„Bekommt mehr zurück, als man investiert“ – Alpenverein will weitere Familiengruppen gründen und sucht Leiter
„Nicht wir Eltern nehmen die Kinder mit, sondern die Kinder nehmen uns Eltern mit“: So lautet bei der Peißenberger Alpenvereinssektion das Motto in der Familiengruppe „Frei & Wild“. Die Nachfrage ist groß, weshalb weitere Gruppen aus der Taufe gehoben werden sollen. Dafür sucht der Alpenverein nun nach Führungspersonal.
Matthias Reichhart kennt man in Peißenberg vor allem durch sein kommunalpolitisches Engagement. Für die Grünen sitzt der 46-Jährige im Gemeinderat. Nicht so bekannt ist Reichharts Leidenschaft für das Bergsteigen. Für den Peißenberger Alpenverein ist er als Tourenführer tätig – und viele Jahre war er auch als Leiter der Familiengruppe „Frei & Wild“ tätig. Eine Zeit, die Reichhart gut in Erinnerung bleiben wird, „weil sie meinen Fokus auf das Bergsteigen verändert hat“, wie er selbst betont: „Erwachsene wollen zumeist einen schwierigen Gipfel erklimmen und den sportlichen Erfolg. Kinder hingegen ist das egal, sie wollen Erlebnisse haben.“
Genau diese Erlebnisse in der Natur will die Familiengruppe vermitteln. Kinder und Eltern sollen die Freizeitaktivitäten gemeinsam genießen können – und zwar aktiv. Man dürfe nicht die Vorstellung haben, so erklärt Reichhart schmunzelnd, dass die Kinder an einem Spielplatz neben der Hütte geparkt werden und der Papa sich auf der Terrasse ein paar Weißbier genehmigt. Das Zusammenwirken zwischen Kindern und Eltern spielt schon bei der Ausbildung zur Gruppenleitung eine wichtige Rolle. Christin Schmid und ihr Ehemann Stefan haben vor zwei Jahren auf einer Hütte bei Füssen an einem Lehrgang teilgenommen – gemeinsam mit ihren Töchtern Hannah und Paula. „Wir waren begeistert von der Grundausbildung. Das war wirklich super“, schwärmt Christin Schmid im Rückblick. Man habe gelernt, wie man Kinder in der Natur betreut, wie man sie dazu motiviert, sich am Berg zu bewegen. „Breite Forststraßen sind für Kinder zum Beispiel langweilig. Man muss sich Spiele ausdenken“, erklärt Schmid. Zudem wurden Inhalte in Wetterkunde und Erster Hilfe vermittelt: „Auch den Kindern hat die Ausbildung voll gut gefallen“, erzählt Schmid.
Sie und ihr Mann leiten nun die Familiengruppe. Reichhart ist ausgeschieden, weil seine Tochter und sein Sohn inzwischen aus dem Zielgruppenalter (junge Familien mit Kindern im Alter zwischen zwei und zehn Jahren) hinausgewachsen sind.
Die Sektion lebendig halten
Aktuell sind der Gruppe neun Familien angeschlossen. Die Kapazitätsgrenze ist damit erreicht – obwohl es viele Nachfragen gibt. Der Alpenverein plant deshalb, weitere Gruppen zu gründen. Ziel wäre es, zwei nach Kindesalter gestaffelte Gruppen (zwei bis vier Jahre und fünf bis zehn Jahre) zu installieren. Doch dafür braucht es Eltern, die Führungsaufgaben übernehmen.
„Ich kann nur werben für das ehrenamtliche Engagement“, sagt Reichhart: „Man bekommt viel mehr zurück, als man investiert.“ Während seiner Zeit als Familiengruppenleiter seien „total schöne Freundschaften entstanden“ und es habe „viele bereichernde Erlebnisse“ gegeben. Das kann Susanne Fabel nur bestätigen. „Ich bin lange nur passives Mitglied im Alpenverein gewesen. Dann bin ich mit meinem Mann und meinen Kindern in die Familiengruppe reingewachsen – und heute bin ich zweite Vorsitzende der Sektion.“ „Frei & Wild“ sei ein „wunderbarer Pool“ für den Alpenverein, um neue Leute anzulocken und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken: „So halten wir die Sektion lebendig“, erklärt Fabel.
Die Ausbildung zum Gruppenleiter bezahlt der DAV ebenso wie Fortbildungen. Christin Schmid macht ihr Ehrenamt richtig Freude, „weil man dabei mit seiner eigenen Familie zusammen sein kann“. Auch die Verantwortung, so versichert die 35-jährige Schneidermeisterin, würde sich in Grenzen halten: „Haftungsfragen sind zum Beispiel weniger ein Problem. Es sind ja die Eltern der Kinder dabei.“ Und was muss man für Kriterien erfüllen, um eine Familiengruppenleitung zu übernehmen? Man sollte bergsportbegeistert sein und über eine Grundfitness verfügen – wobei: „Wir machen mit der Gruppe natürlich keine Hochtouren“, stellt Schmid klar. Interessierte können sich in der Geschäftsstelle, Alpspitzstraße 13, melden (08803/5775).