„Weinende Kunden“ nach Edeka-Schließung in Bad Tölz: Jetzt steigt der Umsatz in anderen Geschäften

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Viel frisches Obst und Gemüse sowie Kräuter gibt es im Damaskus-Supermarkt der Brüder Majdi (li.) und Ramiz Haskilo an der Badstraße zu kaufen. Seit der Edeka zu ist, verzeichnen sie viele neue Kunden. © Arndt Pröhl

Die Schließung des Edeka-Markts in der Tölzer Stadtmitte hat eine Lüke in der Nahversorgung hinterlassen. Mehrere Geschäfte in der Innenstadt springen in die Bresche.

Bad Tölz – Die Schließung der Tölzer Edeka-Filiale an der Marktstraße war am Jahresanfang für viele Bürger ein schwerer Schlag. Insbesondere für ältere Bewohner der Innenstadt war der zu Fuß erreichbare Nahversorger wichtig. Jetzt versuchen mehrere andere Geschäfte im Stadtzentrum, die Lücke zumindest teilweise zu schließen. Manche haben ihr Sortiment erweitert.

Edeka geschlossen: Vinzenzmurr erweitert Sortiment

Auf den Wegfall des Supermarkts in der unmittelbaren Nachbarschaft hat etwa die Vinzenzmurr-Filiale in der Fußgängerzone reagiert. „Die älteren Leute haben mir wahnsinnig leid getan, manche Stammkunden standen hier im Geschäft und haben geweint“, sagt Filialleiterin Angela Hammel im Gespräch mit unserer Zeitung. „Ich find’s echt schlimm.“

Um die Kunden „wenigstens mit dem Gängigsten“ zu versorgen, hat sie spontan das Sortiment der Metzgerei erweitert. Seit Kurzem gibt es dort nun auch Eier, Milch, Butter, Joghurt, Quark oder Nudeln zu kaufen. Das Angebot wird laut Angela Hammel gut angenommen. „Es spricht sich rum, ich musste schon oft nachbestellen.“ Über das Umsatzplus freut sich die Filialleiterin natürlich auch.

Spürbar mehr Umsatz verzeichnet seit der Edeka-Schließung ebenso der „Biodelikat“-Markt an der Badstraße. Das berichtet Stefan Gritzbach, einer der Geschäftsführer. In jüngster Zeit habe er etliche neue Gesichter in seinem Laden gesehen, sagt er.

Bioladen in Bad Tölz verzeichnet Umsatzplus

Der Bioladen sei ein Vollsortimenter, man könne sich mit allen Artikeln des täglichen Bedarfs eindecken. Es gibt Lebensmittel inklusive Obst und Gemüse, frische Backwaren und eine offene Käse- und Wursttheke sowie abgepacktes Fleisch vom Eurasburger „Packlhof“, dazu ein Drogeriewarensortiment, zu dem auch Toilettenpapier und andere Hygieneartikel gehören.

Das Geschäft sei eine gute Anlaufstelle für Bewohner der Innenstadt, die nicht mit dem Auto zu einem Supermarkt fahren wollen oder können, betont Gritzbach. Die Preise seien generell auf dem Niveau des Biosortiments von Supermärkten, es gebe aber auch die günstige Produktlinie „Bio für jeden Tag“ und auch wechselnde attraktive Sonderangebote.

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Eine weitere Möglichkeit, Lebensmittel einzukaufen, gibt es schräg gegenüber im Supermarkt „Damaskus“. Der ist auf orientalische, asiatische und balkanische Lebensmittel spezialisiert – vieles davon passt aber auch in den durchschnittlichen Alltagsbedarf, wie Eier, Milch, Mehl, Zucker, Reis, Obst, Gemüse oder frische Kräuter. Donnerstags bis samstags gibt es frischen Fisch, wie Inhaber Majdi Haskilo erklärt. Wurstprodukte hat er auch, Fleisch aber nur, sofern es „halal“ ist, das heißt, nach muslimischen Vorschriften erlaubt. „Wir haben also kein Schweinefleisch und keine Gelatine.“ Auch Alkohol sucht man im Damaskus-Markt vergeblich, Mineralwasser und andere Getränke gibt es aber.

Unverpackt-Laden will sich als Nahversorger positionieren

Seit der Edeka geschlossen hat, verzeichnet Haskilo bei sich mehr Kunden – „natürlich“, wie er sagt. Es gebe viele, die nach bestimmten Produkten fragen. Er bemühe sich dann, alle Wünsche zu erfüllen und sein Sortiment anzupassen, zum Beispiel auf den hiesigen Kunden vertrautere deutsche Marken.

Auch der Unverpackt-Laden „Ois ohne“ an der Hindenburgstraße bemüht sich, für die ehemaligen Edeka-Kunden in die Bresche zu springen – und sich selbst als Nahversorger zu positionieren. Wie Vorstandsmitglied Andreas Munkert berichtet, wurde deswegen zum Beispiel Frischmilch in Glasflaschen neu ins Sortiment aufgenommen. Auch Obst und Gemüse von der solidarischen Landwirtschaft „BioTop“ in Lenggries gibt es seit Kurzem im „Ois ohne“ zu kaufen. Reis ist ohnehin seit jeher im Sortiment. „Wir haben auch H-Milch, Hafermilch, Bananen, Bier und Säfte“, zählt Steffi Schußmann vom Verkaufsteam auf. „Es gibt Leute, die ihren ganzen Wocheneinkauf bei uns erledigen“, sagt Munkert.

Steffi Schußmann verzeichnet etliche Neukunden, seit der Edeka zu hat. „Gerade die Kleineinkäufe von älteren Kunden mehren sich“, berichtet sie. Und schon wiederholt seien Kunden überrascht gewesen, dass der Einkauf günstiger war, als sie gedacht hatten.

Auch im Eine-Welt-Laden gibt‘s Lebensmittel

Nicht direkt die erste Adresse, an die man als Edeka-Ersatz denkt, ist der Eine-Welt-Laden an der Säggasse. Doch auch dort gibt es mehr Lebensmittel, als man annimmt. Welt-Laden-Sprecherin Claudia Zeidler zählt auf: „Nudeln, Kaffee, ab und zu Bananen oder Orangen, Pesto, Olivenöl, Zucker, Kakao, Gewürze, Säfte.“ Auch Trockenfrüchte, Schokolade und Nüsse gehören zum Sortiment. Eine Besonderheit seien Tomatensoßen des Herstellers „No Cap“, der das sogenannte Caporalato-System in Italien bekämpfe. „Dieses System wird von der Mafia kontrolliert, und es werden afrikanische Erntehelfer massiv ausgebeutet“, erklärt Zeidler.

Sie hofft auch, vermehrt Schüler anzulocken, die nach Schulschluss mittags gerne zum Edeka gingen. Im Eine-Welt-Laden könnten sie sich mit einem Riegel stärken. Neu ist, dass das Geschäft nun zumindest mittwochs über Mittag durchgehend geöffnet hat. (ast)

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