Das Oberland feiert den Filmemacher, der auch schon Hüttenwirt und Trucker war

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Filmen ist sein Leben: Walter Steffen (l.) 1984 in Südfrankreich zusammen mit Kameramann Harald Seitz. © privat

Er war Hüttenwirt, Hafenarbeiter, Trucker – und wurde dann erfolgreicher Dokumentarfilmer: Nun feiert Walter Steffen aus Seeshaupt seinen 70. Geburtstag, und mehrere Kinos im Oberland ehren ihn mit Retrospektiven.

Ob er in „Bulldogs“ von alten Traktoren und ihren Besitzern erzählt, in „Alpgeister“ an Mythen und Sagen in den bayerischen Alpen erinnert oder in „München in Indien“ den einzigen deutschen Hofmaler der indischen Maharajas porträtiert: Es ist ein breites, ungewöhnliches Spektrum teils abseitig scheinender Geschichten, das Walter Steffen in seinen Dokumentarfilmen beleuchtet. Doch so verschieden sie sind, eines ist ihnen gemeinsam: Es steckt Herzblut drin, wo „Steffen“ draufsteht.

Nach dem Abi absolvierte er sein „Studium des Lebens“

Das hat gewiss auch mit den unkonventionellen Wegen zu tun, die dieser Mann stets ging. Am 9. März 1955 in Oberstdorf geboren, absolvierte er nach dem Abi sein „Studium des Lebens“, wie er es nennt: Er war jüngster Hüttenwirt des Deutschen Alpenvereins in den Allgäuer Bergen, dann Hafenarbeiter in Rotterdam, Fabrikarbeiter, Landvermesser-Gehilfe, er fuhr als Trucker in den Nahen Osten und die arabischen Länder. Schon früh verfasste er kurze Drehbücher und produzierte Super-8-Kurzfilme. Ein Praktikum an den Münchner Kammerspielen und ein Volontariat beim Filmregisseur Michael Verhoeven brachten ihn endgültig zum Film.

Nach Jobs als Aufnahmeleiter, Regieassistent und Imagefilmer schrieb Steffen in den 1990er Jahren mit Co-Autor Manfred Birkl Drehbücher für Film und Fernsehen und entwickelte TV-Serien wie „Edel & Starck“. 2007 gründete er, längst in Seeshaupt ansässig, seine eigene Firma („Konzept+Dialog Medienproduktion“) und realisiert seither als Autor, Regisseur und Produzent vor allem Dokumentationen, die er im Selbstverleih in die deutschen Kinos bringt. 16 abendfüllende Filme sind bis dato entstanden, ein Großteil ohne staatliche Filmfördergelder oder Fernsehbeteiligung.

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Viele seiner Filme wurden ausgezeichnet

Viele von Steffens Dokus haben regionalen Bezug – ohne je provinziell zu sein. Der Filmemacher tauchte ein in die Fischerei rund um den Starnberger See, zeigte in „Bavaria Vista Club“ Oberbayerns zeitgenössische Volksmusikszene, begleitete den letzten Bergsommer eines Schafhirten im Karwendel. In „Endstation Seeshaupt“ dokumentierte er die Geschichte des Todeszugs, mit dem die Nazis im April 1945 etwa 4000 KZ-Häftlinge aus dem Dachauer Außenlager Mühldorf auf eine fünftägige Irrfahrt durch Bayern schickten. Für viele seiner Filme erhielt Steffen Auszeichnungen, er gilt heute als Oberbayerns erfolgreichster Dokumentarfilmer.

Walter Steffen 2018 bei den Dreharbeiten zur Dokumentation „Alpgeister“.
Viele seiner Stoffe findet der Filmemacher Walter Steffen im Alpenraum und im Fünfseenland – hier 2018 bei den Dreharbeiten zur Dokumentation „Alpgeister“. © Konzept & Dialog

„Unser Leben ist um so vieles reicher mit diesem wohligen Raum“

Zu seinem 70. Geburtstag widmen ihm nun einige Kinos im Oberland eine Retrospektive. In den Kinos in Penzberg (Info: www.kinop.de) und Bad Tölz sind Anfang März unter anderem „Fahr ma obi am Wasser“, „Schafstage“ und „Alpgeister“ zu sehen. Ende März/Anfang April zeigen die Kinos in Starnberg und Wolfratshausen weitere seiner Filme. Bei zahlreichen Vorführungen wird Steffen auch vor Ort zum Filmgespräch erwartet.

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Schon seit 65 Jahren sei das Kino für ihn ein Zufluchtsort, sagt der Wahl-Seeshaupter. Und ein Leben ohne diesen mag er sich gar nicht vorstellen: „Unser Leben ist um so vieles reicher mit diesem wohligen, warmen und sicheren Raum, in dem wir gemeinsam in eine geträumte Wirklichkeit, in die Wirklichkeit eines Traums eintauchen und über die Kino-Geschichten und Abenteuer miteinander verbunden sind.“

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