Kommunales Denkmalschutzkonzept in Tegernsee: Schilderung des Sachstandes
Im Rahmen der Tegernseer Woche wurde am Samstag (5. Oktober) im Museum Tegernseer Tal der Sachstand zum kommunale Denkmalschutzkonzept vorgestellt.
Tegernsee – Sowohl Elisabeth Heider vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege als auch Bürgermeister Johannes Hagn betonten, dass sich Tegernsee keine zweite Glentleiten werden soll. Wie Heider in ihrem Vortrag vor rund 50 Zuhörern erklärte, ist es Ziel dieses durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege entwickelten, dreistufigen Konzeptes, mittels detaillierter Bestandsaufnahme alle verfügbaren Informationen zu Bau- und Bodendenkmälern als auch ortsbildprägenden Gebäuden und Plätzen zu sammeln und aufzubereiten.
„Orte verändern sich und sind kein Museum. Meist geht es langsam mit einem Abriss und Neubau da oder einem Umbau dort. Das Konzept soll festhalten, welche ortsbildprägenden Gebäude oder Plätze den Ort Tegernsee besonders machen, ihn definieren und wie diese in einem ganzheitlichen städtebaulichen Ansatz Berücksichtigung finden können“, erklärte Heider. Die Module 1 „Denkmalwerte“ und 2 „Planungsebene“ stehen kurz vor dem Abschluss. Das Modul 3 „Angebotsebene“ mit Nutzungskonzepten, Voruntersuchungen und Finanzierungen wird erst auf Antrag der Stadt durchgeführt.
Mit „Tegernsee ist nicht nur die Rosenstraße“, erinnerte Hagn, dass an der Hauptstraße der Einzelhandel wegen fehlender Parkplätze fast ganz zum Erliegen kam und bei vielen Bauprojekten in ganz Tegernsee sehr oft der Denkmalschutz eine Rolle spielt. Daher komme es oft zu relativ langen Verfahren. Deshalb hatte sich der Stadtrat Anfang 2022 entschlossen, auch auf Anraten des Kreisbaumeisters, ein solches Konzept in Auftrag zu geben.
Fehlende Parkplätz für Einzelhandel an der Hauptstraße
Als Grundlage für die Erfassung und Analyse der Objekte wurde laut Heider unter anderem der im Geoportal Bayern öffentlich einsehbare Bayernatlas herangezogen. Hinzu kamen alte Karten, Kataster, historische Bilder und Stiche aber auch Grabungsergebnisse. „Bekanntlich datiert die Gründung des Klosters auf 746, wir beziehen uns aber auf das Jahr 1861, weil ab dieser Zeit eine deutliche Entwicklung vor allem im Norden stattgefunden hat.“ Weil die Nachverdichtung nicht zentral vom Kloster ausging, sondern an verschiedenen Bereichen unabhängig stattfand, wurden acht Bereiche festgelegt.

Neben der Rosen-, Haupt- und Hochfeldstraße sind dies die innerörtlichen Großbauten, das Areal mit Rathaus, Schloss und Seestraße und der Alpbach mit seiner starken Höhenentwicklung und dem Übergang in den Naturraum. Schließlich werden noch die Südliche Bahnhofstraße und Am Brand sowie die Nördliche Bahnhofstraße mit dem denkmalgeschützten Bahnhof betrachtet. Auf die Frage aus dem Publikum, warum denn nicht auch die Point „als schönster Fleck Tegernsees“ mit aufgenommen wurde erwiderte Historiker Roland Götz, dass dies aus Kosten- und Kapazitätsgründen erst einmal unterblieb. Heider ergänzte, dass das kommunale Denkmalschutzkonzept (KDK) zukünftige Projekte auch nicht ausschließe.
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Bürgermeister Hagn beruhigt das Tegernsee keine zweite Glentleiten wird
Hagn betonte, dass das KDK keine Planung ist, die direkt etwas auslöst, sondern eine Sammlung fundierten Wissens darstellt, die Stadträten künftig langfristig als Entscheidungshilfe zur Verfügung stehen soll: „Die meisten von uns sind keine Spezialisten. Wir wollen und müssen aber gute Entscheidungen treffen, die über ein gefällt mir oder gefällt mir nicht, hinausgehen. Wir haben uns da in der Vergangenheit in manchen Bereichen echt ins Knie geschossen.“
Die Hausbesitzer forderte er zur Besonnenheit auf. „Wenn ein Gebäude als ortsbildprägend ausgemacht ist, heißt das bitte nicht, es möglichst schnell abzureißen und neu zu bauen. Bevor es im schlimmsten Fall verschwindet, sollte es zumindest vorher dokumentiert werden“, sagte Hagn und hob die positive Seite hervor: „Die Deklaration kann auch helfen, im Fall einer Sanierung professionelle Hilfe oder Begleitung zu bekommen.“
Die Befürchtung einer Tegernseerin, dass mit dem KDK die Entwicklung Tegernsees auf Generationen hin gebremst werde, zerstreute Hagn: „Wir werden keine zweite Glentleiten unter der Glaskuppel.“ Vielmehr zeige der Bau des neuen Feuerwehrhauses, dass das Gegenteil der Fall sei: „Wir haben zwei Jahre nach einem Alternativstandort gesucht, aber keinen gefunden und schließlich neu gebaut.“ Alles zu erhalten werde und könne laut Hagn auch nicht gelingen, wie die dreifach-Turnhalle neben dem Kloster zeigt, die „kein optisches Schmankerl, aber notwendig“ ist.
Hagn bittet um Geduld der Einwohner
Weil die die Umsetzung des gesamten KDK auf einen Schlag aus Kosten- und Personalgründen ohnehin nicht möglich ist – allein die Sanierung der Leebergstraße soll den Haushalt auf Jahre binden – bat Hagn um Geduld und bei der Beurteilung einzelner Stadtratsbeschlüsse und um Betrachtung des Ganzen und nicht nur des eigenen Bereiches: „Es geht nur eins nach dem anderen.“
Zum Abschluss der Veranstaltung lud Götz die Bevölkerung zur nächsten Sonderausstellung mit dem Thema KDK vom Mai bis Oktober 2025 ins Museum Tegernseer Tal ein. Auf großen Plänen soll dann gezeigt werden, wie die acht Bereiche genau aussehen: „Bis dahin sind die Module 1 und 2 abgeschlossen und ist sichergestellt, welche Themen und Denkmäler in künftige Überlegungen eingeschlossen werden sollen.“
Auch das zu Grunde gelegte Urkataster, viele historische Bilder und Postkarten und vielleicht sogar das derzeit noch recht ramponierte Modell Tegernsees aus der Vorkriegszeit sollen dann zu sehen sein. Letztlich, so Götz, bleibe es aber dem Stadtrat nicht erspart, dann „zwischen KDK, Brandschutz, Sturzflutmanagement, Verkehrsbedürfnissen, Energieeinsparungen und der Schaffung von Wohnraum die richtigen Abwägungen zu treffen, wie es in Tegernsee städtebauplanerisch weitergehen soll“. Helmut Hacker
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