Das Gedächtnis des Tegernseer Tals

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Unter der Dachschräge ist das Archiv des Museums Tegernseer Tal untergebracht. Zwischen Birgit Halmbacher und Edmund Schimeta ist eine Büste des Gastwirts und Metzgers Joseph Obermayr zu sehen. © Stefan Schweihofer

Es ist das Gedächtnis des Tegernseer Tals: Der Altertums-Gauverein Tegernsee kann aus einem gewaltigen Fundus schöpfen. Einblick gibt es hier nur ausnahmsweise.

Tegernsee – Es ist eine unscheinbare Tür, hinter der sich ein gewaltiger Fundus verbirgt. Nur die vielen Zeitungsausschnitte aus der Tegernseer Zeitung, mit denen sie beklebt ist, deuten auf ihre Bedeutung hin. Wer durchs Museum Tegernseer Tal streift, geht daran vorbei und schaut oft länger hin. Geöffnet wird diese Tür für die Besucher jedoch nie. „Das ist unser Archiv“, sagt Birgit Halmbacher, Vorsitzende des Altertums-Gauvereins Tegernsee, Träger des Museums. Für den Fotografen öffnet sie die Tür auch eher zögerlich: „Sieht nicht so schön aus.“

Der Raum unter der Dachschräge ist bis auf den letzten Zentimeter mit Regalen bestückt, allesamt vollbeladen. Ausgaben der Tegernseer Zeitung seit dem Jahr 1890 finden sich hier, sorgsam beschriftete und säurefest folierte Postkarten, Dokumente noch aus Klosterzeiten oder eine Büste des Gastwirts und Metzgers Joseph Obermayr aus Gmund, dem schon eine ganze Ausstellung gewidmet war. Unter dem Fenster steht ein ziemlich betagter Schreibtisch.

Hier sitzt Museumsleiter Edmund Schimeta (72) sehr oft, so wie Kirchenhistoriker Roland Götz. Die beiden sichten Dokumente, bewerten, ordnen ein. „Ich bin eigentlich jeden Tag da“, sagt Schimeta. Allerdings verlegt er seinen Arbeitsplatz im Winter meist in einen anderen Raum: „Hier gibt‘s keine Heizung.“

Ausstellung zeigt nur Bruchteil der Sammlung

Er blättert im jüngsten Neuzugang. Es ist das in Leder gebundene Auftragsbuch eines Tegernseer Schlossers für die Jahre 1914/1915. In sauberer Handschrift hat der Handwerksmeister dort seine Arbeiten dokumentiert. Eine Erbin hat das historische Stück ins Museum gebracht. Seit jeher sammelt der 1903 gegründete Altertums-Gauverein, was für die Nachwelt vielleicht von Interesse ist. „Da hat sich unheimlich viel angesammelt“, sagt Halmbacher. Und immer wieder gibt‘s neue Schenkungen.

Die Dauerausstellung zeigt nur einen Bruchteil davon, aus dem gewaltigen Fundus bestückt der Verein ständig wechselnde Sonderausstellungen. Zuletzt war es eine Schau zum Forsthaus Valepp. Nach dessen Wiedereröffnung, so Schimeta, habe es sich angeboten, den Bogen zu spannen und die historischen Bilder zu zeigen.

„Wir schauen halt immer, was sich thematisch anbietet“, erklärt Halmbacher. Oft ist ein Jubiläum Anlass für eine Sonderausstellung. 2025 ist das anders: Im Fokus wird das Kommunale Denkmalkonzept der Stadt Tegernsee stehen. Das Team des Tal-Museums zeigt den steten Wandel einer Stadt. Zu den Exponaten gehört ein großes Stadt-Modell aus Gips, das lange im Depot stand und jetzt restauriert wird. Es dokumentiert eine Idee aus den 1930er-Jahren, die nie umgesetzt wurde: eine in die Bergwelt geschobene Umgehungsstraße für Tegernsee mit einer gigantischen Brücke übers Alpbachtal. Zwischen Gmund und Tegernsee sollte sie von der jetzigen Bundesstraße nach oben führen und bei Tuften wieder abwärts.

Eine Aufgabe für Generationen

Das Depot befindet sich übrigens nicht im Museum selbst. Dort ist kein Platz für die gewaltige Fülle an Dingen, weshalb es ausgelagert wurde. Für Ausstellungen kann der Altertums-Gauverein aus dem Vollen schöpfen. Dabei gehe es nicht darum, sehr viel zu zeigen, erklärt Halmbacher: „Die Kunst ist, einen roten Faden zu finden, die Geschichte zu erzählen und mit Objekten zu dokumentieren.“ Damit das gelingt, sitzt Schimeta, der das ganze Jahr über Führungen durchs Museum anbietet, viele Stunden lang am Schreibtisch. Im Tal-Museum hat er schon als Schüler und Student mitgearbeitet, als Rentner widmet er seiner Leidenschaft noch mehr Zeit. Aber inzwischen hilft der Computer. „Das macht es viel einfacher“, schwärmt Schimeta. Jedes Stück wird digital erfasst und lässt sich so leicht finden. Seit 2021 läuft ein Inventarisierungsprogramm, um den gesamten Fundus zu dokumentieren. Doch angesichts der Masse ist kein Ende absehbar, wie Halmbacher sagt: „Da werden noch Generationen dran arbeiten.“

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