Anwohner protestieren gegen wuchtige Bebauung – Stadt kontert: „Haben leider Wohnungsnot“

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Sie sind mit den städtischen Plänen überhaupt nicht einverstanden: (v.l.) Barbara Koch, Ernst Klauß, Gerhard Danner und Johanna Haslinger-Ledo. Im Hintergrund ist eines der betroffenen Grundstücke zu sehen. © Andreas Jäger

Alles andere als paradiesisch geht's gerade im Paradeis zu: Eine Gruppe von Anwohnern ist verärgert über die Pläne der Stadt Weilheim, auf zwei Wiesen eine wuchtigere Wohnbebauung zu ermöglichen.

Weilheim – „Dichtere Bebauung im Paradeis“: Als einige Bewohner eines Mehrparteienhauses an der Paradeisstraße am 3. Januar diesen Artikel in der Heimatzeitung gelesen haben, ist ihnen vor Schreck fast die Frühstückssemmel aus der Hand gefallen.

Zur Erinnerung: Im Artikel ging es darum, dass der Weilheimer Bauausschuss einstimmig entschieden hat, auf zwei Grünflächen östlich und westlich des Wohnblocks an der Ybelherstraße 4 das „Baurecht zu erweitern“. Konkret heißt das: Bisher wäre dort der Bau von Mehrfamilienhäusern mit einer Maximalgröße von jeweils 10 auf 15 Metern und zwei Vollgeschossen möglich gewesen, nun sollen laut Ansicht der Stadt Bauten mit einer Maximalgröße von zehn auf 18 Metern beziehungsweise zehn auf 20 Metern erlaubt werden. Hinzu kommt: Aus den maximal zwei möglichen Vollgeschossen sollen drei Vollgeschosse plus Penthouse werden. Und, anders als bisher, wäre in diesem Fall auch ein Flachdach gestattet.

Strom- und Heizkosten der Anwohner würden steigen

Das sind Pläne, mit denen sich die Nachbarn der Grundstücke überhaupt nicht anfreunden können. Aktuell blicken sie von ihren Fenstern noch auf die grünen Wiesen – wenn nach den aktuellen Vorstellungen der Stadt allerdings gebaut wird, würden sie stattdessen auf die Wände eines wuchtigen Mehrfamilienhauses schauen. Recht zügig haben sich nach Bekanntwerden der städtischen Pläne Gerhard Danner, Barbara Koch, Ernst Klauß, Johanna Haslinger-Ledo und weitere verärgerte Anwohner zur „Initiative Paradeis“ zusammengeschlossen. Ihre Mission ist klar: Sie wollen die aktuellen Pläne verhindern.

Anfang Februar haben sie ein Flugblatt an alle betroffenen Anwohner verteilt. Darin zählen sie verschiedenste Gründe auf, warum das Ermöglichen dieser „extrem massiven Bebauung“ abzulehnen sei: Durch geringeren Lichteinfall würden die Strom- und Heizkosten der Anwohner ansteigen, der Wert der Wohnungen würde gemindert, die Verkehrsbelastung würde weiter zunehmen und die – angesichts zunehmender Starkregenereignisse notwendigen – Grünflächen würden wegfallen. Ebenfalls nicht zu vernachlässigen ist die Sorge der Anwohner, dass durch den Bau einer Tiefgarage die Nachbargebäude, die in den 60er Jahren erbaut wurden, eventuell in Mitleidenschaft gezogen werden könnten.

Unterschriftensammlung gegen die Pläne

Die betroffenen Anwohner werden von der Initiative aufgefordert, Einwände gegen die Planungen bei der Stadt vorzubringen. Seit 20. Februar ist das nun möglich. Besagte Einwände werden anschließend dem Bauausschuss vorgelegt, der darüber berät und über die Bebauungsplanänderung entscheidet. Das letzte Wort haben schließlich die Mitglieder des Stadtrats.

Neben der Flugblatt-Aktion sammelt die „Initiative Paradeis“ aktuell auch noch Unterschriften gegen die Pläne und versucht, mit den Mitgliedern von Bauausschuss und Stadtrat in Kontakt zu treten.

Übrigens: Auch Alternativen für die Grünflächen haben sich die Mitglieder der Initiative überlegt. Ihr favorisierter Vorschlag wäre, die Wiesen zu erhalten und sie mit Bänken und Wegen zu einem kleinen Park umzugestalten. „Sowas fehlt im Paradeis“, meint Barbara Koch. Sollte das nicht realisierbar sein, könnte sich die Initiative auch vorstellen, dass auf den Flächen altersgerechte Wohnungen für Senioren entstehen. Vier Wohneinheiten würden der Initiative hier vorschweben. Dann könnten die Grünflächen immerhin zum Teil erhalten werden. „Davon würden auch die neuen Anwohner profitieren“, sagt Gerhard Danner.

„Haben leider gewisse Wohnungsnot in Weilheim“

Auch mit Manfred Stork, dem Leiter des Stadtbauamtes, hatten einige Mitglieder der Initiative bereits Kontakt. Im Gespräch mit der Heimatzeitung betont Stork: „Rechtlich gesehen“ seien die Pläne der Stadt „klar zulässig“. Auf den Flächen bestehe Baurecht, das auch erweitert werden könne. Die Potenziale einer Nachverdichtung zur Schaffung von Wohnraum zu nutzen, verlange der Gesetzgeber sogar.

„Dass das subjektiv einigen nicht gefällt, ist nachvollziehbar“, sagt Manfred Stork: Aber die Schaffung von Wohnraum gehe für die Stadt letztlich vor. „Denn wir haben leider eine gewisse Wohnungsnot in Weilheim.“ Die Anlegung eines kleinen Parks, wie von der Initiative gewünscht, würde die Stadt wohl nicht umsetzen. „Würde man von der Bebauung absehen, bleibt wahrscheinlich einfach eine grüne Wiese“, so Stork.

Was die Mitglieder der Initiative unbedingt betonen möchten: „Wir sind nicht auf einem Ego-Trip“, so Johanna Haslinger-Ledo: „Uns ist klar, dass Wohnungen gebraucht werden.“ Aber eine Bebauung in der Form, wie sie die Stadt zulassen möchte, „würde den Charakter des Paradeis komplett verändern“.

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