Freinacht-Wahnsinn in Penzberg: Kein Maibaum geplant, vier aufgestellt
Spott aus Antdorf und Jungritter in Aktion: Nachdem der Stadt das Geld für eine ordentliche Maibaum-Aufstellung fehlt, herrschte in der Freinacht rege Betriebsamkeit auf dem Stadtplatz.
Wer in der Freinacht noch spät im Penzberger Zentrum unterwegs war, war sicherlich erstaunt über die ungewöhnlichen Aktivitäten auf dem Stadtplatz. Mit schwerem Gerät, Bagger, Traktoren und einer krumm gewachsenen Fichte, die zur Hälfte weiß blau bemalt war, rückte ein Trupp an – neun „Schandbaum“-Aufsteller aus Antdorf. Schnell wurde der beachtlich hohe Baum aufgestellt.
„Verziert“ wurde er mit Konterfeis einiger Penzberger Stadträte sowie einer Reihe spöttischer Verse. „Er kann als Maibaum sowie als Christbaum, aber auch als Nistplatz für den städtischen Pleitegeier, Rutschenturm fürs Piorama, Ökologischer Ausgleichsbaum für den abgeholzten Nonnenwald oder auch als Wahrzeichen für die Landesgartenschau genutzt werden“, so die Aufsteller auf Nachfrage der Heimatzeitung.

Gesellschaft bekam er durch zwei kleinere Bäume. Einen davon hatten auch jemand aus Antdorf aufgestellt, einen weiteren „Maibaum“ hatten die „Alpenbuam“ aufgestellt, die auf dem Stadtplatz eine Maifeier (ohne Maibaum) organisiert hatten.
In den frühen Morgenstunden rückten dann auch noch die Jungritter an. Im Gepäck hatten auch sie einen Maibaum – höher als der Baum der Antdorfer – und einen Autokran, der beim Aufstellen eine große Hilfe war, wie man frohgemut aus den Reihen der Jungritter hörte. Mit dabei waren auch einige Stadträte. Die Stadt veröffentlichte auf ihrer Facebook-Seite die Nachricht „Ende gut, alles gut“ und freute sich über einen weiteren Scherz: Denn offenbar hatte der noch bestehende alte Maibaum an der Stadthalle eine Spende erhalten: Ein überdimensionaler Scheck über 500 Euro schwebte dort in luftiger Höhe, dazu die Aufschrift „Tradition ist unbezahlbar“. Ob der Scheck auch mit echtem Geld gedeckt ist?
Auf jeden Fall lockten das schöne Wetter und die beiden Maibäume, beziehungsweise die Nachricht davon, die sich wie ein Lauffeuer in Penzberg verbreitete, zahlreiche Besucher auf den Stadtplatz, wo die „Alpenbuam“ ihr Maibaumfest vorbereitet hatten. Zu den Klängen der Stadt- und Bergknappenkapelle unter der Leitung von Simon Zehentbauer traten die Kinder- und Jugendgruppen sowie die Burschen der beiden Penzberger Trachtenvereine „Loisachtaler Maxkron“ und „Birk’nstoana“ auf.
Von Anneliese Steibli