Weihnachtskonzert mit Quadro Nuevo: Erfrischend anders

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In der voll besetzten Schulaula vermittelten Quadro Nuevo ihrem begeisterten Publikum mit Klängen aus aller Welt die Botschaft des Weihnachtsfests. © Kleinkunstbühne Waakirchen

Der Waakirchner Schulaula ist das Quartett von Rang und Namen eigentlich entwachsen – aber man kennt und schätzt sich eben. Den begeisterten Besuchern des ausverkauften Abends bescherten das Quartett Quadro Nuevo und die Kleinkunstbühne Waakirchen ein Weihnachtskonzert der anderen Art.

Waakirchen – Dass Weihnachtskonzerte nicht immer nur aus den gängigen Liedern und Stücken gespeist werden müssen, die sich auch noch ziemlich ähneln, bewiesen die Männer der Weltmusik-Jazz-Formation Quadro Nuevo am Freitagabend in der rappelvollen Aula der Waakirchener Grundschule. Hier hat die Kleinkunstbühne ihre Heimatstätte etabliert, die heuer seit 40 Jahren ihr treues Publikum mit qualitativ hochwertigen Kulturveranstaltungen begeistert (wir berichteten.

Der Gründer und Vorsitzende Hugo Eder betonte in seiner Begrüßung, dass das Quartett im Jahr 1999 zum ersten Mal in einem Zelt auf dem Sportplatzgelände auftrat. In einer Doppelveranstaltung, schließlich war man noch ganz am Anfang und das Risiko für den Veranstalter nicht zuverlässig kalkulierbar. Heute sind die vier längst weltweit in der Szene etabliert, können auf über 4000 Konzerte zurückblicken und auf eine Vielzahl von Alben verweisen, von denen alle mit dem Deutschen Jazz-Award ausgezeichnet wurden. Zudem erhielt die Band zweimal den Echo und eine Goldene Schallplatte.

Im Interview: „Alle großen Musiker waren unauthentisch“ – Andreas Hinterseher über seine Arbeit

Beim Waakirchner Weihnachtskonzert kamen Andreas Hinterseher (Akkordeon, Bandoneon, Trompete) aus Fischbachau, Mulo Francel (Saxophone, Klarinetten), D.D. Lowka (Kontrabass, Percussion) und Tim Collins (Vibraphon, Schlagzeug) fast ohne gängige Weihnachtslieder aus. Und wenn „Maria durch ein‘ Dornwald ging“ oder „Süßer die Glocken nie klingen“ erklangen, dann im typischen Quadro-Nuevo-Sound, aufwendig arrangiert und fantasievoll ausgebaut, das Thema immer wieder durchblitzend. Auch Johann Sebastian Bachs „Jesu, meine Freude“ zählte noch zu den religiös motivierten Stücken, die man so kennt. Dietrich Bonhoeffers vertontes Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ drückte die Sehnsucht nach Frieden aus und passte so bestens in die Zeit und auch in die Weihnachtszeit.

Musik nahe am Urgedanken von Weihnachten

Vor allem aber war das Konzert geprägt von Musik, die nahe am Urgedanken von Weihnachten ist, nämlich der Nächstenliebe und der Ankunft einer neuen Zeit, die Licht und Wärme ins Dunkel bringt. Quadro Nuevo schaffte es, eine solche Stimmung herzustellen. Sie bespielten eine riesige Bandbreite an Gefühlswelten, melancholisch und erwartungsvoll, freudig und optimistisch, verträumt und tänzerisch – um nur einige zu nennen. Und dies alles ist nur möglich, wenn man absoluter Herrscher über sein Instrument ist, traumhaft sicher zusammenspielt und selbst so viel Freude an der Musik hat, dass diese sich auf das Publikum übertragen muss. Und dieses nahm die vorweihnachtliche Frischzellenkur für Ohren, Herz und Hirn gerne an, verteilte üppigen Beifall und fühlte sich wohl.

Eine Besucherin brachte es auf den Punkt: „Die spielen das so lässig runter – und mit so viel Gefühl!“ Tatsächlich dominierte das Gefühl an diesem Abend. Mit kontemplativen Passagen und sehnsuchtsvollen Schlüssen. So auch im Stück „December“, in dem die Zeit dargestellt wird, in der alles stillsteht. Das Quartett entlockte seinen Instrumenten Töne aus einer anderen Welt, aus der sich nur Spitzenmusiker bedienen können.

Immer wieder verknüpften die vier ihr erlesenes Programm mit sympathischen, augenzwinkernden Ansagen mit ernstem Hintergrund. Antiochia etwa im türkisch-syrischen Grenzgebiet hatte gleichzeitig eine Moschee, eine Synagoge und eine christliche Kirche – „ein Musterbeispiel an Toleranz“, bemerkte Francel. Das gleichnamige Stück erinnerte eindringlich daran, dass das Weihnachtsfest nicht nur aus Christstollen, Gänsebraten und adventlicher Hektik besteht.

Reinhold Schmid

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