Bio-Pharma aus Warngau: AMW nimmt weiter Kurs auf gesundes Wachstum
Aus Warngau in alle Welt: Der Bio-Pharma-Spezialist AMW hat mit seinen Wirkstoffimplantaten am Weltmarkt Fuß gefasst. Gestern besuchte Landtagspräsidentin Ilse Aigner das wachsende Unternehmen.
Lochham – Im Schatten von Sandoz-Hexal in Holzkirchen hat sich in der Region eine Reihe innovativer Medizintechnik- und Pharmaspezialisten angesiedelt. Einer davon ist die AMW GmbH, abgekürzt für Arzneimittelwerk Warngau. Seit 2010 im Gewerbegebiet Birkerfeld bei Lochham ansässig, tüftelt das Unternehmen an Abgabesystemen für Medikamente, insbesondere Implantate. Landtagspräsidentin und Stimmkreisabgeordnete Ilse Aigner (CSU) hat sich gestern ein Bild davon gemacht.
Spezialisiert auf Wirkstoffimplantate
Es hat sich viel getan bei AMW, seit Aigner 2017 noch als bayerische Wirtschaftsministerin zuletzt zu Gast war. „Wir waren damals ein ganz anderes Unternehmen“, stellt CEO Philipp Karbach fest. AMW habe an der Marke von 100 Mitarbeitern gekratzt, der Jahresumsatz lag bei elf Millionen Euro. Seither seien etwa 30 Arbeitsplätze hinzugekommen, der Umsatz habe sich fast verdreifacht. Den Bereich „transdermale Systeme“, also Wirkstoffpflaster, hat das Unternehmen verkauft und sich auf Entwicklung und Produktion von Wirkstoffimplantaten spezialisiert.
Diese sehen fast aus wie ein Stück einer Druckbleistift-Mine und werden in die Fettschicht unter der Haut – meist am Bauch – eingesetzt. Während der Körper das Implantat, ähnlich dem selbstauflösenden Nahtmaterial von Operationen, zersetzt, gibt es den Wirkstoff monatelang kontinuierlich in der erforderlichen Dosis ab. Zum Einsatz kommen solche Implantate etwa in der Prostatakrebs-Therapie oder bei Brustkrebs. Demnächst sei sogar der Einsatz bei Augenerkrankungen geplant, verriet Karbach. Bei Schilddrüsenerkrankungen, wie Aigner interessiert nachhakte, wäre die teure Entwicklung nicht konkurrenzfähig, erklärte Karbach: Die Tabletten sind zu günstig. Mit den Implantaten setze man auf eine „werthaltige Nische“. Auf 45 Märkten in aller Welt ist AMW vertreten, über den Vertrieb per eigenem Außendienst oder Partner in anderen Ländern sowie über Lizenzgeschäfte, bei denen AMW an Pharmaunternehmen zuliefert.
Einzigartiges Know-how
Mit seinem Know-how ist das Unternehmen ziemlich einzigartig. Es gebe wenige Firmen, die in der Formulierungsentwicklung tätig seien, und nur ein bis zwei, die auch produzieren könnten. „Einige vermeintliche Wettbewerber haben in den vergangenen Jahren aufgegeben, weil es nicht reproduzierbar war oder sie es schlicht nicht herstellen konnten“, sagt der AMW-Chef nicht ohne Stolz.
Seit zwei Jahren wirft das Unternehmen Gewinn ab, berichtet Karbach. Aigner habe in einer sensiblen Phase geholfen, erinnerte der CEO. Als der Ausbau der Produktion 2018 bevorstand, knüpfte sie Kontakte, damit die Finanzierung auf die Beine kam. Es gab Rückenwind aus dem Wachstumsfonds Bayern, den Aigner als Wirtschaftsministerin gegründet hatte, die Europäische Investitionsbank (EIB) gab ein Darlehen.
Aigner zeigte sich gegenüber den Mitarbeitern der AMW erfreut, dass sie damals helfen konnte – und beeindruckt von der Entwicklung. Hier entstünden innovative Arbeitsplätze und lebensnotwendige Produkte. Das gelte es zu unterstützen: „Wir tun gut daran, die Versorgung bei uns sicherzustellen.“
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Wieder Neubau geplant
Inzwischen steht AMW wieder eine Erweiterung ins Haus: Die Firma hat das benachbarte Grundstück zugekauft. Dort soll eine Produktion für bis zu drei weitere Herstellungsbereiche entstehen. Der Baubeginn ist für 2025 anvisiert, derzeit wird die Detailplanung vorbereitet. „Wir wollen nicht stehen bleiben“, so Karbach.
Die Finanzierung ist diesmal schon gesichert. Doch die Mitarbeitersuche ist zur Herausforderung geworden. Gute Mund-zu-Mund-Propaganda spricht für die Firma. Doch die schlechte ÖPNV-Anbindung ist ein Thema: Viele junge Leute hätten heute kein Auto, einige auch keinen Führerschein, und wollten auch keines. Der Rufbus Hoki+ als pragmatische Lösung sei daher wichtig, für alle Firmen im Gewerbegebiet. Aigner nahm das als Appell an die Politik mit.