen Jahren Marktgemeinderat in Holzkirchen: „Der Erfolg der Holzkirchner Geothermie ist von überörtlicher Bedeutung für die Energiewende. Wir würden uns freuen, wenn uns die Staatsregierung nicht nur mit warmen Worten, sondern mit Taten unterstützt.“
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