Neue Heimat für besondere Filme: Bekannter Regisseur will sich engagieren

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„Ein stummer Hund will ich nicht sein“: So heißt die neue Doku, die der Seeshaupter Filmemacher Walter Steffen bei Roswitha Zellner im Weilheimer Kinocenter Trifthof präsentierte. © Magnus Reitinger

Ein sehenswerter Film über einen Pfarrer, dessen Zivilcourage in der NS-Zeit uns heute Vorbild sein kann. Dazu eine lockere Plauderei mit dem Regisseur. Der Besuch von Walter Steffen im Trifthof-Kino war nicht nur spannend – er begründet wohl auch eine neue Reihe in Weilheim.

Die Besucher dieser ganz besonderen Vorstellung im Weilheimer Kinocenter Trifthof hatten ihn noch gar nicht gesehen, da wussten sie doch schon eine ganze Menge über diesen Film. Zum Beispiel, dass Filmemacher Walter Steffen aus Seeshaupt fast drei Jahre zu dieser Doku überredet werden musste, weil er doch eigentlich gar keinen Film mehr als Autor, Regisseur und Produzent in Personalunion machen wollte. Zu aufreibend das finanzielle Risiko, das damit stets verbunden ist; zu groß auch die psychische Belastung vor allem bei Filmen über die Nazi-Zeit.

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Und doch ist der 70-Jährige froh, dass sein Freund und Co-Autor Gerd Holzheimer nicht locker ließ und also noch ein weiterer, der insgesamt 16. abendfüllende Dokumentarfilm Marke Steffen entstanden ist: Er heißt „Ein stummer Hund will ich nicht sein“ und dreht sich um Pfarrer Korbinian Aigner, der 1885 bei Freising geboren und 1941 von den Nationalsozialisten ins KZ Dachau gesteckt wurde, weil er das Elser-Attentat auf Hitler nicht verdammen wollte. Aigner ist für Steffen „ein stiller Held, der Haltung bewiesen hat, ein wahrhafter Mensch, der uns heute ganz besonders inspirieren kann“. Er habe das Lager überlebt, „weil er dem tödlichen Grauen das Leben entgegengesetzt hat“ und zwischen den KZ-Baracken unentdeckt neue Apfelsorten züchtete. Eine dieser Sorten, Korbiniansapfel genannt, wird heute weltweit als Baum der Erinnerung gepflanzt.

Regisseur bei Vorführung in Weilheim vor Ort

Kurz vor dem 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus, dem 8. Mai, kam der Film nun in die Kinos, und in einer der Vorstellungen im Trifthof-Kino präsentierte ihn Walter Steffen diese Woche persönlich. Weil er am selben Abend auch noch in Garmisch ein Filmgespräch hatte, sprach er in Weilheim vor der Vorführung. Er verriet auf eine Besucherfrage, dass die Produktion letztlich nur möglich war, weil ein Großteil der Mitwirkenden, auch er selbst, auf ihr Honorar verzichtet hätten und so die Kosten auf 130 000 Euro gedrückt werden konnten. Und dass bei der Entstehung wieder – wie bei all seinen Filmen – „ganz viele glückliche Fügungen“ zusammenkamen.

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Offen auch für Schulvorstellungen

An Pfarrer Aigner imponiere ihm, dass dieser „couragiert seine Meinung äußerte und dabei immer voller Respekt für sein Gegenüber blieb“, erklärte der Filmemacher. Auch in diesem Sinne sei ihm der Satz „Ein stummer Hund will ich nicht sein“ im Zuge der dreijährigen Arbeit am Film immer wichtiger geworden. „Wir müssen was tun“, so Steffens Überzeugung angesichts des Wiedererstarkens rechter, ausgrenzender Kräfte. „Aber wir müssen nicht immer auf Demos gehen und Schilder hochhalten“, so Steffen, „sondern auf Leute in der Nachbarschaft zugehen“.

Insbesondere für Schulvorstellungen habe er diesen Film letztlich gemacht, sagte der Regisseur. Das Trifthof-Kino sei bereit für solche, ergänzte Inhaberin Roswitha Zellner, Lehrkräfte sollten sich bei Interesse einfach melden. Zwar hätte der 105-minütigen Doku dafür noch etwas Raffung gut getan, doch der gelungene Mix unterschiedlicher filmischer Mittel kommt auch den Sehgewohnheiten Jugendlicher durchaus entgegen. Da gibt es Spielfilmszenen (neben Hauptdarsteller Karl Knaup tritt etwa der Seeshaupter Schauspieler Ferdinand Dörfler als Richter auf) sowie Animationen im Stil einer Graphic Novel. Und in Interviews kommen beispielsweise Schüler einer deutschen und einer israelischen Schule bei gemeinsamer Projektarbeit auf dem Jüdischen Friedhof Gauting zu Wort.

Spielfilmszenen und Animationen

Im Kinocenter Trifthof ist der Film ab 8. Mai nochmals zu sehen. Steffens Besuch dort war zugleich der Startschuss für eine Reihe mit besonderen Filmen. Damit will Zellner demnächst eine Lücke füllen, die in Weilheim mit Schließung des auf Arthouse-Filme spezialisierten Starlight-Kinos entstanden ist. „Ich geh‘ ja jetzt dann in den Ruhestand, vielleicht können wir hier so was einführen wie einen ,Film des Monats‘ mit Gespräch“, sagte Steffen und appellierte an die Besucher: „Sagt es einfach weiter, dass man jetzt auch im Trifthof Programmkino sehen kann.“

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