Wirklich schon 350 Jahre Stadttheater? Weilheim feiert eine kuriose Zahl

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Großes Jubiläum: Weilheim feiert eine kuriose Zahl

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Ein Schatz wie ihn nur wenige Kleinstädte haben: Das Weilheimer Stadttheater, zentral gelegen zwischen Fußgängerzone und der Kirche St. Pölten (im Hintergrund zu sehen). © Ralf Ruder

„350 Jahre Stadttheater Weilheim“: Es ist wahrlich ein außergewöhnliches Jubiläum, das die Kreisstadt 2026 feiern kann. Örtliche Kulturmacher bereiten dafür bereits eine ganz besondere Gemeinschaftsproduktion vor.

350 Jahre Stadttheater, kann das wirklich sein? Nun, es ist nicht so, dass das schmucke Theater neben der Stadtmauer tatsächlich schon vor 350 Jahren, also zur Barockzeit, gebaut worden wäre. „Die kuriose Jahreszahl ergibt sich aus der Summe dreier anstehender Jahrestage“, erklärt Theaterleiter Andreas Arneth: 1826 wurde der erste Theaterbau am heutigen Platz begründet, 1926 ein neues Theatergebäude eingeweiht und 1976 der Theaterbau saniert, wie er heute besteht. Somit sind 2026 also ein 200-jähriges, ein 100-jähriges und ein 50-jähriges Jubiläum zu begehen – zusammengerechnet eben ein 350-jähriges.

Stadttheater Weilheim: „Die Geschichte muss zum Teil neu geschrieben werden“

„Wenn wir schon so antik sind, dann machen wir doch einen Werbegag daraus“, erläuterte Arneth am Mittwoch (7.Mai) im Hauptausschuss des Weilheimer Stadtrates die Idee der „350 Jahre“. Zu erzählen gebe es ja reichlich. Gemeinsam mit Stadtarchivar Dr. Joachim Heberlein will er kommendes Jahr in einer Ausstellung die reiche Geschichte des Stadttheaters darstellen. Dafür habe der Archivar neben den bekannten Fakten rund um das Theater – die schon beeindruckend genug wären – noch „viel Unbekanntes ausgegraben“. Dank neuer Erkenntnisse könne er inzwischen „ein halbes Jahrtausend Theaterspielen in Weilheim nachweisen“, bestätigte Heberlein in der Sitzung. Diesbezüglich müsse „die Geschichte zum Teil neu geschrieben werden“.

Doch es bleibt nicht beim Blick zurück. Das Stadttheater soll 2026 auch mit einer ganz besonderen Jubiläumsproduktion gefeiert werden: einem Gemeinschaftsprojekt verschiedener Weilheimer Institutionen und Kulturmacher. Mit im Boot sind der traditionsreiche Weilheimer Chorkreis – der von 1923 bis 1926, damals noch unter den Namen „Liederkranz-Orchesterverein Weilheim“, das Stadttheater umgebaut hat –, die „Weilheimer Festspiele“ um Regisseurin Yvonne Brosch sowie Florian Appel, der Dirigent des hiesigen Kammerorchesters. Sie wollen im Jubeljahr das berühmte Singspiel „Im Weissen Rössl“ auf die Bühne bringen.

Team für Im Weissen Roessl zu 350 Jahre Stadttheater
Sie engagieren sich zum Jubiläum „350 Jahre Stadttheater“ – mit einer Ausstellung zur Theatergeschichte und dem Singspiel „Im Weissen Roessl“: (v.l.) Florian Appel (Dirigent Kammerorchester), Elisabeth Reitzer (Dirigentin Chorkreis), Theaterleiter Andreas Arneth, Yvonne Brosch (Festspiele), Stadtarchivar Joachim Heberlein und Ingo Remesch (Vorsitzender Chorkreis). © Magnus Reitinger

Gemeinschaftsproduktion als „Highlight für die Stadt“

„Das wird ein Highlight werden für die Stadt“, versprach Arneth im Hauptausschuss. Und er fügte hinzu: „Ich denke, wir brauchen auch wieder eins.“ Das Stadttheater müsse nach der schwierigen Zäsur durch die Corona-Pandemie neue Aufmerksamkeit bekommen, „auf Zukunft hin, auch bei jungen Leuten, nicht nur als Zuschauer, sondern auch als Kulturmacher“, betonte der Theater-Chef. In diesem Sinne freue er sich, dass aktuell „auch die Schulen wieder vermehrt im Stadttheater sind“. Und in seinen Bogen von der Historie in die Zukunft schloss er explizit auch den Heimat- und Trachtenverein Weilheim ein, „der sich lange um dieses Haus gekümmert hat“.

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Eingebettet wird das Jubiläumsstück „Im Weissen Rössl“ ins städtische Kulturprogramm 2026, zu dem neben den Festspielen auch Theater-Gastspiele. das Jazzfestival „Ammertöne“ und Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Verein „Freunde des Weilheimer Theaters“ gehören. Um dafür Planungssicherheit zu haben und weil Musiktheater auch finanziell besonders aufwändig ist, bat Arneth jetzt schon um Zustimmung im Hauptausschuss. Dieser sagte einstimmig den beantragten Zuschuss von 237.000 Euro für 2026 zu – was in der üblichen Größenordnung der vergangenen Jahre fürs Gesamt-Kulturprogramm liegt. Doch tatsächlich kostete die Stadt das Programm stets viel weniger, weil natürlich die Einnahmen verrechnet werden. Insgesamt 120.000 Euro werde das Defizit 2026 betragen, so Arneths Kalkulation, zwei Drittel davon für die Festspiele inklusive „Weissem Rössl“.

Stadttheater ist „eines der Alleinstellungsmerkmale Weilheims“

Das sei „im Vergleich sehr, sehr günstig für eine solche Produktion“, erläuterte Florian Appel, und nur möglich, weil das Ganze „aus der Mitte unserer Stadt kommt“, mit vielen ehrenamtlichen Kräften. Man dürfe dafür „nicht den Peter-Alexander-Film im Kopf haben“, warb der Orchesterleiter fürs „Weisse Rössl“: „Das ist eigentlich ein sehr modernes Stück mit wirklich toller Musik. Das wird eine Produktion, die Weilheim zum Glänzen bringt und uns alle mit der Stadt verbindet.“

Die Stadträte im Ausschuss hatten daran keinen Zweifel, quer durch die Fraktionen gab es am Mittwoch Lob für Weilheims Theatermacher und das vorgestellte Jubiläumsprojekt. „Da steckt so viel Arbeit drin, vor allem ehrenamtliche Arbeit, das kann man sich gar nicht vorstellen“, würdigte Kulturreferentin Ragnhild Thieler (BfW). Das Stadttheater sei „eines der Alleinstellungsmerkmale Weilheims“, betonte Klaus Gast (CSU), und die Gemeinschaftsproduktionen wie etwa die „Weilheimer Passion“ 2010 stets „die Highlights des Kulturlebens“ gewesen. Bürgermeister Markus Loth (BfW) dankte deshalb schon mal allen, die im Jubiläumsjahr 2026 mitwirken. So viel Engagement sei „nicht selbstverständlich“, sagte der Rathaus-Chef – und: „Ich freu‘ mich schon drauf.“

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