Es ranken sich viele Legenden um den Nikolaus. Der aus der Türkei stammende Priester ist Schutzpatron der Seefahrer und Flößer.
Geretsried – Als kleines Kind hat Dr. Otto Rothe in seiner Heimat in Nordböhmen immer am Nikolausabend Strümpfe ans Fenster gehängt. „Wenn da eine Orange drin war, dann war das was Besonderes“, erinnert er sich. „Nicht zu vergleichen mit dem, was die Kinder heutzutage kriegen.“ Am Donnerstag hielt Rothe einen Vortrag über den Heiligen Nikolaus und die St.-Nikolauskapelle in Geretsried. Rothe war 1967 erster Vorsitzende der Interessengemeinschaft zur Erhaltung der St.-Nikolauskapelle. In den Quartierstreff am Johannisplatz waren einige Interessierte gekommen.
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Über das Leben des Heiligen Nikolaus sei nur wenig bekannt. „Er wurde zwischen 270 und 286 in Patara in der Türkei geboren und mit 17 Jahren zum Priester geweiht“, erzählt der 96-Jährige. Später wurde er Bischof von Myra. „Um 350 ist Nikolaus an einem 6. Dezember gestorben“ – an dem Tag gedenken wir des Heiligen heute.
Der Heilige Nikolaus ist auch Schutzpatron der Flößer
Der Heilige Nikolaus ist Schutzpatron vieler Gruppen, etwa der Seefahrer – und somit auch der Flößer. Und bekanntlich kann auch Geretsried auf eine lange Flößergeschichte zurückblicken. Der Heilige, der am Abend des 6. Dezember viele Kinder in ihren Wohnzimmern besucht und ihnen kleine Geschenke bringt, wird auf Bildnissen oft mit drei goldenen Kugeln, der Mitra und dem Bischofsstab abgebildet. „Es gibt unzählige Legenden über ihn“, weiß Rothe – beschränkt sich mit seinen Erzählungen aber auf die, die auch in der Geretsrieder St.-Nikolauskapelle abgebildet sind. Dort sieht man auf dem Altarbild die drei goldenen Kugeln. Die soll der Heilige Nikolaus an drei Töchter eines armen Mannes gegeben haben, damit sie heiraten konnten und „nicht auf unredliche Art ihren Lebensunterhalt verdienen müssen“, wie Rothe es ausdrückt.
Außerdem kann man auf dem Altarbild links neben dem Heiligen Nikolaus ein hölzernes Fass entdecken. Darin sitzen drei junge Burschen. „Sie waren auf Wanderschaft und wurden dann von einem Wirt getötet, zerstückelt und in einem Fass eingepökelt“, erzählt Rothe. Der Heiligen Nikolaus soll die Burschen aber wieder zum Leben erweckt haben.
Nun widmet sich der 96-Jährige der St. Nikolauskapelle an der B11, die gerade erst frisch renoviert wurde (wir berichteten). Im Jahr 1315 wurde sie das erste Mal erwähnt. „Die Kapelle war damals eine Filialkirche von St. Laurentius in Königsdorf.“ 1722 wurde das baufällige Gebäude neu errichtet und durch den Freisinger Fürstbischof geweiht.
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Zum Ende des Ersten Weltkriegs musste die Glocke der Kapelle eingeschmolzen werden, aber 1976 wurde eine neue Glocke gegossen. In ihr steht unter anderem auf Latein: „Der Stadt zur Freude, der Welt zum Frieden“.
Zum ersten Mal renoviert wurde die Kapelle von 1968 bis 1972. „Das Turmkreuz war schief, weil der Blitz eingeschlagen hatte, das Dach undicht und der Putz kaputt“, erläutert Rothe. „Der damalige Bürgermeister Karl Lederer hatte angeregt, dass sich interessierte Bürger um den Erhalt der Kapelle kümmern sollen.“ Der Verein „Interessengemeinschaft für die Erhaltung der St.-Nikolaus-Kapelle“ gründete sich. Diese erste Renovierung kostete 30 000 Mark.
Die zweite Sanierung stand dann von 1989 bis 1990 ins Haus. Damals war das Ziel die „Herstellung des ursprünglichen Zustands“ – nach strengen Vorgaben des Landesamts für Denkmalschutz. 300 000 Mark waren dafür fällig.
Kürzlich wurde die dritte Renovierung abgeschlossen
Und erst kürzlich konnte bekanntlich die dritte Renovierung abgeschlossen werden, bei der der Holzwurm aus dem Gotteshaus vertrieben, die Lärchenholz-Dachschindeln erneuert und der Dachstuhl saniert wurden.
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Die Zuhörer lauschten Rothes Vortrag gespannt, kurz vorher ließen sie sich Mandarinen schmecken. Wer weiß – vielleicht hat die ja auch der Heilige Nikokaus gebracht?